Zirkus Knie in Forchheim: Ein Braunbär auf dem Roller

10.10.2014, 20:21 Uhr
Braunbär Ben ist ausgeliehen - vom Zirkus Alberti, der wiederholt scharfe Kritik von Tierschützern einstecken musste.

© Alexander Hitschfel Braunbär Ben ist ausgeliehen - vom Zirkus Alberti, der wiederholt scharfe Kritik von Tierschützern einstecken musste.

Man darf vor der Realität die Augen nicht verschließen: Barum, Althoff, Sarasani - viele der großen Zirkusunternehmen sind von der Bildfläche verschwunden. Auch kleinere Zirkusunternehmen kämpfen um ihre Existenz. Ein Zirkus ist ein Wirtschaftsunternehmen. Die Kosten für Tiere, Künstler, Werbung, Energie, Standplatzgebühren und vieles mehr wachsen schneller, als die Einnahmen Schritt halten können.

Klein aber fein, mit diesen Adjektiven könnte man den Österreichischen National-Cirkus Louis Knie beschreiben. Zwar assoziiert man mit dem Namen "Nationalzirkus" etwas Großes, Wuchtiges, doch betritt man das Innere des Zirkuszeltes, stellt man fest, dass dem nicht so ist. Es kommt eben nicht immer nur auf die Größe an, sondern in diesem Fall auf den Inhalt, respektive das Zirkusprogramm. Und das kann sich beim Zirkus Knie sehen lassen.

Für ihr Eintrittsgeld bekommen die Besucher hier einiges geboten. Zu sehen ist das Artisten-Ehepaar Roberto und Nadja Frank. Beide stellen ihre körperliche Fitness gleich mehrfach unter Beweis. Weiteres Highlight: die gemischte Tierdressur mit rassigen Hengsten und Kamelen.

Ein Höhepunkt ist mit Sicherheit auch Robertos Auftritt als Hochstapler, bei dem er auf insgesamt sieben aufeinander gestapelten Stühlen, stehend auf vier Sektflaschen in luftiger Höhe unter der Zirkuskuppel, einen Handstand macht. Die Besucher der Premierenvorstellung hatten sichtlich Vergnügen. "Zirkus hab ich eigentlich jeden Tag; aber so einen Zirkus nicht. Das war wieder mal was anderes", sagte eine Besucherin beim Verlassen des Zeltes.

400 Kilogramm schwer

Wie ein Schreiben an die NN-Redaktion zeigt, stößt jedoch der Auftritt des etwa 400 Kilogramm schweren Bären Ben, der dressiert von Tier-Trainer Harry Francesco auf einem überdimensionierten Roller in der Manege seine Runden dreht, nicht nur auf Begeisterung. Ben war bereits im vergangenen Jahr mit dem Zirkus Alberti in Forchheim. Dieser Zirkus ruft regelmäßig die Tierschutzorganisation Peta auf den Plan, welche die Haltungsbedingungen des Braunbären kritisiert. Der Zirkus Louis Knie hat Wagen des Zirkus Alberti angemietet, ebenso den Bären.

Den Vorwurf, beim Zirkus Knie handele es sich in Wahrheit um den Zirkus Alberti und nur der Name sei geändert worden, weist Pressesprecher Wolfgang Frank zurück. "Die Geschäftsführung ist eine andere." Dass Artisten oder Tiere einmal in dem einen, dann wieder in einem anderen Zirkus auftauchten, sei ganz normal. "Man muss dem Publikum ja immer etwas Neues bieten." Ebenso nicht ungewöhnlich sei, dass er selbst vergangenes Jahr noch als Pressesprecher des Zirkus Alberti fungierte, so Frank.

Die wiederholten Vorwürfe von Tierschützern, der Bär werde nicht artgerecht gehalten, weist Frank zurück: "Wir werden jede Woche vom Veterinäramt kontrolliert." Der Bär etwa habe ein Gehege von 100 Quadratmetern - ein Viertel mehr, als gesetzlich vorgeschrieben sei.

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