Nicht nur Kino-Betreiber besorgt

Zu wenig Testmöglichkeiten? Unmut in Forchheimer Innenstadt wächst

3.12.2021, 06:00 Uhr
Zuletzt betrieb die Stadt ein Testzentrum in der Alten Wache am Paradeplatz, nun ist hier das Baustellenbüro eingezogen. Im Hintergrund: der verwaiste Rewe-Markt. 

© Anestis Aslanidis Zuletzt betrieb die Stadt ein Testzentrum in der Alten Wache am Paradeplatz, nun ist hier das Baustellenbüro eingezogen. Im Hintergrund: der verwaiste Rewe-Markt. 

„Warum wird in der Alten Wache nicht wieder getestet?“, fragt eine NN-Leserin. „Kann man nicht den leeren Rewe am Paradeplatz zum Testzentrum machen?“, fragt ein anderer. „Warum unternimmt die Stadt nichts?“, ärgert sich ein weiterer. Inzwischen treffen solche Fragen täglich in der Redaktion ein.

Viele Forchheimer sind derzeit nicht nur genervt, dass sie wegen der 2G-Plus-Regelung für Kultureinrichtungen (wie Kinos) oder Freizeitangebote (wie Fitnessstudios) lange Wartezeiten bei winterlicher Kälte vor den Teststationen in Kauf nehmen müssen. Kritisiert wird auch, dass es in der Innenstadt kein Testangebot gibt.

Vor allem für ältere oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen ist das Testzentrum des Landkreises neben der Herder-Halle am Ende der Ruhalmstraße nicht gerade rasch erreichbar – von den dortigen Warteschlangen ganz abgesehen. Gleiches gilt für die noch weiter entfernte, privatwirtschaftliche Teststation auf dem Globus-Parkplatz. Der Ruf nach Reaktivierung einer zentraleren Teststelle, wie sie die Stadt selbst zuletzt in der Alten Wache am Paradeplatz betrieben hatte, wird lauter.

Das Testangebot in der Alten Wache bestand ab Anfang Mai, die Corona-Lage entspannte sich im Sommer und schließlich beschloss die Staatsregierung, dass keine allgemein kostenlosen Bürgertests mehr angeboten werden sollten. Die meisten kommunalen Zentren, auch die Alte Wache, schlossen. Dann kam die vierte Welle.

Seit Mitte November gibt es die Gratis-Bürgertests wieder – aber noch mangelt es an kommunalen Teststationen, die erst nach und nach wieder hochgefahren werden. In etlichen Gemeinden im Landkreis ist das schon geschehen oder in Planung. In Forchheim nicht. Letzte Verlautbarung aus dem Rathaus: Es sei kein eigenes Testzentrum geplant.

Leidtragende sind auch Menschen wie Manuela Dengler-Redlin, die das Kinocenter in der Wiesentstraße führt, und den ohnehin seit Pandemie-Beginn grassierenden Mangel an Besuchern jetzt, mit 2G-Plus, noch härter zu spüren bekommt: „Viele Leute sind verständlicherweise nicht bereit, sich anderthalb Stunden draußen beim Globus anzustellen, um ins Kino gehen zu können.“

Öffnungszeiten sind wichtig

Von 2G-Plus im gesamten Kulturbereich „sind wir alle überfahren worden“, sagt sie und ärgert sich, dass beispielsweise in der Gastronomie „nur“ 2G gilt, während ihre Gäste geimpft oder genesen und getestet sein müssen. „Und leider ist hier kein praktisches Testangebot in der näheren Umgebung vorhanden“, so Manuela Dengler-Redlin.

Von zentraler Rolle seien zudem die Öffnungszeiten: „Was bringt es einem Berufstätigen, wenn irgendwo um 14 Uhr ein Testzentrum für zwei, drei Stunden aufmacht?“, meint die Kino-Betreiberin. Es wäre „für uns einfach ganz wichtig, dass das Test-Angebot hochgefahren wird – von wem auch immer“.

Das könnte sich auch als vorausschauend erweisen. Denn, dass die Nachfrage nach Tests steigt, sieht man momentan nicht nur an leeren Ladenregalen: Weitere Verschärfungen – wie nach 2G bald 2G-Plus im Einzelhandel (mit Ausnahme von Geschäften für den täglichen Bedarf) oder in der Gastronomie – sind eher wahrscheinlich. Petra Dietzel, Besitzerin des Modeladens La Boutique in der Wiesentstraße und Sprecherin der Händlervereinigung HeimFOrteil, hofft zwar, dass es nicht zu 2G-Plus im Einzelhandel kommt. „Aber sollte es doch geschehen“, so Dietzel, „dann würde ein Testzentrum in der Innenstadt auch uns Händlern enorm helfen“.

In der städtischen Einrichtung in der Alten Wache wurden seinerzeit die Tests von Mitarbeitern des ASB und des BRK durchgeführt. Als sich im November abzeichnete, dass 2G-Plus kommt, sei man zwar in Kontakt mit der Stadt gestanden, auch über die Frage, ob die Alte Wache reaktiviert werden soll – „aber seitdem hat sich nichts getan, wir haben nichts mehr von der Stadt gehört“, erklärt Raimund Schulik vom BRK Kreisverband Forchheim auf Nachfrage.

Generell sei man zusammen mit dem ASB bereit gewesen, das Testzentrum am Paradeplatz wieder hochzufahren. „Wenn die Stadt Forchheim unsere Hilfe braucht, muss sie uns das sagen. Aber wir sind auch nicht dazu da, die Arbeit zu suchen“, so Schulik. Man mache alles, „was die Behörden von uns wollen, aber zuerst müssen sie wollen“. Im Moment habe man jedenfalls auch sonst genug Arbeit, „wir sind im Katastrophenmodus und fahren gerade unsere Kapazitäten in Ebermannstadt hoch – auch um die Kollegen in Forchheim ein bisschen zu entlasten“.

Kein Platz in der Alten Wache

Schulik meint damit vor allem die ASB-Mitarbeiter am Testzentrum des Landkreises in der Ruhalmstraße. Der dortige Leiter Lukas Hänsch hat mit seinem Team jede Menge zu tun und würde sich über weitere Testzentren, die auch vormittags offen sind, durchaus freuen. „Allerdings fällt die Alte Wache als Standort weg“, so Hänsch. Hintergrund: Dort sei inzwischen das Baustellenbüro für die Umgestaltung des Paradeplatzes eingezogen. Das bestätigt auch eine Rathaussprecherin auf Nachfrage.

Alternative Standorte, zum Beispiel Leerstände wie die ehemaligen Rewe-Räume (die jedoch nicht der Stadt gehören), müsste die Stadt planen, so Hänsch. Er erklärt aber auch, dass in den nächsten Tagen und Wochen im gesamten Stadtgebiet weitere Teststationen eröffnen werden, insbesondere auf Supermarktplätzen.

Diese Testzentren werden privatwirtschaftlich betrieben und haben meistens auch schon vormittags geöffnet.

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