Brief an Umweltminister Glauber

Zum Weltgebetstag der Frauen fordern Beteiligte mehr Engagement für Klimaschutz

3.10.2021, 16:16 Uhr
Wunderschön, aber vom Klimawandel stark betroffen: Der Inselstaat Vanuatu im Pazifik. 

© imago images/Westend61, NN Wunderschön, aber vom Klimawandel stark betroffen: Der Inselstaat Vanuatu im Pazifik. 

Vanuatu ist weit weg. Und doch macht das, was der Klimawandel mit dem Inselstaat im Pazifik macht, betroffen: Auf den pazifischen Inseln wüten Zyklone, der Meeresspiegel steigt. „Die Menschen verlieren nicht nur ihre Häuser, die wie Kartenhäuser zusammenfallen. Das Grundwasser versalzt, was die Pflanzen am Wachsen hindert. Hunger ist die Folge“, schildert Katharina Wittenberg die Folgen des Klimawandels auf der anderen Seite der Erde.

Die Gräfenbergerin ist eine der Multiplikatorinnen für das Dekanat Gräfenberg, eine der Frauen, die in ihrem Land die Vorträge und Gottesdienste für den Weltgebetstag der Frauen (WGT) vorbereitet. Sie war auf allen Kontinenten in vielen Ländern, um sich aus erster Nähe über die Probleme der Menschen zu informieren. Nun berichtet sie über Vanuatu, das Land des Weltgebetstags 2021.

Eins vornweg: Der WGT ist nicht nur für Frauen. Aber er wurde vor 140 Jahren in Amerika von evangelischen Frauen gegründet, um sich für Frauen einzusetzen, die es schwer im Leben haben. Davon gibt es auf der ganzen Welt genug. Vor allem in den Drittweltländern gibt es viele Probleme. „In Tansania beispielsweise dürfen sexuell missbrauchte Frauen, wenn sie ein Kind gebären, nicht mehr in die Schule. Die Mädchen verfallen in die Prostitution oder werden mit ihren kleinen Kindern zu Straßenkindern“, sagt Katharina Wittenberg. Der WGT greift diese Nöte auf, die sich um die gesamte Weltkugel ziehen.

Nach Vanuatu konnte Katharina Wittenberg nicht fliegen, Corona machte auch hier einen Strich durch die Rechnung. Vanuatu war das Land, das heuer Hilfeleistung erfahren hat. Dort treffen die Auswirkungen der Klimaerwärmung die Bewohner derart heftig, dass sie in ihrer Existenz bedroht sind. Eigentlich sind es zwei Projekte. Die Hilfeleistungen sehen immer anders aus. Je nach Land und den vorherrschenden Problemen. Dementsprechend wird ein Projekt lange unterstützt, bei anderen Projekten in anderen Ländern wird einmalig geholfen oder den Betroffenen selbst Geld gegeben. Ein Beispiel: So können sich Frauen ein paar Hühner kaufen. Damit erweitern sie ihre Hühnerzucht und können mit dem verdienten Geld das Schulgeld der Kinder bezahlen „Die Bildung ist ein großes Anliegen des Weltgebetstages“, betont Wittenberg. Nicht nur dass den Kindern Wissen vermittelt wird, es werden damit auch deren handwerkliche Arbeiten unterstützt. „Damit die Menschen von ihrer Arbeit leben können“, versichert Wittenberg.

In Vanuatu wird das gesammelte Geld für die vom Unwetterbetroffenen gegeben und an Organisationen, die von den Ehemännern geschlagenen Frauen helfen, ein geschütztes Leben mit ihren Kindern in einem Frauenhaus führen zu dürfen. Wenn ein Zyklon im Anmarsch ist, treffen die Menschen Vorsorge so gut es geht. Da dort vor allem Bananen und Früchte wachsen, werden diese Früchte in Bananenblättern eingewickelt und vergraben. „Wenn der Zyklon vorbei ist und die Menschen nichts mehr zu essen haben, werden diese Überlebenspäckchen ausgegraben“, sagt Wittenberg über die Folgen des Klimawandels.

Dabei könnte gerade Vanuatu ein Vorbild für uns sein: „Seit 2018 gibt es dort ein striktes Plastikverbot. Es gibt keine Styroporbehälter, kein Einweggeschirr, nichts aus Plastik oder Styropor. Und die Verbote sollen noch ausgeweitet werden“, weiß Wittenberg und fragt: „Warum geht das bei uns nicht? Warum läuft das hier so zäh?“

Auch deshalb haben die Frauen den bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber gebeten, dass die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen schafft, um den Klimaschutz voranzubringen. „Es geht hier um CO₂ Emissionen“, sagt Wittenberg. In Vanuatu werden jährlich 0,29 Tonnen CO₂ verursacht, bei uns sind es 9,15 TonnenCO₂ .

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber mit den Engagierten Eva Glungler, Weltgebetstagsbeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB), Stefanie Haagen von der Pazifik-Infostelle von Mission EineWelt und Irene Tokarski, Geschäftsführerin des Deutschen Komitees des Weltgebetstags sowie Katharina Wittenberg aus Gräfenberg, Dekanatsbeauftragte für Mission und Partnerschaft.

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber mit den Engagierten Eva Glungler, Weltgebetstagsbeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB), Stefanie Haagen von der Pazifik-Infostelle von Mission EineWelt und Irene Tokarski, Geschäftsführerin des Deutschen Komitees des Weltgebetstags sowie Katharina Wittenberg aus Gräfenberg, Dekanatsbeauftragte für Mission und Partnerschaft. © privat, NN

"Es ist klar, die pazifischen Inseln leiden unter unserem Ausstoß." Das Anliegen von Wittenberg: „Wir haben unseren Umweltminister gebeten, den Klimawandel so zu behandeln, dass weit entfernten Menschen etwas geholfen werden kann.“ Zusammen mit drei weiteren Frauen konnte sie 1200 Unterschriften an Thorsten Glauber überreichen. Denn: „Wir sitzen alle im gleichen Boot“.

1 Kommentar