Zurück auf Kurs: Lauferlebnisse eines Redakteurs

9.8.2019, 18:15 Uhr
NN-Redakteur Patrick Schroll beim Training.

© Anestis Aslanidis NN-Redakteur Patrick Schroll beim Training.

Ich kann Klugscheißer nicht ausstehen. Und Sie? Haben Sie auch schon mal den Satz gelesen oder gehört, der in etwa so lautete: „In einem Jahr wünscht du dir, du hättest heute damit angefangen.“ Also mit irgendwas angefangen. Nein, nicht das Rauchen, sondern mit was Positivem. Salat statt Burger, trockenes Wasser statt das Feierabendbier, Joggen statt auf dem Sofa gammeln. Ich hasse diesen Satz, diese Fake-Weisheit! Warum? Weil er stimmt! Und mir immer wieder begegnet und dabei vor Augen führt, wie faul ich eigentlich bin. Aufs Sportliche bezogen.

Ja, wenn ich an diesem Tag von vor genau einem Jahr angefangen hätte, fünf Mal in der Woche in die Mucki-Bude zu rennen, könnte ich mir das Pflaster am Beckenrand zum Catwalk machen und mich an den neidischen Blicken aller erfreuen, die sich denken: „Mist, hätte ich nur vor einem Jahr mit meinem Vorsatz angefangen.“
Ich hatte schon damit abgeschlossen, dass ich diesen Satz einmal in meinem Leben positiv besetzen und sagen würde: „Ich bin froh, dass ich vor einem Jahr damit begonnen habe.“ Und jetzt kann ich es! Ta ta ta! Damit darf ich offiziell Klugscheißer sein.
Denn vor einem Jahr habe ich damit begonnen, abgesehen vom Pflicht-Sport zur Schulzeit, freiwillig die Laufschuhe zu schnüren. Von ein paar krankheits- und motivationsbedingten Zwischenpausen abgesehen.


Erinnern Sie sich noch, wie das bei mir los ging? In der starken Frühlingssonne in Kroatien, als ich nach weniger als zwei Kilometern kurz vorm Umfallen war. In diesem Moment damals kam mir dieser Satz in den Kopf, und ich habe ihn verflucht und mich wahnsinnig über mich selbst geärgert, weil ich wusste, wo ich in einem Jahr stehen würde: Stehen und eben nicht laufen.

52 Mal habe ich mich während meinen vergangenen Laufjahres auf die Piste gewagt und habe dabei ziemlich genau 334 Kilometer – inklusiver zweier Wettkämpfe – hinter mir gelassen. Das hätte ich nicht ohne die Motivation von Freunden und Familie geschafft, die mich immer wieder anspornen und ohne die mancher Kilometer gar nicht zustande gekommen wäre. Und auch die vielen lieben Rückmeldungen von NN-Lesern will ich nicht unerwähnt lassen. Daher teile ich diesen meinen persönlichen Erfolg mit Ihnen! An dieser Stelle beste Grüße an Heidi in Auerbach, die mich fleißig verfolgt. Vielleicht demnächst ja auch einmal auf der Lauf-Strecke?

Gelernt habe ich eines: Das dumme Sprüche nicht immer dumm sind, sondern auch einen wahren Kern haben. Ich kann deshalb nur wärmstens empfehlen, egal was Sie sich schon immer vorgenommen haben, machen Sie es einfach. Jetzt sofort, spätestens morgen. Es gibt keine Ausreden, nur den inneren Schweinehund. Und suchen Sie sich Verbündete, die Ihnen den notwendigen Tritt geben, wenn Sie mit ihrem neuen Vorhaben außer Tritt kommen. Nicht zu unterschätzen sind kleine Ziele. Sie zu erreichen, motiviert ungemein. Aber: Lassen Sie es langsam angehen und machen Sie es vor allem nur für sich, sonst können Sie es gleich lassen. Wirklich.

Ob lauftechnisch in meinem zweiten Jahr der große Wettbewerb dabei ist, weiß ich noch nicht. Ist mir auch nicht so wichtig. Dranbleiben heißt das Motto. Auch ohne Wettkampf gehe ich mit Ansporn an die Sache und habe mir für das Jahr 2019 vorgenommen, 350 Kilometer zu laufen. Zur Mitte des Jahres liegen bei mir erst magere 82 Kilometer auf dem Zwischenkonto. Deshalb lasse ich keine Ausrede gelten und laufe gleich nach Feierabend los. Hitze hin oder her.

Keine Kommentare