Fränkische Initiative kämpft um Wäldchen - und ruft Söder zur Hilfe

17.8.2019, 14:58 Uhr
Bereits im vergangenen Jahr hatte der Eigentümer im Josef-Schlosser-Wäldchen auf eigene Faust einzelne Rodungen vornehmen lassen.

Bereits im vergangenen Jahr hatte der Eigentümer im Josef-Schlosser-Wäldchen auf eigene Faust einzelne Rodungen vornehmen lassen.

Wie mehrfach berichtet, gibt es eine rege Diskussion um neue Flächen für Wohnbebauung. Da in Feucht dafür nur begrenzt Möglichkeiten vorhanden sind, eine Mehrheit im Marktgemeinderat allerdings von der Notwendigkeit überzeugt ist, mehr günstigen Wohnraum schaffen zu müssen, hatte man in Feucht und Moosbach verschiedene Ortsränder ins Auge gefasst, die bebaut werden könnten und zunächst in den neuen Flächennutzungsplan aufgenommen werden sollten.

Bürgeinitiative wehrt sich

Dagegen wehrte sich die BI Pro Grün mit verschiedenen Aktionen. Zum einen tat sie ihre Meinung auf den diversen Info-Veranstaltungen der Gemeinde kund, zum anderen wurde mit groß angelegten Unterschriftensammlungen, Lichterketten und Informationsständen versucht, die Bevölkerung zu sensibilisieren.

Das Wäldchen am Josef-Schlosser-Weg ist und bleibt jedoch umstritten. Den Vertretern der Bürgerinitiative ist dieser Baumbestand sehr wichtig. Die Argumente sind vielfältig: Es geht darum, Waldflächen in Wohngebieten als Temperaturregulativ in Hitzeperioden zu erhalten, die dort ansässigen Arten zu erhalten, einen Lärm- und Abgasschutz gegenüber der nahen Autobahn zu bewahren und nicht zuletzt darauf zu verzichten, ein Stückchen wertvolles Naherholungsgebiet zu vernichten.

Unterstützung der Grünen und des Marktgemeinderates

In der Diskussion pro und contra Wäldchen ergaben sich bisher besondere Allianzen. So kann die BI mit der Unterstützung der Grünen und der Franken im Marktgemeinderat rechnen, während die übrigen Fraktionen beziehungsweise Splittergruppen sich für eine Aufnahme in den Flächennutzungsplan als potenzielles Baugebiet aussprechen, die SPD allerdings unter dem Vorbehalt, dass dort geförderte Sozialwohnungen entstehen.

Wobei noch gar nicht geklärt ist, ob dies an jener Stelle überhaupt möglich ist, da der Wald in Privatbesitz ist und es keine Vorverträge gibt, die die Nutzung klären, wie Vertreter der BI darlegen.

Demogarphischer Wandel gegen Wohnungsmangel

Zusätzlicher Wohnraum ist aus BI-Sicht aber gar nicht nötig. "Durch den demografischen Wandel werden bald viele Wohnungen in Feucht frei werden, die dann von Jüngeren bezogen werden können", vertritt Elli Feuchtmeier die Ansicht der Bürgerinitiative.

"Feucht kann ja nicht ewig wachsen, und irgendwann muss man entscheiden, was wichtiger ist", so die Feuchterin. "Wir sagen: Natur erhalten und nicht schon jetzt Grund und Wald verschenken", gibt sie sich kämpferisch im Namen der Bürgerinitiative. Man sollte erst einmal eine gründliche Bestandsaufnahme machen und festlegen, wo was vorhanden ist und wo man noch Wohnraum generieren kann, ohne Bäume zu fällen.

Diskrepanz in der Partei

Die Feuchter CSU kann dem nicht vorbehaltlos zustimmen. Und hier sehen die Mitglieder von Pro Grün eine deutliche Diskrepanz zwischen den Christsozialen auf kommunaler Ebene und der Staatregierung. Die Ankündigung von Ministerpräsident Söder, die Klimaschutz-Funktion des Waldes höher zu bewerten als seine Rolle als Wirtschaftsfaktor bei der Holzproduktion, ließ die BI hellhörig werden.

Wenn es der Chef der bayerischen CSU mit seiner Ankündigung, in den nächsten fünf Jahren 30 Millionen Bäume zu pflanzen, ernst meint, dann müsste er doch auf ihrer Seite stehen, urteilt man bei Pro Grün, hat sich hingesetzt und Söder einen Brief geschrieben.

Söder: "Wir erhalten den Wald"

Wenn er glaubwürdig ist, müsste er sich für den Erhalt des Wäldchens einsetzen, denn es mache ja wohl keinen Sinn, erst wertvolle alte Bäume zu fällen, um dann neue zu pflanzen, so die Naturschützer. Sie legen dem Ministerpäsidenten dar, wieso die Maßnahme aus ihrer Sicht falsch wäre und wenden sich dann direkt an ihn: "Herr Söder, Sie haben gesagt, dass Bayern Vorreiter beim Klimaschutz werden soll, dass Wälder in Bayern wachsen sollen. Diese Vorgabe muss nun bis zur kommunalen Ebene der CSU durchdringen."


Millionen Bäume für Bayern: So sieht Söders Waldplan aus


Erinnert wird der CSU-Chef an seine Aussage: "Wir erhalten den Wald." Bisher habe die Bevölkerung wenig Vertrauen in die CSU, was Klimaschutz angeht, nun sei eine Gelegenheit, zu zeigen, dass seinen Worten auch Taten folgen. Sie hoffen sehr auf eine Reaktion aus der Staatskanzlei und bringen abschließend ihr Anliegen noch einmal auf den Punkt: "Machen Sie der CSU-Fraktion Feucht den Wert von Waldgebieten klar!"

Keine Kommentare