Fränkische Schweiz: "Task Force" hat rasende Biker im Blick

10.8.2018, 05:58 Uhr
Fränkische Schweiz:

© Herse/News5

Vier Schwerverletzte innerhalb von 27 Stunden – diese Unfallserie im Mai vergangenen Jahres hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Die zuständigen Behörden starteten ein befristetes Pilotprojekt: Bis Ende 2018 dürfen Biker ausschließlich an Werktagen den knapp drei Kilometer langen Anstieg befahren, der in zahlreichen Kurven vom Scheßlitzer Ortsteil Würgau hinauf zur Hochebene der Fränkischen Schweiz führt.

Die bisherige Unfallstatistik für diesen Streckenabschnitt der Bundesstraße 22 spricht eine deutliche Sprache: Im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahren ereigneten sich heuer am Würgauer Berg noch keine Unfälle mit Verletzten oder gar Toten. Es zeichnet sich ab, dass aus der befristeten Regelung eine unbefristete werden wird. Viele Bürger von Würgau würden das begrüßen, denn vor dem Durchfahrtsverbot waren an schönen Wochenenden bis zu 1500 Motorradfahrer pro Tag auf dieser Bergstrecke unterwegs. Einige besonders risikofreudige Biker bretterten dabei in maximaler Schräglage durch die Kurven und sorgten mit ihren teilweise aufgemotzten Maschinen für eine nervtötende Geräuschkulisse.

Gehörig genervt sind mittlerweile auch viele Anwohner der eine gute halbe Fahrstunde von Würgau entfernten Auffahrt auf den im Landkreis Forchheim gelegenen Feuerstein. Der Motorradverkehr auf der Kreisstraße von Ebermannstadt hoch zur Burg Feuerstein hat nach Einschätzung der zuständigen Polizeibeamten spürbar zugenommen.

Das liegt zum einen daran, dass dieser früher durch Schlaglöcher und Risse beeinträchtigte Streckenabschnitt in den vergangenen Jahren saniert und ausgebaut wurde. Zum anderen haben viele Biker offensichtlich den von einigen Haarnadelkurven und langen Geraden geprägten Anstieg als Ersatz für den Würgauer Berg ausgemacht. So was spreche sich schnell herum in der Szene, sagt ein Insider.

Stellenweise Tempo 50

Inzwischen hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, unter dem Motto "Stoppt die Lärmbelästigung durch die Motorradraserei" fordern die betroffenen Anwohner unter anderem Geschwindigkeitsbeschränkungen und mehr Kontrollen, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Die zuständigen Ressorts des Landratsamtes Forchheim reagierten mit einer Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 50 km/h im Bereich der Burg, darüber hinaus führte die Polizei in den vergangenen Wochen mehrere Kontrollen durch.

Ende Juli hat eine spezielle Motorradkontrollgruppe ihren Dienst aufgenommen, die vorrangig in den Sommermonaten im gesamten Regierungsbezirk den Bikern auf die Finger am Gashahn schauen soll. Die elf Mitglieder der Gruppe kommen aus verschiedenen Dienststellen des Polizeipräsidiums Oberfranken und zeichnen sich auch durch Fachkenntnisse in Sachen Motorradtechnik aus.

Bei ihren ersten Kontrollen sind diese Spezialisten bereits auf eine ganze Reihe von heißen Öfen gestoßen, die nicht den technischen Vorschriften entsprachen. Einigen Bikern wurde wegen unzulässiger leistungssteigernder Umbauten oder manipulierter Auspuffanlagen die Weiterfahrt verboten, ein Fahrzeug wurde wegen erheblicher technischer Mängel sogar sichergestellt. "Die Motorradkontrollgruppe dient dazu, schwarze Schafe herauszufiltern und letztlich auch dazu, den guten Ruf der anständigen Biker zu erhalten", erklärte Udo Skrzypczak, der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Oberfranken, bei der Präsentation der neuen "Task Force".

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