Fränkischer Arzt beantwortet User-Fragen zum Coronavirus

4.3.2020, 19:26 Uhr
Auf der Facebook-Seite der Nürnberger Nachrichten hat Mediziner Falk Stirkat Fragen von Usern zum Coronavirus beantwortet.

© Fabian Strauch Auf der Facebook-Seite der Nürnberger Nachrichten hat Mediziner Falk Stirkat Fragen von Usern zum Coronavirus beantwortet.

Falk Stirkat ist Notfallmediziner in der Metropolregion Nürnberg und Kolumnist für die Erlanger Nachrichten. Auf der Facebook-Seite der Nürnberger Nachrichten hat er Fragen von Usern zum Coronavirus beantwortet.

Ist das Coronavirus wirklich so gefährlich?

Falk Stirkat: Der Mensch ist auch ansteckend wenn er noch keine Symptome hat - das macht das Virus so gefährlich. Das ist keine Panikmache sondern eine berechtigte Sorge. Es ist auch keine normale Grippe, in der Abstufung von Pandemien wird das Coronavirus eine Stufe unter der spanischen Grippe geführt. Die Symptome sind zwar die einer normalen Grippe, die Verbreitungsdynamik und Biologie des Virus sind aber nicht wie bei einer normalen Grippe.

Wann gibt es bei Lidl wieder Mehl?

Falk Stirkat: Das kann ich natürlich nicht sagen. Generell empfehle ich Hamsterkäufe eher zu vermeiden. Ich denke, sich das ganze Haus mit Lebensmittel vollzubunkern, bringt nichts, denn wenn das jeder macht, wird es unter dem Strich nicht mehr viel geben und Panik ausbrechen und Panik brauchen wir nicht.

Wie ist das denn mit den Kindern?

Falk Stirkat: Glücklicherweise wissen wir nach aktuellen Zahlen, dass die Sterblichkeit am Coronavirus bei Kindern zwischen null und zehn Jahren null Prozent beträgt und das finde ich auch als Vater von zwei Kindern erleichternd. Kinder erkranken vermutlich nicht so schwer, wir dürfen aber nicht vergessen, sie sind dennoch Überträger des Virus.

Was ist mit Säuglingen?

Falk Stirkat: Soweit man das, Stand jetzt, weiß, besteht auch da keine höhere Gefahr als bei Kindern, denn die Zahlen, die es gibt, bescheinigen eine Todesrate bei Null- bis Zehnjährigen von null Prozent. Aber ich möchte davor warnen, zu schnell zu urteilen, weil wir noch zu wenige Zahlen und Daten zu dem Virus haben. Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, dem kann ich die Website des Robert Koch-Instituts empfehlen.

Falk Stirkat ist ein deutscher Autor und Notarzt aus Erlangen.

Falk Stirkat ist ein deutscher Autor und Notarzt aus Erlangen.

Wie kann der Klinikdirektor aus Erlangen sagen, alles ist vorbereitet, toll und schick und keine Angst. Wenn doch Ärzte in Erlangen über Zustände klagen, die nicht nach toll und schick klingen?

Falk Stirkat: Ich bin nicht der Klinikdirektor von Erlangen und kann das nicht sagen, aber ich glaube nicht, dass er das so gemeint und gesagt hat. Was das Uniklinikum Erlangen gemacht hat, es hat in dem Fall des erkrankten Patienten zügig und konsequent reagiert, dem Uniklinikum kann man keinen Vorwurf machen. Die Problematik ist, wir hatten im Dezember bereits gesehen, dass ein Virus sich in China ausbreitet und die Chinesen maximale Anstrengungen unternommen haben, um dieses Virus in den Griff zu bekommen. Und was haben wir hier in Deutschland gemacht? Wir haben den Kopf in den Sand gesteckt und haben gesagt "hoffentlich wird es uns nicht treffen". Führende Virologen haben davor gewarnt, dass es uns treffen kann und jetzt hat es uns getroffen.

In Taiwan wurden Mundschutzmasken in Apotheken nur rationiert herausgegeben. Wäre das in Deutschland auch möglich oder sinnvoll?

Falk: Solche Fragen muss die Politik beantworten. In Frankreich wurden Atemschutzmasken sogar beschlagnahmt. Für die Ärzte in Frankreich ist das natürlich gut, weil sie dann genug haben. Für den einzelnen Menschen ist das schon eine starke Einschränkung der individuellen Freiheiten. Gesagt werden muss auch: Normaler Mundschutz bringt relativ wenig, die Maske ist relativ schnell durchgeatmet und die Viren haben dann wieder einfaches Spiel.

Gibt es Notfallpläne, falls es ein Pflegeheim trifft?

Falk Stirkat: Es gibt in jedem Pflegeheim Notfallpläne und auch Seuchenpläne, die dann aktiv werden würden. Inwiefern diese rational umzusetzen sind, ist mir nicht ganz schlüssig, da die Kommunikation zwischen Behörden und denjenigen, die tatsächlich ausführen, also den individuellen Ärzten, suboptimal ist. Wie man den Seuchenfall in einem Altenheim dann abarbeiten würde, das möchte ich ehrlicherweise nicht erfahren müssen

Kann ich das Virus mit genügend Alkohol abtöten?

Falk Stirkat: Da muss ich leider mit Nein antworten.

Wie sinnvoll ist es, das sich Leute jetzt mit Desinfektionsmitteln eindecken und scheinbar 24 Stunden am desinfizieren sind?

Falk: Die Basishygiene, Händewaschen und die Nies-Etikette sind das wichtigste. Ja, Desinfektionsmittel töten das Virus natürlich ab, wir sind aber sicherlich nicht rund um die Uhr dem Virus ausgesetzt, insofern ist das wichtigste, dass Desinfektionsmittel denjenigen vorbehalten bleibt, die professionell mit dem Virus arbeiten beziehungsweise mit Menschen arbeiten, die vielleicht infiziert sind.


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Kann das Virus sich auch auf Geldscheinen verbreiten?

Falk Stirkat: Nein, da sind die Aussagen führender Virologen ganz klar, dass das nicht geht. Das liegt daran, dass Viren bestimmte Umweltbedingungen brauchen um sich zu verbreiten und der Geldschein ist eine sehr virenfeindliche Umweltbedingung. Das ist der aktuelle Stand, immer dazugesagt, dass das Wissen über das Coronavirus noch nicht allzu groß ist.

Wie ist es mit COPD-Patienten?

Falk Stirkat: Für alle, die es nicht wissen: COPD ist eine chronische Bronchitis, die von den Symptomen her vergleichbar mit Asthma ist, nur die Ursache ist eine andere. COPD-Patienten sind oft Raucher und sind als Lungenkranke schon eine besondere Risikogruppe und gefährdet.


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Wie reagiert das Virus auf wärmere Temperaturen?

Falk Stirkat: Wir hoffen alle und das sagen auch die führenden Virologen, dass das Virus bei Wärme und bei UV-Strahlung zerfällt und diese Welle der Pandemie abebbt, wenn es wärmer wird. Dafür spricht, dass es in Afrika verhältnismäßig wenige Fälle gibt, obwohl Afrika eigentlich intensive bilaterale Beziehungen zu China hat und wegen dem schlechten Gesundheitssystems in vielen afrikanischen Staaten stärker betroffen sein müsste. Deshalb hoffen wir mal, dass wir einen schnellen und warmen Frühling bekommen.

Was, wenn man bei allen Bürgern einfach einen Abstrich machen würde?

Falk Stirkat: Dazu müsste man Millionen Abstriche zur Verfügung haben. Hinzu kommt, dass diese Tests aufwendige genetische Untersuchungen sind. Das funktioniert aus kapazitäts- und organisatorischen Gründen nicht, deshalb müssen wir uns auf die Menschen beschränken, die zur Risikogruppe gehören. Es gilt im Rahmen dessen was möglich ist unser Bestes zu geben.

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