Freibäder öffnen bald: Nicht alle Betreiber sind gewappnet

27.5.2020, 18:25 Uhr
Freibäder öffnen bald: Nicht alle Betreiber sind gewappnet

© Archivfoto: Anja Hinterberger

"Wir haben wie immer den Rasen gemäht, die Anlage sauber gehalten, es war sogar schon jemand vom Labor da und hat die Wasserqualität überprüft", sagt Deinings Bürgermeister Peter Meier. Das schnuckelige Naturbad ist also bereit, seine Türen wieder aufzusperren - und darf das am 8. Juni auch, wie die Staatsregierung verkündete. "Wir warten eigentlich nur noch auf genaue Angaben", so Meier.

In den kommenden Tagen sollen konkrete Vorgaben von der Staatsregierung in Form einer Verordnung vorliegen. Einen groben Fahrplan hat man in Deining schon: "Wir haben Hinweisschilder und Hygienestationen aufgestellt. Außerdem trennen wir Ein- und Ausgang", erklärt Meier.

Eine solche Möglichkeit hat man im Naturgartenbad in Großhabersdorf nicht. Bürgermeister Thomas Zehmeister hat die Entscheidung aus München auch mehr als überrascht. "Am 8. Juni können wir auf keinen Fall öffnen. Wir brauchen mindestens drei Wochen zum Hochfahren", sagt er. Weil man mit einem noch späteren Start in die Saison gerechnet hatte, seien bis vor einigen Tagen noch Reparaturen durchgeführt worden. "Es ist ja noch nicht mal Wasser im Becken", so Zehmeister, der nicht wirklich glücklich über die jetzige Situation ist. "Ich kann verstehen, dass die große Politik unter Druck steht. Diesen Druck hat sie nun aber an uns weitergegeben und ich habe im Moment noch keine Vorstellung, wie wir die Vorgaben bewerkstelligen sollen."

Keine genauen Vorstellungen

In Großhabersdorf lassen sich Ein- und Ausgang nicht mit dem notwendigen Abstand voneinander trennen, auch die weitläufige Liegewiese müsste ständig überwacht werden und Schwimmbahnen gibt es nicht. Zudem kümmern sich am Wochenende nur Ehrenamtliche um den Badbetrieb. Zehmeister: "Denen will ich es nicht zumuten, dass sie verantwortlich sein müssen für Abstands- und Hygieneregeln." Obwohl der Rathauschef noch nicht weiß, wie der Badebetrieb realisiert werden kann - und übrigens, ähnlich wie sein Kollege beispielsweise in Pottenstein, noch zweifelt, ob nicht gechlorte Naturbäder überhaupt öffnen dürfen -, lässt er das Freibad nun hochfahren. "Ich sag’s aber ehrlich, ich weiß nicht, ob wir es nicht doch lieber heuer ganz zu lassen sollten."

Die Frage nach dem Ob, wird sich für Zehmeister wie für viele andere erst mit dem Wie beantworten lassen, also mit den konkreten Vorgaben, die die Staatsregierung den Bädern macht. Es ist davon auszugehen, dass die sich am "Pandemieplan Bäder" der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) orientieren werden. Die empfiehlt unter anderem, mindestens ein Viertel weniger Menschen in einem Becken schwimmen zu lassen als im Normalbetrieb.

In einem Schwimmerbecken, das 25 Meter lang und 12,5 Meter breit ist, dürften somit 52 Personen gleichzeitig schwimmen. In WC- und Duschbereichen sollten sich nie mehr als zwei Badegäste gleichzeitig aufhalten. "Ansonsten schlagen wir das gleiche vor, das auch für alle anderen Bereiche des öffentlichen Lebens gilt: Abstand, Hygienekonzept und eine Begrenzung der maximalen Besucherzahl nach Quadratmetern", sagt Konstanze Ziemke-Jerrentrup, Pressesprecherin der DGfdB.


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Dass das insgesamt 20 Seiten lange Werk ihres Vereins in der Praxis funktioniert, weiß sie bereits aus Nordrhein-Westfalen. Dort sind die Bäder seit 20. Mai wieder geöffnet. "Es funktioniert gut und die Regeln werden angenommen", zieht Ziemke-Jerrentrup eine erste Bilanz. Dennoch: "Das Wort ,Badevergnügen‘ muss man sicher zweigeteilt sehen. Baden, ja. Das Vergnügen ist so aber natürlich trotzdem gedämpft."

Dass sich dennoch viele Menschen auf den Sprung ins kühle Nass freuen, davon ist Nürnbergs Bürgermeister Christian Vogel in seiner Eigenschaft als Erster Werkleiter des Eigenbetriebs NürnbergBad überzeugt: "Das ist passend zu den steigenden Temperaturen eine willkommene Neuerung im Krisenfahrplan." Hinter geschlossenen Türen wurde in Nürnbergs Freibädern längst fleißig gearbeitet. "Somit sind wir startbereit und können noch in den Pfingstferien öffnen", meint Vogel. Neben dem Westbad werden in Nürnberg das Stadionbad und das Naturgartenbad ab dem 8. Juni aufmachen.

In den Bädern wird es ein sogenanntes Slot-System geben, also mehrere Zeit-Blöcke pro Tag, in denen das Bad von einer bestimmten Zahl an Menschen besucht werden kann. Die genauen Zahlen können laut Vogel erst festgelegt werden, wenn die konkreten Vorgaben der Staatsregierung vorliegen.

"Und auch, wenn es kein Freibad-Sommer wie jeder andere wird, werden voraussichtlich tausende Badebegeisterte pro Tag unsere Bäder besuchen können. Das ist auf jeden Fall ein großer Schritt zurück zur Normalität, der uns guttun wird", so Vogel.


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