Freibäder: Seniorin wehrt sich gegen das Online-Buchen

21.7.2020, 07:45 Uhr
Freibäder: Seniorin wehrt sich gegen das Online-Buchen

Es sei denn, man besitzt weder Computer noch Smartphone. Wie die Seniorin Elfriede Kupfert (Name geändert), die in einem Altdorfer Außenort wohnt und sich seit geraumer Zeit immer wieder ärgert. Ins Schwimmbad geht sie nicht mehr. "Und meinen Gartenabfall bin ich nur losgeworden, weil ich telefonisch beim Landratsamt ordentlich Dampf abgelassen habe", erzählt sie.

Aus Sicht der Altdorferin handelt es sich beim Online-Zwang für Freibadkarten um einen eindeutigen Fall von Diskriminierung. Dasselbe gilt für sie beim Online-Buchen von Wertstoffhof-Terminen. "Hier werden alle alten Menschen diskriminiert, die nicht mit Computern umgehen können." Dabei beobachtet Kupfert aufmerksam, wie achtsam die Gesellschaft mit anderen Gruppen umgeht. Wer sich etwa als Angehöriger eines dritten Geschlechts versteht, hat jedes Recht, nicht diskriminiert zu werden. Seit einiger Zeit werden deshalb Stellenanzeigen mit m/w/d gekennzeichnet. Das d steht für divers.

Rücksicht nimmt die Gesellschaft auf viele. Alte Menschen aber, die sich mit Online-Buchungen nicht auskennen, verweist die Stadt Altdorf auf die Freiwilligenagentur Alfa, die gegebenenfalls helfen soll. "Ganz falsch", findet Kupfert. Sie müsste von ihrem Wohnort in die Stadt fahren, immer genau dann, wenn die Alfa-Geschäftsstelle geöffnet hat.

Und das nur, um eine Karte für das Freibad zu kaufen. Sie selbst geht unter diesen Umständen nicht mehr zum Schwimmen und kennt Altersgenossen, die früher regelmäßig ins Bad gegangen sind, das aber jetzt wegen der vorgeschriebenen Online-Buchung aufgegeben haben.Als sie kürzlich Gartenabfall zum Wertstoffhof bringen wollte und dabei erfuhr, dass sie den Termin online vorbestellen muss, war die Seniorin so wütend, dass sie beim Landratsamt angerufen hat. "Das muss doch auch telefonisch möglich sein, dass man mir einen Termin gibt", sagt sie im Gespräch mit dem Boten.

Landratsamt: nur eine Ausnahme

Bei der Behörde in Lauf hörte sich ein Mitarbeiter ihre Argumente an, bat sie dann aber, doch bei Kindern, Freunden oder Nachbarn anzufragen, ob man ihr denn nicht bei der Online-Buchung helfen kann. "Das geht so nicht", hat die Seniorin ihrem Gesprächspartner entgegen gehalten. Die resolute alte Dame hat dann darauf bestanden, telefonisch einen Termin für den Wertstoffhof ausmachen zu können. Darauf hat sich der Mitarbeiter des Landratsamts am Ende zwar eingelassen - allerdings mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass das eine absolute Ausnahme sei.

Ein nächstes Mal gebe es nicht.Warum eigentlich nicht? Kupfert ist der Überzeugung, dass alles, was online gefordert wird, auch telefonisch möglich sein muss. Sie selbst kennt viele ältere Menschen, für die Computer Bücher mit sieben Siegeln sind. "Was sollen die denn alle machen? Sollen die sich jetzt alle Computer kaufen und dann lernen, wie man damit umgeht? Nur um eine Freibadkarte zu kaufen oder Gartenabfall loszuwerden?"Beim Landratsamt in Lauf sieht man durchaus, dass viele alte Menschen Wertstoffhof-Termine nicht online buchen können. "Wir machen das deshalb durchaus auch mal telefonisch", sagt Pressesprecher Rolf List auf Nachfrage. "Das sind aber immer Ausnahmen", betont er. Die Regel soll es nicht werden.

Tabor bietet Gespräch an

In Sachen Freibadkarten bietet Bürgermeister Martin Tabor Elfriede Kupfert ein Gespräch an. "Ich bin sicher, dass wir eine Lösung finden", sagt er auf Nachfrage des Boten. Das Angebot der Altdorfer Freiwilligenagentur Alfa, berichtet er, werde im Übrigen gerne angenommen und von vielen Senioren genutzt.Auch deshalb, weil man bei der Buchung gleich mehrere Termine auf einmal reservieren kann und sich nicht wegen jeder einzelnen Karte an die Alfa wenden muss. Außerdem ist die Online-Buchung Teil des Hygiene-Konzepts für das Bad. Davon abzuweichen würde bedeuten, die Öffnung des Freibads aufs Spiel zu setzen.

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