Fürth muss auf den ersten Pop-Up-Radweg warten

8.7.2020, 13:00 Uhr
Fürth muss auf den ersten Pop-Up-Radweg warten

© Hans-Joachim Winckler

Mut hatte sich der Oberbürgermeister von den Stadträten gewünscht. Im Verkehrsausschuss sollten sie jüngst entscheiden, wo Fürth einen sogenannten Pop-Up-Radweg erhält, wie ihn andere Großstädte bereits haben. Wo er kommt, verliert eine Straße für einen begrenzten Zeitraum eine von zwei Spuren an Radfahrer. 1641 Unterschriften haben Aktivisten kürzlich an den OB übergeben, der viel "Sympathie" für den Vorstoß bekundete. Vorschläge, unterbreitet von der Radler-Lobby, liegen bereits auf dem Tisch – unter anderem die Friedrichstraße und die Nürnberger Straße.

Rathauschef Thomas Jung hätte die Letztgenannte für einen Pilotversuch favorisiert, doch nicht nur Vertreter der Stadtverwaltung, sondern auch von Jungs SPD stehen dem skeptisch gegenüber. Stadtrat Benedikt Döhla machte im Verkehrsausschuss schnell klar, dass die Sozialdemokraten diese beiden Alternativen ablehnen. In der Nürnberger Straße sei zu viel Lieferverkehr unterwegs, als dass man sie auf eine Spur reduzieren könnte, so Döhla. Zudem sehe er dort nur wenige Radfahrer.

Große Bedenken in Sachen Friedrichstraße äußerte Ordnungs- und Rechtsreferent Mathias Kreitinger, denn: Für die Feuerwehr ist sie die Hauptroute zur Südstadt. Entfalle eine Fahrbahn, stehe zu befürchten, dass die Einsatzkräfte Brandherde jenseits der Bahnlinie nicht in der geforderten Mindestzeit erreichen könnten.

„Es ist wirklich schwierig“

Wegen dieser Vorbehalte plädierte die städtische Straßenverkehrsbehörde dafür, den Vorstoß „Pop-Up-Radweg“ gleich ganz abzulehnen. Alle geprüften Alternativrouten hätten irgendeinen Haken, auch die Schwabacher Straße oder die Jakobinenunterführung. Die Straßenbaubehörde und die Verkehrsplanung stellten sich auf denselben Standpunkt. In einer Stellungnahme hieß es: „Die aktuelle Verkehrssituation ermöglicht nach wie vor unbeeinträchtigtes Fahrradfahren auf allen Straßen, so dass keine aufwändige, ressourcenbeanspruchende Infrastruktur ausgewiesen werden muss.“

Fürths oberster Verkehrsplaner Maximilian Hartl beteuerte: „Wir würden ja gerne einen Pop-Up-Radweg einrichten, aber es ist wirklich schwierig, einen geeigneten Standort in der Innenstadt zu finden.“ Bürgermeister Markus Braun (SPD), er leitete den Verkehrsausschuss, nahm die Behörden aber in die Pflicht. Er plädierte dafür, eine temporäre Radspur dort auszuprobieren, wo sie wenig Schaden anrichten, aber großen Nutzen entfalten könne. Nach einigen Monaten könne man Bilanz ziehen.

Womit die Diskussion wieder zur Nürnberger Straße gelangte. Dort, betonte Philipp Steffen (Grüne), dürfe der Radverkehr auf dem Gehsteig rollen. Es wäre also auch für Fußgänger ein Gewinn, bekämen die Radler ihre eigene Fahrbahn. Max Ammon (CSU) sah ebenfalls kein Problem darin, Autofahrern dort etwas Raum zu nehmen. „Das müssen sie verkraften.“ Und wenn die Nürnberger Straße in Kärwa-Zeiten komplett dicht ist, so Ammon, suche sich der motorisierte Verkehr ja auch andere Wege. Die Friedrichstraße kommt in den Augen der CSU hingegen nicht infrage.

Weil die Mehrheit des Verkehrsausschusses einen Pop-Up-Radweg wollte, erteilte sie der Verwaltung schließlich einen Arbeitsauftrag: Sie soll die vier Alternativen Schwabacher und Nürnberger Straße sowie Gebhardt- und Jakobinenstraße erneut prüfen und dann eine oder zwei Routen festlegen, über die der Stadtrat entscheiden wird. Dagegen stimmten nur drei SPD-Stadträte und der AfD-Vertreter.
Vorliegen soll das Ergebnis im Finanzausschuss am 22. Juli, damit sich gegebenenfalls bis Anfang August ein Pop-Up-Radweg einrichten ließe. Das Projekt bis in den Herbst oder Winter zu schieben – darin sind sich alle einig – habe schließlich wenig Sinn.