Erregte Debatten im Schatten des Park-Hotels

29.1.2013, 10:01 Uhr
Erregte Debatten im Schatten des Park-Hotels

© Hans-Joachim Winckler

Es ist halb zwölf und es geht bereits hoch her. Am Stand des Vereins „Wir sind Fürth“ werden Passanten ihren Unmut über das Bürgerbegehren los. „Sie machen sich lächerlich“, beschimpft eine Frau die Vereinsmitglieder und fordert: „Lassen Sie Fürth doch endlich modern werden.“ Seit zwei Jahren werde diskutiert und „nun kommen Sie und wollen alles verhindern“, beschwert sich ein anderer.

Kamran Salimi und Felix Geismann von WsF kontern mit ihren Argumenten. „Wir sind keinesfalls dagegen, sondern wollen, dass das Einkaufszentrum bestmöglich funktioniert“, sagt Salimi. Geismann führt das City-Center, dem in den 80er Jahren viel Altbausubstanz geopfert wurde, als Negativbeispiel an, aus dem man lernen müsse. Eine Frau mittleren Alters beäugt am Stand neugierig die historischen Aufnahmen des Park-Hotels. „Das ist ja wunderschön“, ruft sie, „ist das wirklich unter diesem Putz?“

Ein Mann klinkt sich ein. Sein Sohn sei Architekt und überzeugt davon, dass von der alten Sandsteinfassade nicht viel übrig ist. Von Seiten des Vereins hätte man nichts dagegen, unter den Putz zu schauen, doch das verhindere die Stadt Fürth. „Wenn die so sicher sind, das nichts mehr da ist, dann sollen sie doch einfach den Beweis antreten und den Putz abschlagen“, sagt Kamran Salimi.

Ein weiterer Passant lässt sich die Liste für das Bürgerbegehren geben und trägt sich ein. Warum? „Weil ich nicht will, dass das Stadtbild noch mehr verschandelt wird. Außerdem möchte ich als Fürther das Recht haben mitzureden.“ Andere sind und bleiben skeptisch. Immer wieder hört man die Befürchtung, der Investor könne aufgrund des Bürgerbegehrens abspringen und das ganze Projekt auf diese Weise platzen. „Sie machen Fürth kaputt“, ruft eine Frau den Vereinsaktivisten zu und geht ein paar Schritt weiter, um sich in eine ganz andere Liste einzutragen.

Keine Verzögerungen mehr

Bettina Lill-Weyerich und ihr Mann haben sich nur wenige Meter vom WsF-Stand postiert und sammeln ebenfalls Unterschriften: gegen das Bürgerbegehren. Seit 25 Jahren ist sie in Fürth als Einzelhändlerin selbstständig, sagt Lill-Weyerich, die inzwischen in der Gustavstraße ein Café samt Chocolaterie betreibt. Doch zu ihrem Verdruss höre sie von immer mehr Menschen, dass diese ausschließlich nach Nürnberg und Erlangen zum Einkaufen fahren. Kein Wunder, meint sie. Wenn sie von Gästen gefragt werde, wo sie anschließend in Fürth schön bummeln könnten, falle ihr die Antwort schwer.

Nach ihren Worten sind sie nicht die einzigen, die gegen das Bürgerbegehren des Vereins mobil machen. Etliche Geschäftsleute aus der Innenstadt würden Unterschriftenlisten auslegen. Der Einzelhandel in der Innenstadt liege im Sterben, weitere Verzögerungen könne man sich nicht mehr leisten.

Kamran Salimi glaubt nicht, dass ein Erfolg des Vereins größere Verzögerungen zur Folge hätte. Selbst der Investor habe bislang nichts Derartiges verlauten lassen. Zudem habe es MIB geschafft, innerhalb „weniger Monate vier Entwürfe“ vorzulegen, da dürfte doch ein halbes Jahr zum Umplanen ausreichen. Das Park-

Hotel sei ohnehin nur ein kleiner Teil des Einkaufsschwerpunkts. Bis fast 15 Uhr halten die Aktivisten bei Eiseskälte aus. 200 Unterschriften stehen auf ihre Liste. „Ein positiver Auftakt“, findet Salimi. Nächsten Samstag wollen sie sich erneut vor dem Park-Hotel aufstellen — auch dann dürften die Diskussionen nicht lange auf sich warten lassen.

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