Fürth: Kiderlin-Halle wird als Notquartier abgelöst

5.2.2016, 21:00 Uhr
Fürth: Kiderlin-Halle wird als Notquartier abgelöst

© Foto: Edgar Pfrogner

Die neuen Leichtbauhallen, die vor Weihnachten auf einem Parkplatz gegenüber dem infra-Gelände in der Leyher Straße errichtet wurden, waren schon eine ganze Weile bereit für den Umzug. Doch die Stadt musste den Termin immer wieder verschieben. Der Grund: Die Windpocken grassierten in der Kiderlin-Halle. Immer wieder wurden weitere Fälle entdeckt – die Erkrankung wollte man nicht mit in neue Quartiere schleppen.

Wie die Kiderlin-Halle wird die neue Unterkunft vor allem Menschen beherbergen, die erst seit kurzem in Deutschland sind und den Erstaufnahmeprozess durchlaufen. Wenn dieser abgeschlossen ist – in der Regeln nach einigen Wochen –, werden sie auf kleinere Gemeinschaftsunterkünfte in Fürth, aber auch in anderen Kommunen weiterverteilt, wo sie dann längere Zeit leben, bis über ihren Asylantrag entschieden ist. Gleichzeitig kann die Einrichtung helfen, Wartezeiten zu überbrücken, bis Plätze in Gemeinschaftsunterkünften frei werden.

Der Komplex aus Leichtbauhallen ist für bis zu 400 Menschen konzipiert und ersetzt als Notquartier die Kiderlin-Turnhalle mit ihren 200 Betten und ein Zelt, das die Stadt im September in Atzenhof aufgestellt hatte. Da zurzeit aus verschiedenen Gründen deutlich weniger Asylsuchende in Fürth ankommen als im Herbst, ist bislang nur ein Teil der neuen Räume belegt. Auch im ehemaligen Höffner-Haus wohnen momentan weniger als 500 Menschen.

In der neuen Einrichtung haben die Bewohner ein wenig mehr Privatsphäre als in der Turnhalle, wo mit Bauzäunen und Planen notdürftig Schlafabteile abgrenzt wurden. In den Hallen konnten mit Zwischenwänden Schlafräume mit bis zu vier Stockbetten geschaffen werden, die Zimmern ähneln, wenngleich sie nach oben offen sind. Ein Bereich nahe den Büros der Sozialpädagogen ist für alleinreisende Frauen reserviert. Reichert zufolge hat die Stadt aber auch in den bisherigen Unterkünften darauf geachtet, alleinreisenden Frauen nie ein gemeinsames Schlafabteil mit Männern zuzuweisen.

In den Gängen sollen Videokameras installiert werden, die dem Sicherheitsdienst die Arbeit erleichtern. Einen konkreten Anlass gebe es dafür nicht, betont Reichert. Der Sicherheitsdienst sei ebenso wie im Höffner-Haus angewiesen, sofort die Polizei zu rufen, wenn sich Konflikte mit mehreren Beteiligten entwickeln.

Die Kiderlin-Turnhalle soll sobald wie möglich wieder von Schulen und Vereinen genutzt werden können. Allerdings sind einige Renovierungsarbeiten nötig. So muss etwa der Boden erneuert werden, der ja nicht für die dauerhafte Beanspruchung durch so viele Menschen, Betten und Bauzäune ausgelegt war. Allen, die von der Belegung der Halle betroffen waren – Eltern, Schülern, Lehrern und Vereinen, danke man für die „uneingeschränkte Solidarität und das große Verständnis in den zurückliegenden Monaten“, heißt es in einer Presseerklärung aus dem Rathaus: „Hier wurden nicht nur die Belastungen durch die Turnhallenschließung für den Schul- und Vereinssport solidarisch mitgetragen, sondern gleichzeitig auch Integration praktiziert.“

In der Unterkunft wird es eine Kleiderkammer, eine Kinderbetreuung, Deutschkurse und andere Angebote geben. Wer helfen will, wendet sich ans Freiwilligen-Zentrum, Ute Zimmer und Andrea Baumann, Tel. (0911) 2 17 47 82, Mail an fluechtlingshilfe-fuerth@iska-nuernberg.de