Keine Angst vor dem PC

15.3.2008, 00:00 Uhr
Keine Angst vor dem PC

© Armin Leberzammer

«Ich wollte einfach überhaupt mal den Umgang mit dem Ding da lernen», sagt die 61-jährige Rita Meiselbach. Das «Ding» ist ein Computer und ist für viele Senioren noch immer ein unbekanntes Feld, auf das sie sich, wenn überhaupt, am Anfang nur mit fachkundiger Anleitung wagen. Was sich mit der passenden Hardware und Software alles anstellen lässt, haben ihnen in den vergangenen Wochen aber nicht studierte Informatiker erklärt, sondern Schülerinnen und Schüler der Dr.-Gustav-Schickedanz-Schule. Mit einem überaus positiven Nebeneffekt: Jung und Alt kommen ins Gespräch, Hemmungen vor dem Gegenüber werden abgebaut.

Neben Rita Meiselbach sitzt Stefania Campana. Die 16-Jährige unterweist gemeinsam mit ihren Mitschülern seit vergangenem November Rentner in allem, was diese über Maus, Microsoft oder Multimedia wissen möchten. «Die Angst, irgendwas kaputt machen zu können, ist mir hier genommen worden», freut sich Meiselbach, die nun endlich mitreden kann, wenn ihre Enkel am Bildschirm sitzen. «Die Mädels und Jungs sind kompetent und geduldig. Und wenn sie einmal etwas nicht wissen, fragen sie ihren Lehrer», lobt die Fürtherin, die vor kurzem auch noch ihren Führerschein nachgeholt hat.

Bei Kursen an der Volkshochschule komme doch meistens nur das Gros der Teilnehmer mit. Wer hinterherhinkt, habe es schwer. Im Unterricht bei den Jugendlichen wird dagegen nur das durchgenommen, was die Senioren wissen möchten - sei es Internet, Textverarbeitung oder das Brennen von CDs. Auf zwei Schüler kommt ein Dozent, eine Quote, von der VHS-Teilnehmer nur träumen können.

Mehr als ein Nebenjob

Natürlich wird nicht stur gebüffelt, zwischendurch fällt auch das eine oder andere private Wort. «Man erfährt, was den anderen interessiert», erzählt Rita Meiselbach, 90 Minuten pro Einheit seien fast zu wenig. «Aber wir sind ja hier, um was zu lernen und nicht um nur rumzuratschen», sagt’s und wendet sich wieder dem Bildschirm zu, auf dem eine Internetseite über Weimar, ihr nächstes Reiseziel, flimmert.

Stefania sieht in ihrem Engagement mehr als einen Nebenjob: «Ich gebe gerne mein Wissen weiter. Das ist doch eine wichtige Erfahrung für unser späteres Berufsleben.»

Gerade das ist jedoch der Grund dafür, dass die Seniorenkurse nun zu Ende gehen - wenigstens vorerst. Die Schüler müssen sich nämlich auf die anstehenden Abschlussprüfungen vorbereiten. Ob der nächste Jahrgang den Stab übernimmt, ist noch offen. Denn es handelt sich dabei um die Geschäftsidee einer Schülerfirma, die jeweils auf ein Jahr begrenzt ist - eine der Vorgaben des bundesweiten Projekts «Junior», an dem sich die Schickedanz-Schule beteiligt. Ihre Firma «DGS-Coaching» verkauft neben den PC-Kursen auch Nachhilfe an Mitschüler. Auf irgendeine Weise wird es aber weitergehen, sind sich Claus Binder, der Betreuer des Projekts, und Hans Klinner, der stellvertretende Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Fürth, einig. 50 Anmeldungen sind bei der Awo eingegangen, berichtet Klinner, nur knapp 20 Seniorinnen und Senioren konnten schließlich teilnehmen. Eine Marktlücke, die sich die Jugendlichen nicht nehmen lassen sollten.