1000 Dosen für Fürth: Doch der Impfstoff von Astrazeneca muss warten

11.2.2021, 11:00 Uhr
1000 Dosen für Fürth: Doch der Impfstoff von Astrazeneca muss warten

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Nach den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna ist der Astrazeneca-Impfstoff der dritte, der in Deutschland verfügbar ist. Die Ständige Impfkommission hat das Vakzin nur für Menschen unter 65 Jahren empfohlen, da es an belastbaren Studien für Ältere fehlt.

Folge: Das Impfzentrum müsste in der Prioritätengruppe eins gezielt Personen unter 65 Jahren einladen. Nur: Nach Angaben der hier Verantwortlichen ist das mit dem Online-Portal BayIMCO des Freistaats aktuell nicht möglich. Die Plattform vergibt automatisiert Impftermine an jene, die digita, per Telefon, Fax oder Post registriert wurden. Bisher sind nur Personen mit höchster Priorität an der Reihe, also Menschen ab 80 bzw. Personal aus medizinischen Einrichtungen mit hohem Infektionsrisiko oder der Altenpflege.

Widerspruch der Software BayIMCO

Die Daten von Unter-65-Jährigen indes lassen sich laut Klaus Meyer von der AGNF, die das Impfzentrum betreibt, nicht ohne weiteres aus der Software herausfiltern. Man müsse dazu tief in die Datenstruktur eintauchen und stoße rasch an Grenzen. Die Software krankt an einem wohl unauflösbaren Widerspruch. Einerseits soll sie persönliche Daten schützen, andererseits soll sie sie auf Knopfdruck ausspucken.

Mit offenem Tadel hält man sich im Impfzentrum zurück. So zeigen Meyer und Sebastian Habicht als Leiter der Verwaltung ebenso wie der Ärztliche Leiter Dr. Michael Hubmann durchaus Verständnis für die Programmierung unter hohem Zeitdruck.

Sie räumen ein, dass sich viele Fragen erst im laufenden Betrieb stellen und ein zweiter Impfstoff mit Altersbegrenzung schlicht unvorhersehbar war. Und sie loben, mancher Änderungswunsch stoße in München auf offene Ohren. So könnten sie die Daten neuerdings nach Postleitzahlen sichten.

Jetzt hofft das Team auf weitere Nachbesserungen des Gesundheitsministeriums. Geht alles glatt, sollte nach Einschätzung der Fürther "ein gezieltes Einladungsmanagement im Lauf der nächsten Woche" möglich sein.

Für alle Fälle bitten sie Beschäftigte aus dem medizinisch-pflegerischen Bereich, sich registrieren zu lassen. Denn: Wer nicht erfasst ist, "den werden wir nie einladen".

Infekte ernst nehmen

Bisher hat das Fürther Impfzentrum 12 581 Impfungen vorgenommen, 8763 Erst- und 3818 Zweitimpfungen. Mobile Teams haben von Anfang an Seniorenheime und Bettlägerige zuhause mitversorgt – auch im Landkreis, wo es künftig wechselnde feste Anlaufstellen geben soll.

Am Konzept für dezentrale Impfstationen arbeite man, sagt Meyer. Wo und wie lang pro Ort geimpft werden soll, sei noch offen. Schwierig: BayIMCO vergibt nur in offiziellen Impfzentren Termine, für Stadt und Landkreis Fürth ist das die Rosenstraße.

Der Freistaat halte daran fest, sagt Meyer. Wenn es soweit ist, muss sein Team also wohl alle Betreffenden anrufen und "manuell" zum Impfen im Landkreis einladen.

Trotz sinkender Fallzahlen bittet Mediziner Hubmann um Vorsicht bei Erkältungssymptomen. Er verweist auf die hoch ansteckenden Virusmutationen und auf die Beobachtung, dass anders als im ersten Lockdown inzwischen oft gleich ganze Familien Corona-positiv sind.

Hubmann appelliert, Infekte ernst zu nehmen, nach telefonischer Rücksprache mit dem Hausarzt Testmöglichkeiten zu nutzen und ansonsten möglichst daheim zu bleiben.

Testzentrum der AGNF: 250 bis 450 Personen am Tag

Die AGNF betreibt auch das Testzentrum in Atzenhof. Laut Meyer lassen sich dort zurzeit um die 250 bis 450 Personen pro Tag testen. Ergebnisse erhalte man binnen 24 Stunden.

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