250 Menschen bei Gedenkfeier für Benario und Goldmann

13.4.2013, 13:00 Uhr
250 Menschen bei Gedenkfeier für Benario und Goldmann

© Hans-Joachim Winckler

Der Anblick der leeren Halterung ohne Gedenktafel blieb Franziska Hebart erspart. Sie konnte die Blumen zu Ehren ihres Großonkels und dessen Freundes an einem Ort niederlegen, dem die Entweihung nicht mehr anzusehen war.

Die neue Gedenktafel muss im letzten Moment montiert worden sein, gerade rechtzeitig vor dem Akt der Erinnerung bei den Birken, die Benario und Goldmann — beide waren Mitglieder des Kanuclubs Fürth — einst mitgepflanzt hatten. Die Stadt hatte die Tafel sowieso anfertigen lassen, um das demolierte Vorgängermodell zu ersetzen. Doch vor einigen Tagen war das plötzlich weg, offenbar gestohlen, und auf den Rad- und Fußweg davor waren in pink die Worte „Hans Steinbrenner hier“ gesprüht. Steinbrenner, Kompanieführer im KZ Dachau, soll die heimtückische Erschießung von Benario und Goldmann veranlasst haben.

Oberbürgermeister Thomas Jung nannte den Platz unter den Birken nun einen „wichtigen Ort in dieser Stadt“, weil er an junge Menschen erinnere, die wegen ihres Glaubens und ihrer politischen Überzeugung grausam ermordet wurden. Da Straftaten von Neonazis heute an der Tagesordnung seien, mahnte er, „müssen wir aufmerksam und wachsam sein“. Ruth Brenner, Sprecherin des Bündnisses gegen Rechtsextremismus und Rassismus, verwies auf die „straff organisierte Neonazi-Szene rund um das Freie Netz Süd“. Für ihren Vorschlag, alle neonazistischen Organisationen und nicht nur die NPD zu verbieten, erhielt sie Applaus.

Goldmanns Großnichte zeigte sich sehr bewegt und erklärte, das Engagement gegen Rassismus und für Toleranz, das sie zuvor schon bei der Schüler-Demo (siehe S.33) erlebt hatte, bedeute ihr und ihrer Familie viel. Unter die Haut ging ihr aber auch, dass der Platz bei den Birken geschändet worden war. „Das macht mich sprachlos“, sagte sie mit Blick auf einen rosa Farbrest auf dem Pflaster. Sie fügte hinzu: „Dabei geht es doch immer nur darum, dass man andere so behandelt, wie man selbst behandelt werden möchte.“

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