Abgelehnt: Keine Litfaß-Toilette für Fürths Fußgängerzone

1.10.2019, 14:00 Uhr
Abgelehnt: Keine Litfaß-Toilette für Fürths Fußgängerzone

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Eigentlich hätte vor der Weltbild-Filiale in der Fußgängerzone nach dem Willen der Stadt ein Wasserspiel plätschern sollen. Die Bratwurstbude an dieser Stelle musste deshalb Anfang 2018 weichen — doch die Wasserfontänen, sie blieben aus. Stattdessen brachte die CSU-Stadtratsfraktion nun die Idee auf, man könne hier doch ein vor allem von den Senioren schmerzlich vermisstes WC platzieren.

Rückblick: Bereits 2007, als die Fußgängerzone aufwendig saniert wurde und unter anderem ein neues Pflaster erhielt, entstand die Idee für einen Brunnen. An besagter Stelle wurden daher schon die erforderliche Technik und die Leitungen sowie eine Brunnenkammer verlegt.

Umgesetzt wurde das Vorhaben allerdings zunächst nicht: Weil es die Stadt versäumt hatte, dem Imbissbetreiber zu kündigen, lief sein Pachtvertrag weitere zehn Jahre – und seine Bude blockierte die vorgesehene Fläche.

2017, als der Vertrag schließlich ausgelaufen war, gab es einen neuen Anlauf – und es winkte finanzielle Anschubhilfe. Etliche Fürther Unternehmen wollten bis zu 100.000 Euro für das Vorhaben spenden. Doch rasch tauchten einige Fragen auf. Etwa, ob ein Brunnen noch genug Raum für Lieferverkehr, Müllabfuhr und die Feuerwehr lassen würde. Die Lösung sollten sogenannte Wasserspiele bringen – ein "Fontänenfeld", auf dem Wasser aus mehreren im Boden eingelassenen Düsen sprudelt.

Doch auch dieser Vorstoß scheiterte – diesmal am Geld. Kostenvoranschläge von Firmen beliefen sich zwischen 420.000 und 500.000 Euro. "Phantasiepreise", schimpfte der Oberbürgermeister, nur zustande gekommen, weil sich die Bauunternehmen aufgrund der brummenden Konjunktur in bester Verhandlungsposition befinden.

Die im städtischen Etat eingeplanten 150.000 Euro für die Wasserspiele wurden daraufhin gestrichen; das Projekt vertagten die Verantwortlichen auf unbestimmte Zeit. Das Bratwursthäuschen sollte aber dennoch kein Comeback feiern.

Nun trat die Stadtratsfraktion der CSU mit einer neuen Idee auf den Plan. Warum nicht eine öffentliche Toilette auf die verwaiste Fläche stellen? Schließlich würden stille Örtchen in der Stadt vor allem von der älteren Generation oft dringend vermisst; die benötigten Leitungen seien zudem schon vorhanden. Eine Litfaß-Toilette, wie es sie in Nürnberg an einigen Standorten gibt, schwebte den Christsozialen vor.

Hohe Hürden und eine zu prominente Stelle

Die Recherche in der Nachbarstadt ergab jedoch: Die Kosten für Toiletten, die auch als Werbeträger fungieren, sind stattlich, sie liegen im niedrigen sechsstelligen Bereich. Zudem sind sie aufgrund ihrer geringen Maße nicht barrierefrei. Und: Die Baugrube muss bis in fast vier Meter Tiefe frei von Leitungen sein – ein hoher Anspruch, der auch in Nürnberg den Bau etlicher WCs dieses Zuschnitts vereitelt hat.

Doch Christine Lippert führt ein weiteres Argument gegen eine WC- Anlage ausgerechnet an diesem Standort ins Feld. "Eine Toilette an so prominenter Stelle in der Fußgängerzone, das geht nicht", befindet die städtische Baureferentin auf FN-Nachfrage.

Im Flair entstehen Toiletten

Darüber hinaus entstünden, so Lippert weiter, im neuen Einkaufszentrum "Flair", dem runderneuerten City-Center, selbstverständlich mehrere Toiletten, die das gesamte Umfeld abdecken könnten; bereits vorhanden seien WC-Anlagen hinter dem Ludwig-Erhard-Zentrum, im Sozialrathaus am Königsplatz und in der Neuen Mitte.

Öffentliche Toiletten jenseits der Fußgängerzone, darauf verweist Lippert ebenfalls, bestehen auch in der Adenaueranlage sowie im Stadtpark unterhalb der Freilichtbühne. Beide Standorte würden gut angenommen, Vandalismus sei kein Problem – was wohl an der "sozialen Kontrolle durch die Passanten" liege, vermutet die Baureferentin. Nichtsdestotrotz werde man prüfen, ob es etwa an U-Bahnhöfen weiteren WC-Bedarf gibt.

Und was geschieht nun mit der schönen freien Fläche in der Fußgängerzone? Hier könnten irgendwann vielleicht doch noch Wasserspiele plätschern, das hofft man zumindest im Rathaus. Wenn sich die konjunkturelle Lage weiter entspannt habe, werde man einen neuen Versuch starten, sagt der Oberbürgermeister.

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