Biergarten geschlossen

Alkohol-Ausschank verboten: Hax'n Liebermann kapituliert in Zirndorf

19.10.2021, 11:00 Uhr
Der Biergarten musste zwar weichen, doch der Haxen- und Hähnchenverkauf in Wintersdorf geht weiter. Im Bild Juniorchef Julian Stahlmann.

© Foto: Thomas Scherer Der Biergarten musste zwar weichen, doch der Haxen- und Hähnchenverkauf in Wintersdorf geht weiter. Im Bild Juniorchef Julian Stahlmann.

Sie tut das auf der Facebook-Seite des Nürnberger Traditionsunternehmens kund. Eine FN-Leserin zeigt wenig Verständnis für den Grund: "Der Biergarten hat keine Erlaubnis mehr für den Ausschank von Alkohol erhalten, das heißt, man darf Hax’n essen, muss aber Wasser dazu trinken. Man versteht nichts mehr. Jede Kneipe darf ausschenken, was sie will. Ein Lokal, in dem man gut essen konnte, macht seinen Laden zu."

Nur ist das so einfach nicht, denn ein Lokal, sprich: ein fester Gaststättenbetrieb, ist das Liebermann’sche "Biergärtla" eben nicht. Vielmehr bewegt sich das Schausteller-Unternehmen in sogenannten fliegenden Bauten von Ort zu Ort – eigentlich. Nur im Corona-Sommer 2020 war das nicht möglich. Kirchweihen und Volksfeste fanden nicht statt. So hat die Schaustellerfamilie Stahlmann, der Hax’n Liebermann gehört, auf dem eigenen Grundstück am Wintersdorfer Ortseingang eine Verkaufsbude aufgestellt, gut einsehbar von der Rothenburger Straße aus. Weil das Geschäft mit Haxen, Hähnchen und Salaten zum Abholen gut lief und die Kunden auch immer wieder danach fragten, haben die Stahlmanns im Juni einen Biergarten eingerichtet. Das sei auch vielen Radlern, die am direkt vorbeiführenden Paneuropa-Radweg unterwegs waren, gelegen gekommen.

Bittbrief von Aiwanger

Für den Biergarten erhielt die Schaustellerfamilie von der Stadt Zirndorf eine vorübergehende Gaststättengenehmigung, die den Betrieb für drei Monate erlaubte. Eine Verlängerung bis Ende Oktober 2020 gestand die Stadt ebenfalls zu. Hintergrund, erklärt Ordnungsamtschef Thomas Rieß, sei der "Bittbrief von Hubert Aiwanger gewesen, gebeutelten Schaustellern und Gastronomen bei der Genehmigung von Freischankflächen großzügig entgegenzukommen".

Die Order "war gut gemeint, aber eine Grauzone und eine Ausnahmesituation, aus der keine dauerhafte Erlaubnis abgeleitet werden kann", so Rieß. Der Betrieb in der Wohngegend von Wintersdorf sei auch nicht ganz unproblematisch gewesen, es habe diverse Beschwerden gegeben. Juniorchef Julian Stahlmann weiß lediglich von einem Anlieger, der sich beklagte, "die anderen waren unsere Gäste".

Auch heuer war der überdachte Biergarten drei Monate geöffnet. Seniorchef Friedrich Stahlmann hätte den Betrieb gern über den August hinaus verlängert. Nur: Heuer gebe es keinen freistaatlichen Aufruf zu Kulanz mehr, es greifen reguläre Richtlinien, erklärt Rieß. Und denen zufolge ist für einen über drei Monate hinausgehenden Betrieb eine dauerhafte Gaststättenerlaubnis erforderlich. Dafür ist das Landratsamt zuständig. Und das verlangt einen Bauantrag "wie bei einem Hausneubau", sagt Juniorchef Julian Stahlmann, inklusive Stellplatznachweis und Gutachten etwa zu Lärm- und Geruchsemissionen.

Die Stahlmanns beauftragten ein Ingenieurbüro. Am 10. September, berichtet Julian Stahlmann, habe der Architekt den Bauantrag beim Landratsamt abgegeben. Daraufhin erhielten die Stahlmanns unter Vorbehalt die Erlaubnis, weiterzumachen – jedoch ohne Alkoholausschank und Live-Musik.

Aus dem Landratsamt gibt es eine knappe Stellungnahme: "Der für die Verlängerung der gaststättenrechtlichen Erlaubnis erforderliche Antrag wurde erst kürzlich eingereicht und wird geprüft." Die Unterlagen seien allerdings noch nicht vollständig. Davon hänge der Verlauf des Genehmigungsverfahrens ab.

Zwischenzeitlich hat sich auch die Fürther CSU-Landtagsabgeordnete Petra Guttenberger eingeklinkt und in München interveniert. Das Ergebnis: ein Schreiben von Bauministerin Kerstin Schreyer, in dem es heißt, dass die Regelungen zur längerfristigen Aufstellung fliegender Bauten durchaus Spielraum ließen. Verbunden mit der Bitte, im Einzelfall "auch den Aspekt des pandemiebedingten Wegfalls alternativer Aufstellmöglichkeiten zu berücksichtigen."

Haxe mit Mineralwasser zieht nicht

Drei Wochen hielten die Stahlmanns den Betrieb bis Anfang Oktober noch aufrecht, "dann haben wir aufgegeben", berichtet Annette Stahlmann. Letztlich hat die Familie angesichts der Auflagen aus dem Landratsamt kapituliert. "Da wurden Probleme aufgeworfen, die gar keine sind", meint Junior Stahlmann. Sein Vater ergänzt: "Und zur Hax’n schmeckt das Seidla Bier halt doch besser als das Glas Wasser".

Am Straßenverkauf in Wintersdorf will die Familie festhalten: Er habe sich etabliert, "die ganze Gegend", meint Senior Stahlmann, "hat uns gut unterstützt". "Existenziell wichtig" sei das Biergärtla gewesen, um zumindest das Stammpersonal halten zu können, berichtet sein Sohn. Allerdings dürften sich nun doch auch wieder mehr Beschäftigungsmöglichkeiten auftun. Der Nürnberger Christkindlesmarkt, sagt der Seniorchef, sei fest eingeplant. "Hoffentlich findet er auch wirklich statt."

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