Alle trachten nach Dirndl und Lederhosen

FÜRTH - Es ist nicht zu übersehen: Die Fürther Kirchweih verführt zum Dirndltragen. Aber auch Männer trachten danach, Zünftiges auszuführen — die Krachledernen haben im Moment Hochkonjunktur. Der Trend aus Fürth ist sogar schon bis nach Salt Lake City gekommen.

Ein neues Dirndl hätte Erika Thomas gerne. Vier hängen schon in ihrem Schrank, jetzt schaut sie sich in Anna Bürstleins Trachtenstand auf der Kärwa um und hält sich prüfend ein elegantes Modell mit schwarzem Seidentaftrock und geblümtem Mieder vor: „Damit will ich zum Oktoberfest“, verrät die 73-Jährige: „Also zum Snowbird-Oktoberfest in Utah.“ Denn Erika Thomas stammt zwar aus Fürth, zog aber 1965 in die USA und lebt nun in Salt Lake City. „Auf dem Oktoberfest in Utah gibt es auch Blasmusik und Bratwurst, aber dieses Jahr wollte ich unbedingt mal wieder zur Fürther Kirchweih kommen“, erzählt Erika Thomas: „Und es ist wunderbar.“

© Hans-Joachim Winckler

Ihre Tochter Claudia Klawe (40) begleitet sie und trägt passend zum Kärwa-Besuch einen schicken Loden-Janker. Die beiden sind von ihrem Besuch begeistert. „In Fürth hat sich im Lauf der Jahre eigentlich gar nicht so viel verändert“, überlegt Erika Thomas. Bloß den Euro mag sie nicht so gerne: „Früher gab es für zehn Mark ein Schnitzel, jetzt kostet das zehn Euro.“ Tochter Claudia lobt: „In Fürth ist es heute sauberer, das gefällt mir, und man sieht auffallend viele junge Leute.“

Gute Laune inklusive

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Und die statten sich auffallend oft richtig zünftig aus. Fachfrau Anna Bürstlein (57) weiß: „Junge Mädchen mögen gerne die kurzen Dirndl, die gehen dieses Jahr sehr gut. Außerdem sind Karos angesagt.“ Natürlich gibt es bei ihr auch Lederhosen. Frage: Wie sieht denn der ideale Träger einer Krachledernen aus? Anna Bürstlein lacht: „Einen knackigen Hintern muss er haben und stramme Waden.“ Das wäre also geklärt.

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Monika Heckler („Ich bin 63, aber im Herzen 28“) freut sich: „Ich habe mir gerade erst einen ganz tollen Trachtenhut gekauft.“ Sie habe schon immer gerne Modisches mit alpinem Schick getragen: „Ich bin zwar geborene Fürtherin, aber dann sind wir aufs Land gezogen und da passt das einfach immer wunderbar.“ Sie kann sogar das Geheimnis von Dirndl & Co begründen: „Man schlupft in so ein Gewand und ist sofort gut drauf.“

Eine These, die Sonja Dobrzewski sicher unterstreicht. Sie trägt zu weißer Bluse, grünem Mieder und Rock die passende rosa Schürze und verrät: „Das ist mein erstes Dirndl und es hat auf Anhieb ganz toll gepasst.“ Die 48-Jährige weiß, dass es etwas ganz anderes ist, ob eine Frau in Jeans und T-Shirt daherkommt oder eben so: „Man fällt auf, jeder schaut einen an.“ Und dann gibt es Komplimente: „Viele sagen dann: Das schaut gut aus.“

Das liegt wahrscheinlich auch daran, überlegt Sonja Dobrzewski, dass wohl kaum ein anderes Outfit gleichzeitig so weiblich ist, ein Gefühl von Tradition vermittelt und obendrein ein tolles Dekolleté macht. Zu den Freundinnen, mit denen sich Sonja Dobrzewski zum Kirchweih-Bummel verabredet hat, gehört auch Doris Hösch. Sie trägt: „Ein Landhauskleid mit passenden Stiefeln und Socken.“ Dazu hat die 43-Jährige stilechten Schmuck angelegt: „Die Kette mit dem Anhänger aus echten Hirschzähnen habe ich von meiner Patentante geerbt.“ Kann man die Kärwa denn zünftiger feiern als die Fürther?