Alt werden in Tuchenbach

25.11.2017, 13:00 Uhr
Alt werden in Tuchenbach

© Thomas Scherer

Das ging runter wie Öl: "Der Bürgermeister und der Gemeinderat engagieren sich außergewöhnlich selbstlos. In Tuchenbach ist es wunderbar zu leben, hier kann man wirklich sagen, da braucht man nicht mehr wegziehen, bis man stirbt. Daham is daham." Diese Wortmeldung eines älteren Herrn während der Bürgerversammlung im Gasthaus Kalb dürfte Bürgermeister Leonhard Eder und den Gemeinderat ein wenig getröstet haben. Sie war die Reaktion auf eine verbale Attacke eines Bürgers, der insbesondere Eder vorgeworfen hatte, nicht auf die Wünsche der Tuchenbacher einzugehen. Während der Mini-Eklat für erstaunte Gesichter im mit knapp 100 Besuchern vollbesetzten Gasthaus sorgte, erntete das Lob für den Gemeinderat Applaus und Zustimmung. Die wichtige Botschaft, die dabei mitschwang: Die Tuchenbacher haben durchaus großes Interesse daran, in der Gemeinde alt zu werden.

So war dann auch die Vorstellung der Pläne zum Bau der neuen Senioren-Wohngemeinschaft in Tuchenbach durch den Investor Wilhelm Assenbaum das Thema des Abends. Die Planungen für das Projekt auf dem Areal des ehemaligen Winklerhofes sind in vollem Gange. Vorgesehen ist, knapp zwölf Plätze im Rahmen einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft vor Ort bereitzustellen. Vorbild ist Wilhermsdorf, das bereits über eine derartige Einrichtung verfügt, die ebenfalls unter Assenbaums Regie entstanden ist. Seit 2008 ist es durch eine gesetzliche Neuregelung möglich, neben der Option Pflegeheim oder betreutes Wohnen auch die Zwischenlösung der ambulant betreuten Wohngemeinschaften anzubieten. Die maximal zwölf pflegebedürftigen Personen können selbst bestimmen, wer sie dort versorgt.

Zwar soll sich die Awo im Erdgeschoss des Gebäudes niederlassen. Doch in den zwölf Apartments mit jeweils eigener Nasszelle können auch andere Dienstleister die Pflege übernehmen. "Die Diakonie kann das ebenso", führte Assenbaum auf Nachfrage eines Bürgers ein Beispiel an. Das Zentrum ist trotz möglichst großer Privatsphäre für die Bewohner auf Geselligkeit ausgelegt. Im Zentralbereich wird es einen großen Esstisch geben, gekocht wird vor Ort und im barrierefrei erreichbaren Dachgeschoss soll ein Gemeinschaftsraum zum Wäschewaschen integriert werden. "Die Interaktion zwischen den Bewohnern ist gewünscht", hieß es vom Bauherrn.

Insgesamt soll das Projekt 3,8 Millionen Euro kosten. Das Erdgeschoss erwirbt die Awo. Der Kaufpreis der Wohnungen soll sich auf 150 000 bis 300 000 Euro belaufen. Die Kaltmiete wird zwischen 450 und 900 Euro liegen, je nachdem ob es sich dabei um Zwei-, oder Dreizimmer-Apartments handelt. Die Firma Assenbaum Wohn- und Gewerbebau peilt den Abschluss der Arbeiten bis spätestens August 2019 an. Der Antrag zur Baugenehmigung soll noch vor Weihnachten erfolgen.

Geht das Vorhaben wie anvisiert in den Bau, steht den Tuchenbachern eine durchaus attraktive Option zur Verfügung, auch als Pflegefall ihren Heimatort nicht verlassen zu müssen. Dank der geplanten vertraglich abgesicherten 24-Stunden-Betreuung für 20 Jahre ab Eröffnung heißt es dann hoffentlich in jeglicher Hinsicht: "Da braucht man nicht mehr wegziehen, bis man stirbt."

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