Altes wird wieder hübsch: Fünf Fürther Bauwerke gewürdigt

28.11.2018, 15:55 Uhr
Beispiele dafür, dass sich der Einsatz für altes Gemäuer lohnen kann: In neuem Glanz erstrahlt der Marktplatz 10. Die Eigentümer hatten sich durch die Kosten nicht abschrecken lassen.

© Fotos: Hans-Joachim Winckler Beispiele dafür, dass sich der Einsatz für altes Gemäuer lohnen kann: In neuem Glanz erstrahlt der Marktplatz 10. Die Eigentümer hatten sich durch die Kosten nicht abschrecken lassen.

Niemals hätte Brigitte Kreitschmann gedacht, dass eine harmlose Frage derart große Folgen haben würde. "Trauen Sie sich auf das Gerüst?", wollte der Dachdecker wissen, der Sturmschäden an der Dachrinne des alten Hauses am Marktplatz 10 reparierte. Unerschrocken stieg Kreitschmann mit ihm in die Höhe – um dort gruselige Entdeckungen zu machen.

"Die Fugen zwischen den Sandsteinen waren teilweise offen, große Risse klafften in den Steinen, und in viele waren lange Gänge gebohrt", erinnert sich Kreitschmann. Letztere waren wohl die Arbeit vieler Wespen, die dort jahrelang lebten und Höhlen für ihren Nachwuchs bauten. Dies blieb nicht ohne Folgen: Etliche Steine waren durch zusätzliche Einflüsse wie etwa die Witterung porös geworden, das obere Drittel des Giebels drohte einzustürzen.

Liebe zum Detail

"Wir mussten sofort handeln", sagt Kreitschmann. Der herbeigerufene Steinmetz rüstete das Haus aus dem 18. Jahrhundert komplett ein. Mehrere Monate lang reparierte er kaputte Bausubstanz, reinigte die Steine und ließ auch das Wappen an der Fassade in neuem Glanz erstrahlen.

In das prachtvoll restaurierte Humbser-Sudhaus ist inzwischen die Gastronomie eingezogen.

In das prachtvoll restaurierte Humbser-Sudhaus ist inzwischen die Gastronomie eingezogen.

Auch die drei Ziervasen am Giebel sind nun wieder an ihrem Platz. Eine musste der Steinmetz völlig neu gestalten, eine restaurierte er. Die dritte fristete jahrelang ihr Dasein in Brigitte Kreitschmanns Garten. Nun war es an der Zeit, sie wieder auf das Dach zu stellen, um dem Haus sein ursprüngliches Gesicht zurückzugeben. Seit Oktober sind die Arbeiten an dem Haus, in dem einst die beiden jüdischen Textilfabrikanten Leo und Jean Mandel geboren wurden, abgeschlossen.

Hausschwamm machte Probleme

Noch nicht ganz so weit gediehen sind die Arbeiten in der Karolinenstraße 10 — wobei auch hier keine Spuren mehr davon zeugen, wie marode das Gebäude einst war. Zwischenzeitlich war es in solch schlechtem Zustand, dass die Stadt es von innen und außen stützen musste. Der Hausschwamm hatte tragende Balken und auch die Böden befallen, außerdem war Wasser in das Dach eingedrungen und hatte zu Fäulnis geführt. Mehr als drei Jahre dauerte die Sanierung.

Auch das Gebäude Ludwigstraße 42 wurde generalsaniert.

Auch das Gebäude Ludwigstraße 42 wurde generalsaniert.

"Wir hätten nicht geglaubt, dass es so langwierig sein würde", räumt Dagmar Streng ein, die das Haus damals zusammen mit ihrem Mann gekauft hatte. Beide teilen ihre Leidenschaft für alte Bausubstanz — und dafür, was beim Renovieren zum Vorschein kommt und Geschichten aus längst vergangenen Zeiten erzählt. So auch die Wandmalereien, die sich im Treppenhaus unter vielen Schichten Farbe fanden und derzeit von einem Restaurator freigelegt werden.

Neben diesen beiden Objekten lobte Oberbürgermeister Thomas Jung noch drei weitere besonders gelungene Fassadenrestaurierungen. Seien sie erst einmal gestemmt, so der Oberbürgermeister, sei dies ein Grund zur Freude, immer aber auch "ein finanzieller Kraftakt".

Fenster waren Mammutaufgabe

"Ein wenig helfen" wolle deshalb die Stadt, indem sie besonders prägnante oder unter Denkmalschutz stehende Gebäude prämiert. 3000 Euro wurden für jedes der fünf Häuser heuer zur Verfügung gestellt. Die Prämie für die gelungene Fassadengestaltung ist die einzige Fördermaßnahme, die die Stadt noch für Renovierungen auslobt.

Mit einer Auszeichnung versehen wurde auch die ehemalige Humbser-Brauerei mit ihrem markanten Sudhaus in der Schwabacher Straße. Erst vor einigen Wochen ist ein Gastronomiebetrieb dort eingezogen. Bilder im Treppenhaus dokumentieren heute den alten Zustand des Gebäudes, das teils aus dem Jahr 1887 stammt. Eine Mammutaufgabe war der Austausch der großen Fenster im Sudhaus, die nun den historischen Vorgaben entsprechen und darüber hinaus noch ebenso filigran wie ihre Vorgänger wirken.

Ebenfalls in der Südstadt findet sich ein weiteres renoviertes Objekt. Der fünfstöckige Satteldachbau mit einer Sandsteinfassade ist ein Hingucker in der Ludwigstraße 42. Dort baute der Eigentümer den Laden im Erdgeschoss zurück, so dass dort nun wieder Wohnraum entstand. Gelungen seien die Fenster nach altem Vorbild und die Anpassung der Fassade an den historischen Sandstein.

Alte Pläne waren die Vorlage bei der Sanierung des Gebäudes in der Rudolf-Breitscheid-Straße 1. So wurden beispielsweise die glänzenden Fliesen, die einst für Zigarren Ebert angebracht worden waren, durch Sandsteinverblendungen ersetzt, die dem Gebäude nun mehr Wertigkeit verleihen.

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