Anbau: Fürther Amtsgericht bekommt neuen Haupteingang

9.7.2019, 11:00 Uhr
Anbau: Fürther Amtsgericht bekommt neuen Haupteingang

© Hans-Joachim Winckler

Das Stadttheater nebenan stand noch nicht, als Fürth das Amtsgericht am Hallplatz bekam. Zwischen 1898 und 1900 wurde das Justizgebäude errichtet, der Bau des Theaters begann ein Jahr später – beide Häuser wurden im neubarocken Stil gestaltet, beide sollten etwas hermachen.

Besucher müssen seit jeher eine Treppe hochsteigen, wenn sie durch den Haupteingang in der Bäumenstraße eintreten. Die Stufen sollten einst auch eine gewisse Ehrfurcht vor der Justiz vermitteln – heute führen sie zu einer Sicherheitsschleuse.

Nach mehreren tödlichen Attacken entschieden sich die deutschen Justizbehörden vor Jahren, sich besser zu schützen, Ende 2012 wurden auch am Amtsgericht in Fürth Einlasskontrollen eingeführt. Seitdem befindet sich eine mächtige Glaswand oben am Treppenabsatz. Ähnlich wie am Flughafen werden hier Taschen kontrolliert, Besucher können abgetastet und mit Metalldetektoren überprüft werden.

Ausschlaggebend dafür war der "schlimme Vorfall" in Dachau, wie Ministerialdirektor Frank Arloth aus dem Bayerischen Justizministerium am Montag beim symbolischen Spatenstich für ein neues Eingangsgebäude sagte, das das Fürther Amtsgericht bekommen soll. 2012 hatte in Dachau ein Angeklagter nach der Urteilsverkündung einen Staatsanwalt erschossen und versucht, auch den Richter zu töten. Seitdem sei man bemüht, Waffen nicht in Gerichtssäle gelangen zu lassen, so Arloth. "Sie sollen ein geschützter Bereich bleiben, in dem ausschließlich mit Worten gestritten wird."

Im denkmalgeschützten Fürther Amtsgericht sind die Voraussetzungen dafür nicht ideal. Die Sicherheitsschleuse wirkt wie ein beengtes Dauerprovisorium. Wenn viel Andrang herrscht, stehen die Besucher in einer Schlange auf der Treppe.

Aber auch um zwei andere große Anliegen geht es dem Freistaat, wenn er jetzt 2,75 Millionen Euro in den Ergänzungsbau investiert: um Barrierefreiheit und Bürgerservice. Der Neubau, der dort entsteht, wo zurzeit noch ein Tor den Hof des Gerichts zur Hallstraße hin begrenzt, ist als künftiger Zugang zum gesamten Komplex konzipiert. Als zunächst einstöckiger Riegel soll er die Lücke zwischen den bestehenden Gebäuden schließen. Untergebracht werden ein Foyer, ein Nebenraum und ein Aufzug.

Der Direktor hofft auf eine Aufstockung

Bei seiner Rede vor Gästen aus Justiz, Politik und Gesellschaft verriet Walter Groß, der Direktor des Amtsgerichts, allerdings, dass er bereits auf einen "zweiten Bauabschnitt" hoffe: auf eine Aufstockung, die dem unter Raumnot leidenden Gericht endlich mehr Platz geben würde.

Groß dankte ausdrücklich der CSU-Abgeordneten Petra Guttenberger, die sich im Landtag schon vor Jahren für den barrierefreien Ausbau des Amtsgerichts eingesetzt hat und 2014 eine Anschubhilfe erreichte.

2021 soll das neue Gebäude fertig sein. Von dort aus sollen die Bürger auch zu einem neuen Servicebereich, dem "Bürgerservice Justiz", gelangen. Bestimmte Anträge können dort gleich abgegeben werden, so dass Besucher nicht mehr durch drei verschiedene Gerichtsgebäude laufen müssen. Für andere Anliegen werden sie von hier aus zum richtigen Gesprächspartner gelotst.

Die Baumaßnahme passe gut zur Aufwertung des Hallplatzes und seines Umfelds, die die Stadt plane, findet Thomas Dickert, Präsident des Oberlandesgerichts Nürnberg. Er versicherte: Auch er hoffe auf eine Aufstockung – baulich sei das Gebäude dafür auf jeden Fall geeignet.

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