Spitzenmäßig abgetaucht

Apnoetaucher aus Zirndorf holt zwei Meistertitel

6.9.2021, 21:00 Uhr
Apnoetaucher aus Zirndorf holt zwei Meistertitel

© Foto: privat

Deshalb fanden die Wettkämpfe am 28. und 29. August im sächsischen Wildschütz-See statt, einem gefluteten früheren Steinbruch. Dieser ist 72 Meter tief – und reichte damit dennoch nicht aus für Stötzner. "Einmal habe ich den Grund gespürt und richtig im Kies gescharrt", berichtet der gebürtige Berliner, der seit rund drei Jahrzehnten in Franken lebt.

In der Disziplin Constant Weight BiFin – also mit normalen Taucherflossen – tauchen die Athleten an einer Sicherungsleine nach unten. Am Ende der Leine hängt eine Lampe, die bei Stötzners Versuch aber nicht an war. So kam es, dass der Zirndorfer nicht nur die Bewertungsskala sprengte (maximal 70 Meter möglich), sondern plötzlich auf dem Grund des Sees stand.

"In der Dunkelheit musste ich dann eine Weile suchen, bis ich den Tag fand und wieder nach oben schwimmen konnte", erinnert er sich. Tags, das sind an der Leine befestigte Klettbänder. Indem sie diese zutage fördern, beweisen die Apnoetaucher, dass sie auch wirklich die zuvor anvisierte Tiefe erreicht haben. Außerdem müssen sich die Apnoetaucher innerhalb der ersten 15 Sekunden, nachdem sie an die Wasseroberfläche zurückgekehrt sind, regelkonform zurückmelden. Das beinhaltet: Maske abnehmen, Nasenklammer runter, ein Okay-Zeichen mit der Hand geben und mit Augenkontakt zum Punktrichter die Worte "I am okay" aussprechen. Wenn man etwas falsch macht, wird der Versuch für ungültig erklärt.

"Damit will man sichergehen, dass der Taucher gesund und bei vollem Bewusstsein ist", erklärt der Zirndorfer. Schließlich bringt das minutenlange Abtauchen in dunkles, kaltes Wasser auch einige Gefahren mit sich. So könne man leicht die Orientierung verlieren oder in die Stickstoffnarkose verfallen, eine Art Alkoholrausch unter Wasser. Zu ihrer Sicherheit werden die Athleten bei ihrem Versuch per Sonar überwacht. Im Notfall könne auch tief unter Wasser ein Gegengewicht an der Sicherungsleine ausgelöst werden, das den Teilnehmer automatisch nach oben befördert. Zudem kommen ihm von oben Rettungstaucher entgegen.

Training in der Rednitz und im Bibertbad

Glücklicherweise kam das alles bei Stötzner und seinen Mitbewerbern um die Deutsche Meisterschaft am vergangenen Wochenende nicht zum Einsatz. Es gab keinerlei Blackouts oder rote Karten, heißt es vom Veranstalter. Dafür gingen zwei Titel nach Franken: In der Disziplin Constant Weight BiFin tauchte Stötzner als einziger auf 70 Meter Tiefe. Damit verbesserte er seinen eigenen deutschen Rekord um vier Meter. Und in Constant Weight mit Monoflosse – dabei stecken beide Füße in einer großen Flosse – schaffte es der Wahl-Franke ebenfalls bis ans Ende der Skala, musste sich den Titel allerdings mit zwei gleich guten Kontrahenten teilen.

In dieser Disziplin hält er ebenfalls den nationalen Rekord mit 76 Metern. Diesen hatte er erst eine Woche zuvor bei einem Wettkampf in Polen aufgestellt. Bei der Deutschen Meisterschaft wurde Stötzner dank seiner beiden tollen Leistungen zudem zum Gesamtsieger über alle Disziplinen hinweg gekürt. Doch wie kommt man auf dieses Niveau? Stötzner betreibt das Apnoetauchen seit rund zehn Jahren. Er habe ein Talent, aber auch seine sportliche Vorgeschichte als Triathlet würde ihm dabei helfen, sagt er.

Neben Schwimmen in der Rednitz und Radeln auf dem Ergometer trainiert er viel in öffentlichen Schwimmbädern. Auch im Bibertbad könne man ihn hin und wieder finden, meist auf dem Grund des knapp vier Meter tiefen Springerbeckens.

Dort unten trainiert er Bewegungsintervalle. "Wenn ich vorher ausatme, also mit leerer Lunge abtauche, kann ich bis zu vier Minuten unter Wasser bleiben. Außerdem lässt sich auf diesem Weg durch die Druckverhältnisse eine Wassertiefe von 70 bis 80 Metern simulieren", erklärt Stötzner. Beim statischen, also bewegungslosen Luftanhalten schafft der Zirndorfer sogar sieben Minuten. Dafür sei ihm die Zeit im Bad aber zu schade. "Das trainiere ich lieber zuhause, während ich auf der Couch sitze", sagt er und lacht.

Anfang Oktober fährt der 54-Jährige zu seiner zehnten Weltmeisterschaft nach Kas in die Türkei. Bei den internationalen Wettbewerben ist für ihn bislang nur ein vierter Platz rausgesprungen. Doch in seiner aktuellen Form scheint für Stötzner alles möglich zu sein.

Keine Kommentare