Appell des Fürther Klinikums: "Angst vor Astrazeneca ist völlig unbegründet"

2.3.2021, 09:10 Uhr
Appell an die Bürger: "Die Angst vor dem Astrazeneca-Impfstoff ist völlig unbegründet", sagt der Pandemiebeauftragte des Fürther Klinikums, Dr. Manfred Wagner.

© Hans-Joachim Winckler Appell an die Bürger: "Die Angst vor dem Astrazeneca-Impfstoff ist völlig unbegründet", sagt der Pandemiebeauftragte des Fürther Klinikums, Dr. Manfred Wagner.

Das Imageproblem des Impfstoffs von Astrazeneca sowie fehlender Pragmatismus wirken sich spürbar negativ auf die Impfquoten aus, kritisiert Dr. Manfred Wagner, Medizinischer Leiter und Pandemiebeauftragter des Fürther Klinikums. Dabei müssten gerade jetzt, angesichts der sich ausbreitenden Virus-Mutationen, möglichst schnell viele geimpft werden.


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Via Pressemitteilung appelliert Wagner an die Bevölkerung: "Bitte lassen Sie sich impfen, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben - egal mit welchem Impfstoff. Die Angst vor dem Astrazeneca-Impfstoff ist völlig unbegründet."

Wagner verweist auf eine neue Studie der Universität Edinburgh, derzufolge der Impfstoff von Biontech/Pfizer ebenso wie der von Astrazeneca bereits nach der Erstimpfung einen signifikanten Effekt auf die Covid-19-bedingten Krankenhausaufenthalte hat: Biontech reduziere die Zahl der Klinikaufenthalte nachweisbar um bis zu 85 Prozent, Astrazeneca sogar um bis zu 94 Prozent.

Schutz vor der Mutante

Außerdem schütze Astrazeneca auch die Altersgruppen über 60 um etwa 80 Prozent vor einem schweren Verlauf, der einen Krankenhausaufenthalt nötig machen würde. Der Stoff mindere darüber hinaus die Virusausscheidung, die Viruslast und damit auch die Übertragbarkeit.

Die Möglichkeit, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, reduziere Astrazenenca um 70 Prozent. Bei der englischen Mutante zeige das Produkt "die gleiche signifikante Wirksamkeit" wie Biontech oder Moderna.

Vor kurzem hatte auch der Leiter des Erlanger Impfzentrums. Dr. Hans Joachim Drossel, eindringlich an die Bürgerinnen und Bürger appelliert, eine Impfung mit Astrazeneca nicht auszuschlagen: "Auch Astrazeneca schützt vor schweren Krankheitsverläufen. Es ist nicht entscheidend, ob ich eine 30-prozentige Wahrscheinlichkeit habe, die Corona-Infektion als eine leichte Erkältung durchzumachen, oder eine fünfprozentige wie beim Vakzin von Biontech/Pfizer."

Das Ziel: ein normaleres Leben

Gleichzeitig fordert Wagner auch die Politik auf, "pragmatische Entscheidungen" zu treffen und Strukturen zu schaffen, damit schneller mehr Menschen geimpft werden können. Eine grundsätzliche Freigabe des Astrazenca-Vakzins für Menschen jenseits der Vorranggruppen lehnt die Bundesregierung derzeit ab. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich bei dem Thema zuletzt offener. Außerdem regte er am Montag an, Hausärzte, Betriebsärzte oder Schulärzte Astrazeneca auch abseits der Impfzentren impfen zu lassen.

Nach Bayern wurden inzwischen über 220.000 Dosen des Vakzins von Astrazeneca geliefert - bislang wurde allerdings weniger als ein Drittel davon genutzt.


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"Das darf einfach nicht sein", sagt der Pandemiebeauftragte. "Wenn wir nicht in eine dritte Welle laufen und in wenigen Wochen wieder ein etwas normaleres Leben führen wollen, brauchen wir mehr Pragmatismus, beispielsweise eine Öffnung bei den Priorisierungen, bevor wir Impfstoff gar nicht verimpfen."

Ansonsten laufe man Gefahr, dass auch die Zahl der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern wieder schnell steigen werde und die Kliniken "erneut an oder über ihre Belastungsgrenze" kommen.

"Es ist ein Wettlauf mit der Zeit"

Das Problem sieht Wagner nicht bei den Impfzentren vor Ort, sondern bei den zentralen Vorgaben aus Berlin. "Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Deshalb muss jede Impfdosis verimpft werden. Und zwar jetzt!"

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