Ärztereform: Rettungsdienst ist "viel wichtiger"

26.3.2018, 06:00 Uhr
Ärztereform: Rettungsdienst ist

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Man müsse bedenken, dass der Bereitschaftsdienst Teil einer Gesamtversorgung ist, zu deren Säulen auch die Notaufnahmen der Kliniken sowie das Rettungsdienst- und Notarztsystem zählen, so der Politiker aus Wilhermsdorf. Während Letztere zuständig sind für die Versorgung von Patienten mit akuten und lebensbedrohlichen Erkrankungen, ist der Bereitschafts- oder Notdienst die Vertretung der Hausärzte zu Zeiten, in denen deren Praxen geschlossen sind.

Wie berichtet, strukturiert die Kassenärztliche Vereinigung Bayern den Service um. Sie schafft mehr zentral gelegene Bereitschaftspraxen (meist an Kliniken), die an Wochenenden, Feiertagen und mittwochnachmittags Anlaufstellen für Kranke sind. Trotz prognostiziertem Ärztemangel gerade auf dem Land soll das ambulante Netz so aufrechterhalten werden.

Für Kranke, die ihre Wohnung nicht verlassen können, bietet die KVB parallel dazu weiter auch nachts Hausbesuche an. Zur Entlastung der Ärzte auf dem Land vergrößert sie dabei die Bereitschaftsdienstregionen, richtet Fahrdienste mit Chauffeuren ein und einen Pool von Medizinern, die bei Bedarf freiwillig Schichten übernehmen. In der Kritik steht die Vertretung der niedergelassenen Ärzte vor allem wegen der Ausweitung der Einsatzgebiete. So befürchten der Großhabersdorfer Dr. Klaus Graup und der stellvertretende Vorsitzende des Fürther Ärztenetzes, Dr. Richard Sohn, dass die Fahrtzeiten die Zeiten beim Patienten deutlich übersteigen werden (wir berichteten).

Nachbesserungen nötig?

Auch Scheuenstuhl hält es für denkbar, dass die Wartezeiten für Patienten in der Nacht so lang werden könnten, dass diese noch öfter als bisher von vornherein den Rettungsdienst rufen, also die 112. Sollte sich abzeichnen, dass die Zahl der Rettungsdienst- und Notarzteinsätze noch stärker steigt als ohnehin schon, findet der Abgeordnete Nachbesserungen dringend nötig. Um ihren Mitgliederschwund im ländlichen Raum zu stoppen, müsse die KVB dann eventuell ihre Bereitschaftspraxen mit dafür angestellten Medizinern besetzen.

Bei den Rettungsdiensten, sagt Scheuenstuhl, sei ebenfalls "Land unter", habe sich die Zahl der Fahrten in den letzten zehn Jahren in Bayern verdoppelt. Im Juni gibt es im Landtag eine "Große Sachverständigenanhörung" zum Thema "Rettungsdienst auf Kante". Für die allseits gewünschte 100-Prozent-Betreuung sei ein gut funktionierendes Rettungs- und Notarztsystem "viel wichtiger" als der nächtliche Hausarztbesuch. Denn der sei ein Zusatzangebot, ein Service on top. Scheuenstuhl wie auch die hiesige Landtagsabgeordnete Gabi Schmidt (Freie Wähler) fordern im Übrigen eine gemeinsame Erreichbarkeit von Rettungs- und ärztlichem Bereitschaftsdienst bei den Integrierten Rettungsleitstellen unter der Rufnummer 112, also die Abschaffung der Telefonnummer 116117.

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