Astrazeneca für alle: Viele Anfragen bei Fürther Hausärzten

27.4.2021, 05:53 Uhr
Astrazeneca für alle: Viele Anfragen bei Fürther Hausärzten

© Foto: Robert Michael/dpa

Neuer besorgniserregender Rekord bei der Sieben-Tage-Inzidenz in Fürth: Sie lag nach Angaben des Robert-Koch-Instituts am Montag bei 300,4 - so hoch wie nie zuvor seit Beginn der Pandemie. Corona-Ausbrüche im Grete-Schickedanz-Seniorenheim und in zwei Fürther Firmen haben die Zahl der Neuinfektionen stark steigen lassen. Parallel dazu erlebe man weiter ein "sehr diffuses Infektionsgeschehen", hieß es zuletzt aus dem Gesundheitsamt. Die aggressive britische Mutation sorgt dafür, dass sich anders als in den ersten beiden Wellen oft ganze Familien anstecken.


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"Bedrohlich" nennt Dr. Ulrich Schwiersch diese Entwicklung. Der Fürther Gynäkologe fürchtet eine Überlastung der Kliniken. Denn: Während viele ältere Menschen inzwischen geimpft sind, erkrankten zunehmend jüngere, die bei einem schweren Verlauf von Covid-19 tendenziell länger auf der Intensivstation verweilen.

Abhilfe schaffen können auf längere Sicht nur Impfungen. Um sie voranzutreiben, gibt es seit kurzem eine Änderung bei der Verteilung des Astrazeneca-Vakzins. In Haus- und Facharztpraxen darf es nun an alle Altersgruppen verimpft werden. Die Priorisierung wurde für den Wirkstoff aufgehoben. Nach Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen schwenkten auch Bayern und Berlin auf diese Linie ein.

In der Praxis von Dr. Franz Jobst, Allgemeinarzt und Sprecher des Ärztenetzes Fürth, stand nach der Änderung das Telefon kaum still. Viele Patienten wollten wissen, ob sie jetzt früher an die Reihe kommen könnten, als bislang gedacht. Jobst vermag darauf momentan noch keine endgültige Antwort zu geben.

Der Grund: Noch immer ist der Impfstoff knapp. Und: Die Ärzte erfahren zwar meist kurz vor der Lieferung, wie viele Fläschchen sie bekommen – nicht jedoch, welcher Impfstoff darin steckt. Kommende Woche etwa, soviel wissen Jobst und seine Kollegen, wird gar nichts von Astrazeneca dabei sein, was einem schon länger angekündigten Lieferengpass geschuldet ist.


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Das bedauert auch Michael Langer, Geschäftsführer des Medic-Centers Nürnberg, dem über 130 Ärzte in der Region angehören und das eine Art eigenes Impfzentrum in den Räumen der leer stehenden Schön-Klinik an der Europaallee betreibt. Dort können mehrere Mediziner aus Fürth und Stein ihre Patienten impfen, ohne dass es ihren Praxisbetrieb einschränkt.

Bislang, so Langer, habe man sich oft hart getan, Patienten in den aktuellen Priorisierungsgruppen "für Astrazeneca zu begeistern". Nun, glaubt er, werde das Interesse zunächst steigen. Ob dieser Trend anhält oder irgendwann wieder abflacht, bleibe allerdings abzuwarten.

Dass das Vakzin für Erstimpfungen künftig in den Arztpraxen und nicht mehr in den Impfzentren verabreicht werden soll, begrüßt Langer: "Das ist schon sinnvoll, denn der Arzt kennt seine Patienten und kann sie entsprechend beraten."

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