Auf hohem Niveau

22.11.2011, 10:16 Uhr
Auf hohem Niveau

© Hans-Joachim Winckler

Den Anfang machte das Vororchester mit Mozarts „Serenata notturna“ (KV 239). Der junge Meister schrieb diese entzückende „Nachtmusik“ 1776 noch in Salzburg, und damit elf Jahre vor deren berühmteren Schwester. Der Anlass ist nicht bekannt, aber vielleicht erklang sie auf einem Fest der befreundeten Bürgermeisterfamilie Haffner. Wie bei einem barocken Concerto grosso wechseln sich Orchester und ein Streicher-Concertino ab; hinzu kommt als Rhythmusgeber noch die Pauke. Das junge Ensemble zeigte bei seinem Vortrag bereits eine beachtliche Reife.

Danach betrat das Hauptorchester die Bühne und präsentierte mit Mozarts Konzert in A-Dur (KV 622) für Soloklarinette eines der schönsten Werke überhaupt für das damals noch recht junge Holzblasinstrument. Mozart komponierte diese musikalische Kostbarkeit im Todesjahr 1791 für seinen Freund (und Saufkumpan), den berühmten Klarinettenvirtuosen Anton Stadler, als sein eigener musikalischer Stern in Wien schon verblasst war.

Adrian Krämer, der siebzehnjährige Solist des Abends, war eine erfreuliche Überraschung. Technisch untadelig, dynamisch fein austarierend, sorgfältig gestaltend und mit wunderschönem Ton begeisterte er das Publikum im voll besetzten Theatersaal. Er ist zu Recht — zusammen mit dem Pianisten Malte Meyn als Duopartner — einer der diesjährigen Talentpreisträger des Fürther Theatervereins. Das Orchester war ein zuverlässiger und sensibler Partner des beeindruckenden Solisten.

 

Musikalischer Siegesjubel



Im Jahr 1809 erhielt Beethoven von seinem Leipziger Verleger Härtel den Auftrag, für Goethes Freiheitsdrama „Egmont“ eine Bühnenmusik zu schreiben, wie sie in dieser Epoche angesagt war. Mit der Ouvertüre zu dem Opus ging es nach der Pause weiter. Sie gibt zunächst der Unterdrückung der Niederlande durch Spanien, dann dem wilden Aufruhr des Aufstands und schließlich dem Siegesjubel musikalischen Ausdruck. Das Werk liegt in seiner dramatischen Aussage auf einer Linie mit den zuvor komponierten Leonorenouvertüren.

Den glänzenden Abschluss des Abends bot das Orchester mit der Sinfonie Nr. 104 in D-Dur von Joseph Haydn, der letzten seiner zwölf sogenannten „Londoner Sinfonien“. Er schrieb dieses Werk 1795 bei seinem zweiten Aufenthalt in London, beschloss damit auch sein sinfonisches Schaffen und kehrte als wohlhabender Mann nach Wien zurück.

Hervorragend umgesetzt

Der Kopfsatz der Sinfonie präsentiert sich in heiterer Grundstimmung mit elegischen Einschüben. Das Andante und seine Variationen bezaubert mit mozartischer Innigkeit, deren Umsetzung dem Orchester hervorragend gelingt. Im Menuett, einem für Haydn typischen „Deutschen Tanz“, nehmen die eigenwilligen Überbetonungen Beethovens Humor vorweg. Das Thema des Finales zeigt sich im gutmütigen Charakter eines Ländlers, wie ihn Beethoven auch in seiner „Pastorale“ verwendet.

Unter dem engagierten Dirigat ihres Chefs Bernd Müller boten die jungen Musikerinnen und Musiker nicht nur bei diesem Werk eine beeindruckende Leistung. Sie zeigten bestens abgestimmtes Zusammenspiel — auch bei offen liegenden Sechzehntelpassagen — eine differenzierte Dynamik, kraftvolle Steigerungen sowie Wohlklang auch im Pianissimo. Unter den Laienorchestern des Großraums behauptet das Ensemble auch weiterhin einen Spitzenplatz.

Keine Kommentare