Ausstellung: Tierischer Dürer auf der Cadolzburg

25.7.2019, 16:00 Uhr
Ausstellung: Tierischer Dürer auf der Cadolzburg

© Sabine Rempe

Die Sau ist wunderlich. Wachsen ihr doch aus den Schulterblättern zwei Vorderläufe, während am Hinterkopf ein weiteres Paar Ohren prangt. Ganz zu schweigen von ihrem gespaltenen Körper und den sechs Schweinefüßen, auf denen sie zierlich balanciert . . .

Anno 1496 wurde das arme Tier in Nürnberg zur Schau gestellt. Eine Sensation, die von einem äußerst geschäftstüchtigen Künstler auf einem Flugblatt verewigt wurde. Sein Name war Albrecht Dürer.

Das Genie aus Franken war eben nicht nur auf Häschen und Wiesenblumen aus. Stattdessen bediente der Meister mit größter Kunstfertigkeit auch ein Genre, das heute gut und gerne als verschärfter Boulevard-Journalismus durchgehen würde. Wie anziehend nicht nur Dürers Sensationsnachrichten bis heute sind, beweist eine hochkarätige Sonderausstellung in den Räumen der Cadolzburg.

Unter dem Titel "Drache, Sau und Meereswunder" werden dort noch bis 6. Oktober einzigartige Grafiken von deutschen und niederländischen Künstlern des 16. und 17. Jahrhunderts gezeigt. Zusammengestellt wurde die exquisite Schau von Studierenden des Masterstudiengangs Kunstgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg unter der Leitung von Uta Piereth, Kuratorin auf der Cadolzburg. Rebekka Berg gehört zu diesem Projektseminar und hat sich im begleitend erscheinenden Katalog mit Dürers "Missgeburt eines Schweins" beschäftigt.

An diesem Morgen stellt die Studentin die ausgestellten Kupfer- und Holzstiche den Schülerinnen und Schülern der sechsten Klasse der Mittelschule Schwabacher Straße aus Fürth vor, und, keine Frage, die Anziehungskraft der Motive ist auch gut 500 Jahre nach ihrer Fertigung ungebrochen.

Kreativer Zeus

Mit einer Lupe betrachten zwei Mädchen zum Beispiel den bloß rund fünf mal sechs Zentimeter großen Kupferstich von Hans Sebald Beham, der Leda mit dem Schwan zeigt. Aufmerksam lesen die Schülerinnen den Begleittext – und wundern sich über den kreativen Zeus . . . Andere Schüler staunen über die einzige farbige Darstellung der Ausstellung: Die Seite "Von den Mer Wundern" aus dem "Buch der Natur" des Konrad von Megenberg zeigt sagenhafte Geschöpfe. Da gibt es ein "Wazzerpfärd" mit Hufen und Fledermausflügeln, possierlich auch der "Mermünch", der einen menschlichen Kopf mit einem tierischen Leib und einem geschuppten Schwanz kombiniert.

Sehr hübsch daneben die blond bezopfte Schöne, die einen nackten weiblichen Oberkörper präsentiert, der in einem Katzenhinterteil mündet. Das sind keine Karikaturen, sondern ernst gemeinte wissenschaftliche Betrachtungen, die freilich nicht auf Beobachtungen, sondern auf Beschreibungen fußten.

Eine unglaublich detailgetreue Schilderung musste auch Albrecht Dürer vorliegen, als er 1515 seinen Holzschnitt vom "Rhinocerus" fertigte. Der Künstler hat nämlich in seinem Leben kein Nashorn vor Augen bekommen. Trotzdem ist seine Darstellung relativ authentisch – mal abgesehen von dem Hörnchen im Nacken des Tieres, das es in Natura natürlich nicht gibt.

Auch die Panzerplatten sind nicht korrekt angeordnet, dennoch ist dieses Porträt erstaunlich. Als Flugblatt wurde es seinerzeit zu einem Hit auf den Märkten. Die wertvollen Grafiken, die in der Cadolzburg gezeigt werden, stammen aus der Graphischen Sammlung der Universitätsbibliothek Erlangen und der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Kuriose Entdeckung

Dascha (12) und Carolina (13) aus Fürth sind mittlerweile in einen Holzschnitt der Arche Noah vertieft, die Jost Amman Mitte des 16. Jahrhundert fertigte. Die Mädchen entdecken ein stolzes Einhorn-Paar, das selbstbewusst die Rampe zum rettenden Schiff hochtrabt. Da die Tiere, die es auf die Arche geschafft haben, überlebten, kann das in Sachen Einhorn ja eigentlich nur eines bedeuten . . .

"Drache, Sau und Meereswunder – Ungeheuerliche Tierwelten von Dürer & Co" ist bis 6. Oktober täglich außer montags im Rahmen eines Museumsrundgangs von 9 bis 18 Uhr zu sehen. www.burg-cadolzburg.de

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