Avi Avital bringt das Stadttheater zum Rasen

7.12.2019, 16:04 Uhr
Avi Avital war im Fürther Stadttheater zu Gast.

© Foto: Uwe Arens Avi Avital war im Fürther Stadttheater zu Gast.

Etwa der sattsam bekannte "Sommer" aus Vivaldis "Vier Jahreszeiten"; die ganze schwere Trägheit des schwülen Sommertags, die rasenden, kleinen Phrasen der Mandoline, der ständige Kontrast zwischen Reglosigkeit und Sturm, all das bringt das 1997 von Andrea Marcon gegründete Streichorchester voller feiner Nuancen und absoluter Spielfreude zum Klingen. Spaß haben sie alle, das merkt man jedem Ton an.

In Paisiellos Es-Dur-Konzert, das in typisch neapolitanischer Manier die Extreme und das Drama feiert, zeigt sich Avital sowohl im Zwiegespräch mit der Violine als auch im Solo als Virtuose, lässt seinen Part aber bei aller Intensität fast absichtslos erscheinen - als ob er gerade mal eben so auf das Instrument gestoßen wäre, das er nun für eine sich stetig steigernde Tirade nutzt.

Es ist diese scheinbare Mühelosigkeit, verbunden mit absoluter Präzision, die die barocken Werke aus dem Rahmen bloßer Ästhetik heraushebt. Virtuosität alleine erschiene hier ein wenig seelenlos. Das Venice Baroque Orchestra und Avi Avital haben die Virtuosität, aber sie haben auch die Leichtigkeit und die Leidenschaft, die es braucht, um nicht an der Oberfläche zu bleiben. Und so bleibt die Spannung und Sammlung der Zuhörer auch dann erhalten, wenn es ganz leise wird, wenn alle Instrumente gezupft werden und die Mandoline die Grenzen des Spielbaren auslotet in einem Pianissimo, das schier unendlich leise und zugleich unendlich präsent ist. Rauschender Applaus für einen Abend, den man sich keine Minute kürzer gewünscht hätte.

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