Baerbock als Kanzlerkandidatin: "Sie kann den Job"

19.4.2021, 18:41 Uhr
Annalena Baerbock tritt  als Kanzlerkandidatin der Grünen an.

© Christian Thiel via www.imago-images.de, imago images/Christian Thiel Annalena Baerbock tritt  als Kanzlerkandidatin der Grünen an.

Von einem "Luxusproblem" spricht Kamran Salimi, Fraktionschef der Grünen im Fürther Stadtrat. Denn beide, Baerbock wie Habeck, "sind für die Kandidatur geeignet", findet er. Den Ausschlag, aus seiner Wahrnehmung macht Salimi auf Nachfrage kein Geheimnis, habe am Ende wohl das Geschlecht gegeben – "und das", fügt er vorsorglich hinzu, meine er "in keiner Weise despektierlich".

Er halte es vielmehr für richtig, ein Kandidaten-Tableau ohne weibliche Beteiligung wäre in seinen Augen "nicht angemessen" – für die Grünen mit ihrer starken feministischen Tradition schon gar nicht.

Chancen auf die Regierungsbeteiligung hat seine Partei nach Salimis Einschätzung wohl nur in der Variante schwarz-grün, und das behagt dem nach links orientierten Grünen nicht. Generell sei er "kein Freund von Regierungsbeteiligungen", meistens nämlich seien die mit zu vielen Kompromissen verbunden und verwässerten die eigene Position. Die SPD sei dafür das beste Beispiel.

Die ehemalige Fürther Stadträtin Barbara Fuchs, für die Grünen seit 2018 im bayerischen Landtag vertreten, ist "wirklich stolz darauf, wie unaufgeregt" ihre Partei die Nominierung über die Bühne gebracht hat, "ohne jede Egozentrik".

Die Entscheidung geht für sie "in Ordnung" – und das nicht in erster Linie, weil Annalena Baerbock eine Frau ist, sondern weil sie "näher an den Wirtschaftsthemen dran ist", weil sie Gespür für "Balance von Klimaschutz und Wirtschaft" habe – eine Eigenschaft, die Fuchs, früher selbst in leitender Position in Betrieben tätig, für derzeit besonders wichtig hält.



Doch auch Robert Habeck schätze sie, beteuert Fuchs; beide zusammen, davon ist sie überzeugt, werden "ein cooles Team bleiben". Eine schwarz-grüne Regierung ist nach ihrer Einschätzung realistischer als andere Optionen, doch Fuchs warnt: Ihre Partei müsse aufpassen, "da nicht vervespert zu werden".

Die Entscheidung für die Kandidatin – eine Überraschung? Nein, sagt Norbert Schikora, Stadtrat der Grünen in Oberasbach. Das habe sich in jüngster Zeit so abgezeichnet. Der langjährige Kommunalpolitiker verhehlt nicht, dass er eher zum Kandidaten geneigt hätte. Der Grund? "Bei Robert Habeck war für mich seine Regierungserfahrung maßgeblich."


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Dass der ehemalige stellvertretende Ministerpräsident von Schleswig-Holstein aber nun seiner Parteikollegin den Vortritt lässt, ist für den Fürther Kreisrat auch "ein Versuch, die Frage von Führung und Macht neu zu denken". Wer den Ausgang des Rennens pro Frau als grünenspezifisch so erwartet hat, dem widerspricht Schikora. Es wäre doch "absurd, eine solche Aufgabe nach Geschlechtertypus zu verteilen". Ja, auch Habeck wäre für die politische Konkurrenz "ein harter Knochen gewesen", aber klar sei: Baerbock besitze die Fähigkeit "mit Durchsetzungsvermögen und Klarheit im Kurs zu punkten. Sie kann den Job".

Robert Habeck präsentierte seine Co-Vorsitzende als Kandidatin für Kanzlerschaft.

Robert Habeck präsentierte seine Co-Vorsitzende als Kandidatin für Kanzlerschaft. © Christian Thiel via www.imago-images.de, imago images/Christian Thiel

Er kenne und schätze Annalena Baerbock " als kluge und fleißige Kollegin, als superstarke Frau", sagt der grüne Bundestagsabgeordnete Uwe Kekeritz. Wer eine Bundeskanzlerin wünsche, "die Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit vereint, habe mit ihr "ein starkes Angebot". Er sei sich sicher, dass seine Partei als Team mit Baerbock an der Spitze "ein hervorragendes grünes Ergebnis holen werden".

"Für uns intern", sagt Angelika Igel, Kreissprecherin der Grünen, "ist die Entscheidung keine Überraschung, weil es schlicht unseren Statuten entspricht, Frauen besonders zu fördern." Baerbock sei eine hervorragende Kandidatin, mit ihrer Power und Kompetenz könne sie sich sicher "sehr gut behaupten in der Männerriege, die da auf sie zukommt".

Sie zeichne sich dadurch aus, " die Dinge auf den Punkt zu bringen, und das auf eine äußerst empathische Art", urteilt die Roßtalerin. Wenngleich bei einer Doppelspitze der Konflikt quasi inbegriffen sei, begrüßt es auch Igel umso mehr, dass es Baerbock und Habeck geschafft haben, die Kandidatur "unter sich zu auszumachen".

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