Bahn will sich ab 2016 durch Fürth und Nürnberg graben

3.12.2011, 10:00 Uhr
Bahn will sich ab 2016 durch Fürth und Nürnberg graben

Der Saal im Gasthof Weigel platzt aus allen Nähten. Etliche Fürther nutzen die Gelegenheit, um sich über das 300-Millionen-Euro-Projekt der Bahn zu informieren. Kein Wunder, schließlich soll in rund zehn Jahren ein mehr als sechs Kilometer langer Tunnel die Städte Fürth und Nürnberg unterqueren.

Oberirdisch verläuft die Strecke – von Eltersdorf kommend – dicht an der A73. Kurz hinter Steinach senken sich die Gleise stetig, um dann noch vor Kronach im Erdboden zu verschwinden. Von diesem „Nordportal“ wird der Tunnel für 2,5 Kilometer unterhalb des Frankenschnellwegs nach Süden vorangetrieben und unterquert an der Stadtgrenze die Pegnitz. Ans Tageslicht kommen die Züge auf Nürnberger Gebiet: Das „Südportal“ wird nahe der Rothenburger Straße bei Kleinreuth entstehen. Von dort geht’s weiter zum Rangierbahnhof.

Nötig wird der Bau nach Angaben der Bahn, weil der Verkehrsknoten Nürnberg/Fürth schon jetzt sehr stark belastet ist – und das soll sich mit der erwarteten Zunahme des Güterzugverkehrs in den kommenden Jahren noch verschärfen.

„Wir wollen bürgernah arbeiten“, sagt DB-Projektleiter Holger Hagen und kündigt seinen Zuhörern im Gasthof noch viele weitere Informationsabende bis zum geplanten Baustart 2016 an. Doch die Anwesenden – überwiegend Anwohner der Strecke – haben jetzt schon jede Menge Fragen. Hagen, der nach eigenen Worten aus dem „schönen Sächsischen“ kommt und auch genauso klingt, steht geduldig Rede und Antwort.

Einer Kronacherin, die Zuglärm aus dem Tunnel befürchtet, bescheinigt er: „Der verläuft an dieser Stelle elf Meter unter der Erde, da hören Sie oben nichts.“ Und Erschütterungen? Die verhindert das sogenannte Masse-Feder-System an den zwei Gleisen. Auch die Bohrgeräusche der großen „Schildvortriebsmaschine“ werden laut Hagen nicht nach oben dringen. 

Und was passiert mit „dem Dreck“, der beim Graben anfällt? Mit dem Erdaushub will die Bahn zwischen Steinach und Eltersdorf – parallel zur A73 – einen Damm aufschütten, auf dem dann die Gleise der neuen oberirdischen Trasse Richtung Erlangen verlegt werden. Hagen verspricht, dass die Lastwagen mit der Erde auf dieser Trasse fahren werden und nicht durch die Ortschaften. Ebenso wenig wie die Lkw, die das kleine Betonmischwerk beliefern sollen, das beim Nordportal nahe des Reichgrabens entstehen wird. Laut Hagen erhält das Mischwerk eine eigene Zufahrt zur A73.

Mondlandschaft befürchtet

Ein Bürger bleibt skeptisch. „Sie können sagen, was Sie wollen. Wenn Sie bauen, wird’s bei uns in Steinach aussehen wie am Mond.“ Das will Holger Hagen so nicht stehen lassen, ganz beseitigen kann er diese Ängste aber nicht. Nicht nur die Steinacher und Kronacher werden in Fürth mit den Bauarbeiten leben müssen, sondern auch manche Menschen entlang der Strecke. Zwar wird der Tunnel unterirdisch vorangetrieben, aber alle 500 Meter – etwa an der Flurstraße – müssen Notausgangsschächte gebaut werden. Darauf werden einmal – wie bei der U-Bahn – kleine Häuschen stehen. Der Erdaushub aus diesen Schächten müsse aber durch die Stadt abtransportiert werden, so Hagen.

Deutlich wird auch: Wenn der Tunnel einmal fertig ist, werden trotzdem noch rund 20 Prozent der Güterzüge oberirdisch durch Fürth rattern. Zum einen jene, die nach Würzburg wollen, zum anderen alle Züge, „die besonders schwer sind“, wie Hagen sagt.

Zur Sprache kommt zudem der von der Bahn gewollte Verschwenk der S-Bahn-Strecke durch das Knoblauchsland. Ein Zuhörer will wissen, ob es Auswirkungen auf den Bau des Güterzugtunnels hätte, wenn sich die Stadt Fürth mit ihrer Position durchsetzen sollte, das S-Bahn-Gleis entlang der Bestandsstrecke zu bauen. „Wir müssten den oberirdischen Abschnitt Steinach bis Eltersdorf neu planen“, sagt Holger Hagen. Denn hier würden sich S-Bahn-Verschwenk und Güterzugstrecke berühren. Das würde Zeit und Geld kosten.

Im Amt für Verkehrsplanung der Stadt zeigt man wenig Mitleid. Die Bahn wisse seit 18 Jahren, dass Fürth den Verschwenk ablehnt. Da wäre Zeit genug gewesen, um die Projekte getrennt voneinander zu planen.

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