Bahnbauer warten auf Plusgrade

26.1.2010, 00:00 Uhr
Bahnbauer warten auf Plusgrade

© Hans-Joachim Winckler

«Zwischen Nürnberg und Fürth haben wir dieses Jahr praktisch noch nichts machen können», sagt der für den betreffenden Teilabschnitt der S-Bahn zuständige Projektingenieur Manfred Kretz. Hintergrund: Bei anhaltenden Minusgraden wird der Boden stahlhart, was Gleisbauarbeiten stark erschwert. Außerdem trocknet Beton bei niedrigen Temperaturen schlecht, was nur mit aufwendigen und kostspieligen Heizmaßnahmen in den Griff zu kriegen ist.

Auch an der Siebenbogenbrücke und im daran anschließenden Fürther Bogen heißt es derzeit für die Bahnbauer, auf wärmere Witterung zu warten. Die Brücke soll, wie berichtet, mit einer Parallelbrücke für die beiden S-Bahn-Gleise ergänzt werden.

Zudem sind hier und im Verlauf des Bogens Lärmschutzwände geplant, um die Belastung der Anwohner zu reduzieren. «Auch der neue Gleisoberbau wird den Geräuschpegel noch einmal deutlich senken», verspricht Kretz.

Die Minusgrade zwingen das Bauteam am Fürther Bogen ebenfalls zu ungewolltem Däumchendrehen. Projektingenieur Heiko Hauptmannl wollte eigentlich am gestrigen Montag die Arbeiten an den Brücken fortsetzen. «Bei minus vier bis minus fünf Grad kann man aber kaum etwas machen», erklärt er. Bei den Brücken müssen unter anderem spezielle Schalteile mit Zweikomponentenkleber verklebt werden - und der bindet nicht mehr ab, wenn die Temperatur zu tief im Keller ist. Vor allem der starke Nachtfrost macht laut Hauptmannl selbst dann Probleme, wenn es tagsüber durch die – derzeit allerdings auch abwesende - Sonnenstrahlung einigermaßen warm wird.

Die Stützen für die Lärmschutzwände im Bogen sind auf der Westseite schon gesetzt, zwischen Mitte Februar und Anfang März soll es hier weitergehen. Vor dem eigentlichen Gleisbau werden neue Oberleitungsmasten errichtet. Aus Sicherheitsgründen läuft zurzeit eine sogenannte Kampfmittel-Sondierung: Spezialistentrupps suchen auf der Baustelle nach Fliegerbomben.

Zum heftig kritisierten «Verschwenk» der S-Bahn-Strecke durchs Knoblauchsland ist das letzte Wort offenbar noch nicht gesprochen. Nach Auskunft von Stadtbaurat Joachim Krauße steht in der ersten Februarwoche ein Gesprächstermin mit Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer an, bei dem die Stadtspitze noch einmal ihre Bedenken zu der mit Landschaftszerstörungen einhergehenden Variante äußern will.

Termin wird nicht eingehalten

Die DB hat bereits reagiert und dem Freistaat Bayern mitgeteilt, dass der ursprüngliche Termin für die Fertigstellung der S-Bahn nicht eingehalten werden kann. Ab Dezember 2011 sollte die S-Bahn zwischen Fürth und Erlangen auf neuer Strecke mit einem Haltepunkt bei Steinach durch das Knoblauchsland fahren. So sah es der zwischen Freistaat und Bahn 2006 vereinbarte Bau- und Finanzierungsvertrag vor.

Die Fertigstellung sei «wegen Verzögerungen im Genehmigungsverfahren» jedoch nicht mehr fristgerecht zu verwirklichen, teilte die Bahn jetzt dem bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie mit. Deshalb müsse der «Zwischenzustand», der im Dezember 2010 eine nur rudimentäre Aufnahme des S-Bahn-Betriebs auf der alten Route ermöglicht, «länger als geplant beibehalten werden», heißt es dazu in einer DB-Mitteilung.

Stillstand soll es beim S-Bahn-Bau trotzdem nicht geben: «Abhängig vom weiteren Fortschritt im Planfeststellungsverfahren werden Staatsministerium und Bahn die weiteren Schritte zur Realisierung des Projektes, den Inbetriebnahmetermin sowie das Verkehrskonzept bis zur Fertigstellung aller Bauarbeiten abstimmen», heißt es von Bahnseite.

Joachim Krauße ist «vorsichtig optimistisch», den ungeliebten Verschwenk noch abwenden zu können. «Allein die Tatsache, dass wir einen Gesprächstermin auf höchster Ebene haben, lässt mich hoffen.»