Bahnhof ohne Barriere: "Fürth ist dran"

12.12.2018, 18:36 Uhr
Bahnhof ohne Barriere:

© Foto: Händel

Es ist ein Zustand, der in der Stadt seit langer Zeit mindestens für Kopfschütteln, meistens aber für großen Unmut sorgt: Menschen mit Gehbehinderung, mit schwerem Gepäck oder aber Kinderwagen müssen die Bahnsteige in Fürth mühsam über Treppen erklimmen – oder lassen es lieber gleich ganz bleiben.

Erst unlängst brach sich der Ärger darüber wieder einmal Bahn. Denn während kleinere Städte und Gemeinden wie Zirndorf, Veitsbronn-Siegelsdorf, Neustadt und Bad Windsheim vom Bund die ersehnten Mittel für den barrierefreien Ausbau ihrer Stationen genehmigt bekamen, ging Fürth einmal mehr leer aus. Zustände "wie in Ostsibirien" herrschten am örtlichen Bahnhof, giftete daraufhin der Oberbürgermeister – und appellierte an die Verantwortlichen, den Missstand bald zu beenden.

Nun scheint es Hoffnung zu geben: Das Problem könne "zeitnah angegangen werden", so Christian Schmidt in einem Gespräch mit unserer Zeitung: "Jetzt ist Fürth dran." Schon im nächsten Jahr ist mit dem neuen Förderprogramm zu rechnen, kündigt der CSU-Parlamentarier an, der noch immer bestens vernetzt sein dürfte: Vor seinem Ausscheiden als Minister war er zuletzt kurze Zeit auch für das Verkehrsressort des Bundes zuständig.

Als Mobilitätszentrum

Der Zuschusstopf wird laut Schmidt nicht allein auf Bahnhöfe beschränkt sein, sondern deren Umfeld erfassen. Und genau hier sieht er den für Fürth gewinnbringenden Ansatz. Voraussetzung für eine Förderung des Bundes soll demnach sein, dass an Bahnhöfen "Mobilitätszentren" geschaffen werden, die verschiedene Verkehrsangebote bündeln, darunter solche für Rad und E-Mobilität. In diesem Zusammenhang könnten auch Mittel für fehlende Aufzüge zu den Gleisen fließen.

Glückliche Fügung: Erst seit kurzem hat Fürths Hauptbahnhof mit dem regionalen Immobilieninvestor MIP einen neuen Besitzer. Und als dessen Chef Philipp Streng zusammen mit OB Thomas Jung Ende Oktober erste Überlegungen für die Immobilie vorstellte, war auch von einem "Verkehrszentrum" mit ganz ähnlicher Ausrichtung die Rede – damals allerdings noch nicht mit Blick auf mögliche Zuschüsse aus Berlin.

Ärger über die DB

So sehr sich Schmidt darüber freut, dass in puncto Barrierefreiheit Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, so sehr ärgert ihn die Haltung der Deutschen Bahn in Sachen S-Bahn-Route. Dass sich die DB noch immer der Forderung nach einem Bau des dafür notwendigen Gleises entlang der bestehenden Linie zwischen Fürth und Erlangen verweigert – Schmidt fehlt dafür, ebenso wie Fürths Stadtoberhaupt, jedes Verständnis.

Den vom Unternehmen bevorzugten Schwenk quer durchs Knoblauchsland hatte das Bundesverwaltungsgericht bekanntlich bereits im Herbst 2017 wegen planerischer Mängel, vor allem im Hinblick auf die Umweltbelastung, gestoppt. Damit hat sich diese Variante in Schmidts Augen erledigt, bei der Schwenk-Trasse sei "ökologisch zu viel nachzuarbeiten".

Dennoch teilte die DB im November mit, man werde beide Konzepte "neu bewerten" – also auch die von der Stadt Fürth bekämpfte Streckenführung, die damit nach wie vor in Erwägung gezogen wird. Ergebnisse erwarte man voraussichtlich 2020.

Posten im Aufsichtsrat

Eine Erklärung für das kaum noch nachvollziehbare Zeitspiel der Bahn hat auch Schmidt nicht. Und das, obwohl er doch demnächst sehr viel näher ans Machtzentrum des Konzerns heranrücken wird: Im März 2019 nimmt der 61-Jährige nach einer einjährigen Karenzzeit, die ihm nach dem Ausscheiden als Minister von der Bundesregierung verordnet wurde, seinen Posten im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn ein.

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