Stricken, nähen und Co.

Tipps aus Fürther Hand: Warum Selbstgebasteltes glücklich machen kann

18.12.2021, 16:00 Uhr
Tipps aus Fürther Hand: Warum Selbstgebasteltes glücklich machen kann

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Jetzt, im Advent, ist die beste Zeit, die neu gewonnenen Fertigkeiten für kleine Geschenke einzubringen. Drei Frauen aus Fürth und aus dem Landkreis erzählen, warum ihnen Stricken, Basteln oder Nähen schon lang am Herzen liegen und geben Tipps fürs Fest.

Stricken als Rettungsanker

Es hätte eine "ganz normale Strickkarriere" werden können. Alexandra Opel lernte den Umgang mit dem Nadelspiel einst in der Schule. "Irgendetwas Scheußliches" fertigte sie dort, schön wurden nur die Reihen, die ihre Mutter daheim übernahm. Doch dann kam der Boshi-Hype. Ein Häkeltrend, den zwei Männer aus Hof angestoßen hatten. Mützen zu häkeln wurde dank ihrer Anleitungen zum Kinderspiel – und Alexandra Opel fand zurück zur Handarbeit. Bald entstanden neben Kopfbedeckungen auch Schals und Socken, bevor das Jura-Studium zum Zeitfresser wurde und die Nadeln wieder in der Versenkung verschwanden.

Wieder zum Einsatz kamen sie in einer schweren Krise. Das erste Staatsexamen war geschafft, das juristische Referendariat fand am Oberlandesgericht statt. Doch während ihr das Studium gut gefallen hatte, stürzte dieser Abschnitt der Berufsfindung Alexandra Opel in eine schwere Krise. "Ich war so unglücklich", sagt die 31-Jährige. Die Welt aus Akten, Juristen und Mandanten, das merkte sie nun, war so gar nicht ihre. Von Tag zu Tag wuchs ihre Traurigkeit und Verzweiflung. Trost fand sie allein im Stricken. "Da konnte ich abschalten, hatte etwas in der Hand und am Ende ein fertiges Teil, das hat mich froh gemacht."

Nach eineinhalb unglücklichen Jahren im Referendariat stand für sie fest: Ich werde das nicht zu Ende bringen. Stattdessen entschied sie sich, ihr eigener Chef zu werden und ein Wollgeschäft zu eröffnen. Seit Mai 2019 gibt es "Sinchens" in der Hallstraße. Eine Entscheidung, die Opel nicht bereut hat, auch wenn ihr nun weniger Zeit zum Stricken bleibt.

Geschenkte Zeit

Für Ulrike Irrgang hat Selbermachen viel mit Achtsamkeit zu tun und damit, sich das Wichtigste dafür zu nehmen: Zeit. Die Diplom-Designerin, die 2005 in Fürth die "Schule der Phantasie" ins Leben gerufen hat, bastelt schon seit sie ein Kind ist – und so lange verschenkt sie ihre kreativen Arbeiten auch schon.

Im Laufe der Jahre aber haben diese Werke für sie immer mehr an Wert gewonnen. "Wenn ich auch nur eine Kleinigkeit geschenkt bekomme, die selbst gemacht ist, öffnet sich mein Herz vor Freude." Denn dass man damit auch Zeit verschenke, das habe heute einen ganz anderen Wert als noch vor einigen Jahren.

"Bei einem Geschenk, das von meiner Großtante kam, war das Materielle noch sehr wichtig", sagt Irrgang. Heute stehe im Vordergrund, dass man bei der Entstehung des Präsents an den zu Beschenkenden gedacht hat. Allerdings: Sich Freiraum für Kreativität zu schaffen ist nicht immer einfach.

Deshalb kann es auch gut sein, sich gemeinsam mit Freunden oder der Familie Zeit zu nehmen, um gemeinsam etwas zu erleben. "Wenn wir uns alle in die Weihnachtsbäckerei begeben, kann das auch ein tolles gemeinsames Erlebnis sein."

Nähen für die Psyche

Mit elf, zwölf Jahren wollte es Anita Krehn wissen: Wie geht das eigentlich, eine Hose zu nähen? Um das herauszufinden, trennte sie kurzerhand ihre eigene auf, um sie dann aus einem anderen Stoff nachzuarbeiten. Klar, dass sie später Schneiderin wurde. Aber als die Familie größer und sie mehr gebraucht wurde, verlegte sie sich auf Workshops im Keller ihres Wohnhauses. Später, vor 15 Jahren, folgte das Stoffgeschäft in Vincenzenbron. Denn das Material, aus dem sie sich ihre ganze Garderobe näht, fasziniert Krehn noch immer.

Und auch ihrer Psyche tut die kreative Beschäftigung gut. "Das ist wie Meditation, dabei kann man super abschalten." Das könne man zwar beim Putzen auch, sagt Krehn, doch mit der Sauberkeit ist es in der Regel schnell wieder vorbei und man fängt von vorne an. Beim Nähen ist das anders. Da bleibt am Ende ein fertiges Teil.

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