Bau für die Ewigkeit

24.1.2012, 09:00 Uhr
Bau für die Ewigkeit

© Hans-Joachim Winckler

Das ist kein seelenloser Bau von der Stange, sondern ein geschichtsträchtiger Ort. Wo einst 1075 Menschen Schutz vor den Bomben und nach dem Krieg dann zahllose Heimatvertriebene vorübergehend ein Notquartier gefunden haben, ermöglichen nun vier loftartige Wohnungen und vier Appartements ein außergewöhnliches Lebensgefühl.

Durch die raumhohen Fensteröffnungen flutet Tageslicht in den einstigen Ort der Finsternis. Von hier aus geht der Blick weit über das Regnitztal bis hinüber zum Eigenen Heim. Die neue Fußbodenheizung sorgt für behagliche Nestwärme.

Neben den großzügigen Fenstern und raumhohen Türen verleiht der bordeauxrote Fassadenanstrich dem ehemals schmucklosen Betonkoloss heimeligen Charme. Der Bauhausstil wirkt hier einmal nicht aufgesetzt, sondern natürlich, vorgegeben durch die äußeren Bedingungen eines nüchternen Zweckbaus.

Handfest ist auch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit – in Angriff genommen mit der mächtigen Seilsäge von Kadir Sal. Der Spezialist aus Reit im Winkl, der bereits mit neun Meter dicken Staudämmwände in China kurzen Prozess gemacht hat, schnitt in sechsmonatiger Schwerarbeit 24 Fensteröffnungen in den 1,10 Meter dicken Bunkermantel aus massivstem Stahlbeton, jede 2,4 mal drei Meter groß. Weder die ungeheure Masse der Armierungen noch die gewaltige Menge der Kieselsteine konnte dem diamantbeschichteten Sägeseil widerstehen.

Im Treppenhaus sind die Schnittstellen nur mit Klarlack bedeckt und lassen so Einblicke in den Charakter des Baukörpers zu. Der kommt auch in den vier stählernen Schleusentoren an den beiden Eingängen und in den Schriftzügen mit fluoreszierender Leuchtfarbe zum Ausdruck. „202 WC-Frauen“ ist neben einer farbig markierten Tür zu lesen. „Damen“ haben im Krieg nichts verloren.

Gleich nebenan macht ein weiterer Schriftzug auf einen „Sitz-/Liegeraum 37 Personen“ aufmerksam. Durch die neue Tür gelangt man jetzt in ein exakt 37 Quadratmeter großes Appartement mit 22-Quadratmeter-Balkon. Ein Sitz- und Liegeraum der Extraklasse.

Patente Lösungen kennzeichnen das Projekt auf Schritt und Tritt: Die in Quadratmeterblöcke zerlegten Fensteröffnungen wurden mit dem Bagger zur Hofbefestigung in den Regnitzhang versenkt, und aus den Lüftungskanälen entsteht ein außergewöhnlicher Gartenzaun.

Die geplanten LED-Leuchten für Treppenhaus und Gänge hat Bauerfeld zugunsten der historischen Neonlampen wieder verworfen. Mit neu lackiertem Gehäuse sehen die Leuchtstofflampen nach Kreationen aus dem Designerstudio aus.

Auch die Gebäudehülle haben die Bauherren trotz der dicken Mauern noch einmal in 16 Zentimeter Styropor gepackt. Eine Gastherme mit Brennwerttechnik versorgt die Fußbodenheizung. Für warmes Wasser sorgt auch die Solarthermieanlage auf dem Dach. In dieser Woche schon will der 44-jährige Industriekaufmann Bauerfeld seine eigene Wohnung im Obergeschoss beziehen. Am 1. März sollen dann auch die Mietwohnungen bezugsfertig sein. In der Nachbarschaft war die Wiederbelebung des Bunkers zunächst auf Vorbehalte gestoßen.

Das Geld für Kauf und Umbau des Bunkers haben Bauerfeld und Stemmer unter anderem mit dem Import amerikanischer Oldtimer verdient. Als sie 2008 den Ronwaldbunker ersteigerten, waren die beiden Freunde, die sich bereits aus Schultagen kennen, besessen von der Idee eines außergewöhnlichen Wohnraums. Damals ahnten sie jedoch noch nicht, welche Schwierigkeiten und Kosten auf sie zukommen. Doch sie bereuen ihren Schritt keineswegs. Mit den Erfahrungen, die sie beim Umbau gewonnen haben, nehmen sie vielmehr neue Herausforderungen in Angriff und haben bereits ein Gebot bei der Versteigerung eines weiteren Bunkers abgegeben.

Kontaktadresse für nähere Informationen zum Wohnen im Ronwaldbunker: E-Mail niels.bauerfeld@gmx.de

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