Bauernproteste behindern auch Verkehr in Fürth

17.1.2020, 06:00 Uhr
Bauernproteste behindern auch Verkehr in Fürth

© Nicolas Armer/dpa

Auch Johannes Strobl wird heute unterwegs sein. Allerdings wird der Ortsobmann des Bayerischen Bauernverbands für Cadolzburg nicht auf der alten B8 und quer durch Fürth auf seinem Traktor anreisen, um möglichst offensiv seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Nein, Strobl wird ganz gemächlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Nürnberg fahren und dann zuhören, anstatt lautstark Parolen zu skandieren. Ihn interessiert vor allem die Kundgebung, hinter der die Bewegung "Land schafft Verbindung" steht.


Tausende Landwirte: Legt Bauern-Demo Nürnberg lahm?


Dieser erst wenige Monate alte Zusammenschluss unzufriedener Bauern ist aus einer WhatsApp-Gruppe heraus entstanden, der inzwischen allein in Bayern rund 10.000 Landwirte angehören. Noch immer ist die Bewegung ein loser Zusammenschluss ohne die Struktur eines Vereins. Zusammengeführt hat die Bauern die allgemeine Unzufriedenheit mit der Agrarpolitik. Sie kritisieren zu viele und schwer umsetzbare Verordnungen, etwa bei Düngemitteln und Insektenschutz, sowie zu viel Bürokratie.

Strobl, der einen Hof in Greimersdorf betreibt, hat Verständnis für die Bewegung, denn auch in seinen Augen läuft derzeit nicht alles rund. Als Beispiel führt er die Düngemittelverordnung an, die nun, nach 2017, nochmals verschärft werden soll, um den Nitratgehalt im Grundwasser zu senken. "Ich bin nicht gegen Neuerungen", sagt er. "Aber sie müssen schon auch praktikabel sein." Das allerdings bezweifelt er im Falle der zusätzlichen Auflagen, die Brüssel nun vorgibt. Den Protest, dem sich bereits deutschlandweit Bauern angeschlossen haben, hält er deshalb für eine Aufforderung an die Politik, in einigen Bereich doch bitte nachzubessern und die Sorgen der Landwirte ernst zu nehmen.

Dem schließt sich auch Peter Köninger an, wenngleich er bei der Protestveranstaltung nicht dabei sein kann. Stattdessen wird der Kreisobmann im Fürther Bauernverband, wie schon lange geplant, die Landwirtschaftsmesse Grüne Woche in Berlin besuchen. Ohne diese Verpflichtung aber hätte er sich von Wilhermsdorf-Kreben, wo er einen Milchviehbetrieb mit rund 100 Kühen bewirtschaftet, mit dem Traktor nach Nürnberg aufgemacht.

Jahrelange Forderungen

Denn obwohl die Bewegung "Land schafft Verbindung" unabhängig vom Bauernverband agiert, begrüßt Köninger die viel zitierte "Graswurzelbewegung", also eine Initiative, die aus der Basis heraus entstanden ist. "Sie hilft uns bei Forderungen, die wir schon jahrelang ins Feld führen", sagt Köninger. Konkret hat auch er die Düngemittelverordnung im Blick, für ihn ist sie der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Die neue Bewegung, so Köninger, nehme alle Bauern mit – und mache ihre Forderungen sichtbar für die Bürger. Etwa, wenn sich tausende Schlepper nach Nürnberg aufmachen und den Verkehr ausbremsen.

 

Folgende sechs Routen hat die Polizei festgelegt:

- Von Norden an Heroldsberg vorbei über die Äußere Bayreuther Straße und den Ring zum Volksfestplatz - Von Nordosten über Diepersdorf, Laufamholz, Mögeldorf zum Volksfestplatz

- Von Nordwesten über Langenzenn, entlang der alten B8 und durch Fürth zum Nordwestring und von dort zum Volksfestplatz

- Von Südwesten über Heilsbronn und die ehemalige B 14, Stein, Südring zum Volksfestplatz

- Von Süden über Roth, Penzendorf, Münchener Straße zum Volksfestplatz

- Von Südosten über Pfeifferhütte, Lindelburg in Richtung Sperberslohe, Wendelstein, Zollhaus zum Volksfestplatz

Wir berichten heute im Live-Ticker von der Bauern-Demo in Nürnberg.

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