Bauhof Oberasbach als Vorreiter

24.10.2012, 13:00 Uhr
Bauhof Oberasbach als Vorreiter

© Romir

„Hier gefällt’s mir, hier arbeite ich gerne!“, sagt Alexander R. lachend. Mit sichtlichem Stolz trägt er seinen orangefarbenen Werksanzug und die Käppi mit dem Schriftzug seines Arbeitgebers „Bauhof Oberasbach“. Dass er aus der Werkstatt für Behinderte (WfB) in Nürnberg kommt, ist hier kein Thema. Überall, wo es etwas zu tun gibt, ist er vorne dran: „Kaffee holen? Das kann ich doch machen.“ Auch das Schneiden von Bäumen, Rasenpflege, Blumengießen sowie kleine Reparaturarbeiten übernimmt er mit Freude.

Den Bauhof und die dort anfallenden Tätigkeiten kennt Alexander R. schon aus Kindertagen. Immerhin arbeitet sein Vater auch in der städtischen Einrichtung – so lag es nahe, dass die WfB ihn hierher vermittelte.

„Uns ist es ein großes Anliegen, Arbeitsplätze zu finden, die zu unseren Klienten passen. Dass sie sich wohlfühlen und die Arbeit auch wirklich machen wollen, hat dabei oberste Priorität“, meint Brigitte Augustin. Sie kümmert sich als Integrations-Fachkraft der WfB aktuell um neun geistig Behinderte, die außerhalb der Werkstätten in Betrieben arbeiten. Zudem hat sie 20 weitere Klienten auf Wartelisten und in Praktikumsstellen. Denn um sicher zu gehen, dass Bewerber und Betrieb wirklich zusammenpassen, werden ungewöhnlich lange Praktikumszeiten angeboten – im Fall von Alexander R. beispielsweise zehn Monate. „Man kann von Behinderten nicht erwarten, dass sie von jetzt auf gleich Leistung bringen“, meint WfB-Geschäftsführer Christian Schadinger. „Sie brauchen eben für vieles länger – aber allein, dass sie da sind, kann schon zu einer positiven, neuen Unternehmenskultur führen: Man lernt, sich wieder Zeit zu nehmen und miteinander zu reden.“

Deswegen gibt es auch in jedem Betrieb einen „Paten“ vor Ort, der darauf achtet, wie sich die neuen Mitarbeiter entwickeln und integrieren. In diesem Fall ist es Bauhofleiter Hans-Jürgen Haumer persönlich, der sich als „Pate“ engagiert: „Eine spannende und manchmal auch anstrengende Aufgabe“, meint er schmunzelnd. „Denn ich bin ja kein Sozialpädagoge. Aber im Grunde gibt es hier die gleichen Fragen und zwischenmenschlichen Probleme wie mit allen anderen Mitarbeitern auch.“

Ohne diese Paten vor Ort – da sind sich Betreuerin Augustin und WfB-Geschäftsführer Schadinger einig – wäre ein solcher Außenarbeitsplatz nicht möglich. Im Gegenzug erhält der Betrieb von der WfB aber auch umfangreiche Beratung und Unterstützung.

Ermöglicht wird das Projekt – bei dem für die teilnehmenden Betriebe keine Kosten anfallen – durch finanzielle Unterstützung des Bezirks Mittelfranken: „Der Bezirk geht hier beispielhaft voran“, meint Schadinger. „Die Umsetzung der UN-Menschenrechts-Konvention zur Inklusion übertraf sogar unsere Erwartungen.“

Auch die Oberasbacher Bürgermeisterin Birgit Huber ist sehr zufrieden: „Früher gab es in den Gemeinden ja mehr Möglichkeiten, Menschen mit Behinderung mit Arbeit zu versorgen – doch durch die Technisierung und den wirtschaftlichen Druck werden diese Auffangbecken immer weniger.“ So freut sie sich jetzt besonders, dass ihre Gemeinde die Erste im Landkreis ist, die sich an dem Projekt der WfB beteiligte und somit eine Vorreiterrolle übernimmt. Und auch Alexander R. ist sichtlich zufrieden: „Ich bleib’ hier bis zur Rente. Das ist klar.“

Wer sich ebenfalls vorstellen könnte, in seinem Betrieb einen Menschen mit Behinderung zu beschäftigen, kann Brigitte Augustin unter 0151/53817044 oder b.augustin@wfb-nuernberg.de erreichen.

Keine Kommentare