Bekommt Fürth einen Aktivspielplatz?

25.2.2020, 11:00 Uhr
Bekommt Fürth einen Aktivspielplatz?

© Roland Fengler

Die Geschichte der Aktivspielplätze, sie begann mit einer Beobachtung. Einem dänischen Landschaftsarchitekten war aufgefallen, dass Kinder gerne auf Brachflächen, Baustellen oder Schrottplätzen spielten. Er nahm das zum Vorbild: 1940 wurde bei Kopenhagen der erste "Gerümpelspielplatz" eröffnet. Fotos zeigen Kinder, die mit Ziegelsteinen spielen, Hütten bauen, im Matsch graben.

In England und der Schweiz konnten sich Mädchen und Jungen ebenfalls schon auf "Abenteuerspielplätzen" austoben, als die Idee schließlich in Deutschland ankam. Groß wurde sie hier in den 70er Jahren, als die offene Jugendarbeit entstand und Eltern, Studenten und Pädagogen den damaligen Spielarealen, die sie als phantasielos empfanden, die Bauspielplätze entgegensetzten.

Mitten in der Stadt und pädagogisch betreut sollten Kinder einen Raum haben, den sie selbst gestalten können. Feuer, Erde, Wasser und Luft werden zu ihren Spielelementen: Sie können Hütten bauen, auf Bäume klettern, an der Feuerstelle sitzen, Obst und Gemüse anbauen.

17 solcher Plätze gibt es inzwischen in Nürnberg. Sie haben sich mit den Jahren weiterentwickelt, wurden zu einem Ankerplatz gerade für Kinder, die zuhause wenig Kontinuität und Nestwärme erleben. Oft bieten sie ein warmes Mittagessen und Unterstützung bei den Hausaufgaben, Musik- und Sportangebote, Theater- und Kunstprojekte.

Es sei überfällig, finden die Fürther Grünen, dass auch die Kleeblattstadt einen Aktivspielplatz bekommt. Oder eine Jugendfarm, wie es sie zum Beispiel in Erlangen gibt. Dort wird ebenfalls gebaut, gewerkelt und gebacken, im Wald und am Wasser gespielt – zusätzlich aber kümmern sich die Besucher um Tiere: um Bienen, Katzen, Hühner, Kaninchen, Ziegen, Schafe, Esel und Pferde.

Grundstück wird geprüft

Die Grünen drängen bereits seit einigen Monaten darauf, dass auch die Stadt Fürth nach einem Grundstück für ein solches Angebot sucht. Ihr Antrag aus dem Oktober wurde jüngst im Ausschuss für Jugendangelegenheiten behandelt und fand über alle Parteien hinweg Unterstützung. CSU-Stadträtin Birgit Bayer-Tersch brachte sogar schon ein konkretes Areal ins Spiel. Ob sich das Grundstück in der Nähe des Tierschutzhauses an der Stadelner Hard eignen würde, prüft nun die Stadtverwaltung.

Auch das Fürther Jugendamt befürwortet die Initiative. Aktivspielplätze und Jugendfarmen seien "pädagogisch überaus sinnvolle" Angebote, sagt die stellvertretende Leiterin Luise Peschke auf FN-Nachfrage. Anders als etwa bei den Jugendhäusern geht es vor allem um das Spiel im Freien – und um eine jüngere Zielgruppe: Kinder ab dem Grundschulalter.

Peschke gibt allerdings zu bedenken: Die Einrichtung solcher Plätze ist natürlich mit Kosten verbunden. An der pädagogischen Betreuung dürfte man nicht sparen. Und die "erheblichen Verpflichtungen", die eine Jugendfarm mit Tierhaltung bedeuten würde, ließen sich womöglich nur mit Hilfe von Sponsoren dauerhaft erfüllen. Wichtig sei zudem der Standort: Der Aktivspielplatz müsste an zentraler Stelle entstehen – gut erreichbar für Schulen.

Werden die Plätze noch gebraucht?

Denn: Manches ist heute anders als in den 70er Jahren. Die Ganztagsbetreuung an Schulen wurde ausgebaut, viele Kinder sind bis zum Nachmittag nicht zuhause, sagt Peschke. Aus anderen Städten habe man schon gehört, dass damit das Publikum der Aktivspielplätze schrumpft. Das Jugendamt würde daher eine Kooperation mit Schulen anstreben.

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