Bekommt Fürth jetzt den ersten Popup-Radweg?

29.6.2020, 21:21 Uhr
Bekommt Fürth jetzt den ersten Popup-Radweg?

© Foto: Hans-Joachim Winckler

1641 Unterschriften haben Aktivisten dafür gesammelt, dass die Stadt möglichst bald sogenannte Pop-Up-Radwege einrichtet. "Das ist eine erstaunliche Zahl an Unterstützern", freut sich Olaf Höhne, Chef des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs in Fürth. Am Montag hat er die Listen gemeinsam mit seinen Mitstreitern – unter anderem vom Bund Naturschutz und dem VCD – an Oberbürgermeister Thomas Jung übergeben.

Klar ist aber auch: Jede Unterschriftensammlung ist einigermaßen wertlos, wenn die Politik nicht hinter dem Vorhaben steht. Doch die Signale, die Jung bei der Übergabe aussendete, dürften die Radler-Lobby ermutigt haben. Er habe "viel Sympathie" für diese Forderung, so Jung.

Die Rede ist von "spontan angelegten Radwegen", die vorübergehend auf Straßen eingerichtet werden – zu Lasten des Autoverkehrs, der eine komplette Spur verliert. Höhne zufolge steigen während der Corona-Pandemie viele Menschen vom ÖPNV aufs Rad um. Pop-Up-Radwege sollen helfen, diesen Andrang wortwörtlich in Bahnen zu lenken.

Der ADFC und seine Mitstreiter haben bereits Vorschläge gemacht, wo in Fürth derartige Spuren entstehen könnten: zum Beispiel im Tunnel Jakobinenstraße, in der Erlanger, Poppenreuther und Schwabacher Straße, aber auch in Gebhardt- und Friedrichstraße sowie in der Nürnberger Straße.

Unterstützt werden die Aktivisten in Fürth von der Linkspartei und den Grünen. Auch die CSU hat sich dafür ausgesprochen und dabei nur die Friedrichstraße ausgeklammert. Zusammen mit dem OB, der üblicherweise seine SPD hinter sich weiß, zeichnet sich also eine große Allianz für den Vorstoß ab.

Am Freitag könnte der städtische Verkehrsausschuss die Weichen stellen. Laut Jung wendet sich neben der CSU auch die Feuerwehr gegen einen Pop-Up-Radweg in der Friedrichstraße – aus Sicherheitsgründen, denn hier verläuft für die Einsatzkräfte die Hauptroute in Richtung Südstadt.

Vorbild Berlin

Der OB selbst favorisiert daher die Nürnberger Straße, womit er bei Aktivisten wie Christoph Wallnöfer vom VCD offene Türen einrennt. Ihm zufolge würden dort auch Fußgänger profitieren. Denn: Aktuell sollen Radfahrer entlang der Nürnberger Straße die Gehsteige nutzen. Bekämen sie aber ihren eigenen Platz auf der Fahrbahn, hätten die Fußgänger das Trottoir für sich.

Und so könnte das Ganze aussehen: Die rechte Spur der Nürnberger Straße würde auf der kompletten Länge mit einem gelben Streifen und Warnbaken für die Radler abgetrennt. Autofahrer, die nach rechts abbiegen oder die Parkplätze entlang der Straße nutzen wollen, dürfen das Provisorium zwar kreuzen, müssen aber besondere Rücksicht nehmen.


Pop-up-Radwege: Andere Städte sind schneller als Fürth


Sollte es der Verkehrsausschuss so entscheiden, könnte der Pop-Up-Radweg innerhalb weniger Wochen entstehen. "Der Vorreiter Berlin", sagt Olaf Höhne, "macht das aktuell so: eine Woche planen, eine Woche umsetzen." Am OB soll es nicht scheitern. Er will die Stadträte in dieser Sache ermutigen, "sich etwas zu trauen".

Und Christoph Wallnöfer schürt die Hoffnung, dass Fürth vielleicht noch schneller sein könnte als die Nachbarstadt Nürnberg. Die hat zwar schon einen Pop-Up-Radweg auf der Rothenburger Straße beschlossen, aber noch nicht umgesetzt.

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