Bleibt im Corona-Jahr mehr Zeit zum Lesen?

30.11.2020, 11:00 Uhr
Bleibt im Corona-Jahr mehr Zeit zum Lesen?

© Foto: Hans-JOachim Winckler

Die kalte Jahreszeit hat begonnen, sie wird anders sein als sonst. Alle sind dazu angehalten, soziale Kontakte auf ein Mindestmaß zu reduzieren, und die meisten Freizeitaktivitäten sind vorerst gestrichen. Ähnlich wie schon während des Lockdowns im Frühjahr.

Ob mit einem spannenden Krimi, einer romantischen Liebesgeschichte oder einem interessanten Sachbuch: Mit der passenden Lektüre lässt sich Langeweile zuhause gut vertreiben. Doch merken die Buchgeschäfte heuer tatsächlich eine erhöhte Nachfrage?

Als alle Läden im ersten Lockdown geschlossen waren, lieferten die hiesigen Buchhändler Bestellungen bequem nach Hause. Heinz Krekeler von der Buchhandlung Edelmann an der Fürther Freiheit zum Beispiel ging täglich mit dem Fahrrad auf Tour. Ihm und seinem Team fiel auf, dass die Kunden ihren Lesestoff weiter gerne lokal bezogen. Man habe in der Krise von "der Sympathie mit den kleinen Buchläden" profitiert, erzählt er.


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Bei Osiander wurde während dieser Zeit ein Umsatz im Onlinehandel verbucht, der sogar über dem des Weihnachtsgeschäft lag, sagt Michelle Hablowetz aus der Osiander-Filiale in der Fußgängerzone.

Nach der Wiedereröffnung des Einzelhandels merkten die Fachgeschäfte die Sehnsucht der Menschen nach Ablenkung. Vielen sei wohl bewusst geworden, "was ihnen die Läden bedeuten, dass das ein Stück Freiheit darstellt", vermutet Christian Niedermeier von der Buchhandlung Jungkunz an der Adenaueranlage. Der Zuspruch sei groß gewesen.

Mehr Zulauf als sonst

Das hält an, heißt es aus der Buchhandlung Edelmann. Auch in den vergangenen Monaten kamen mehr Kunden als sonst. Hablowetz berichtet derweil von starken und weniger starken Tagen. Geliefert werden die Bücher auf Wunsch übrigens auch im Advent, den Service bieten die Buchhändler weiterhin an.


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In den vergangenen Wochen zog das Geschäft noch einmal an – die Weihnachtseinkäufe haben begonnen. Aus Sorge, dass auch die Läden vielleicht noch schließen müssen, sind manche Kunden damit früher dran als sonst. Was man bei Edelmann und Jungkunz bemerkt: Die Leute stöbern weniger als sonst. Sie gehen nicht mehr zum Bummeln in die Stadt, sondern eher mit einem konkreten Ziel.

Noch keine Bedrohung sieht Heinz Krekeler momentan in den großen Streaming-Plattformen, die mit ihren Serien und Filmen ebenfalls für Unterhaltung zuhause sorgen. Die Hauptzielgruppe der Buchhandlungen lese immer noch viel. Dies könnte sich allerdings ändern, wenn die heute stark ans Smartphone gebundenen Jugendlichen erwachsen werden.

Was wird gerne gelesen?

Und was wird im Corona-Jahr besonders gerne gelesen? Romane sind weiter sehr beliebt, aber gefragt sind auch Sachbücher. Die Leserinnen und Leser möchten sich weiterbilden. "Man merkt, dass die Leute Orientierung suchen", sagt Michelle Hablowetz. Ihr Tipp für den Herbst und Winter: "Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd" von Charlie Mackesy.

Dieses Wohlfühlbuch erzählt von der philosophischen Reise eines kleinen Jungen, der auf seinem Weg ganz besondere Bekanntschaften macht. Hablowetz beschreibt es als einen bezaubernden Roman, das den Lesern hilft, den Alltagsstress zu vergessen.

Krekeler wiederum schwärmt von dem historischen Roman "Der Halbbart" von Charles Lewinsky. Er dreht sich um den Jüngsten dreier Brüder; Sebi träumt davon, einmal Geschichtenerzähler zu werden. Das Buch beinhaltet viele kleinere Episoden, die sich nach und nach zu einem Gesamtbild zusammenfügen, allesamt aus der Sicht des Jungen geschildert. Sebi nimmt die Leser mit auf eine Reise in sein Leben zu Beginn des 14.Jahrhunderts.


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"Die Chroniken des Aufziehvogels" von Haruki Murakami empfiehlt Christian Niedermeier seinen Kunden sehr gerne. Dieser Roman wurde nun direkt aus dem Japanischen übersetzt und handelt vom Selbsterforschungsweg eines Mannes. Die ungekürzte Fassung des Romans des japanischen Literatur-Stars transportiere endlich den ganzen Charme des Buches.

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