Blindgänger am Fürther Klinikum? Erstes Aufatmen

13.7.2020, 18:20 Uhr
Das betreffende Gebiet, das auf Blindgänger untersucht wird, befindet sich unter dem Hubschrauberlandeplatz vor dem Klinikum.

© Hans-Joachim Winckler Das betreffende Gebiet, das auf Blindgänger untersucht wird, befindet sich unter dem Hubschrauberlandeplatz vor dem Klinikum.

Bevor der Bau des OP-Komplexes beginnen kann, muss ausgeschlossen werden, dass sich Sprengmittel in der Erde befinden: Das Areal gehört wie andere Gebiete im Fürther Westen zu den Verdachtsflächen, auf denen mit Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg zu rechnen ist und die vor Baumaßnahmen untersucht werden müssen.

Deshalb wurden nun sechs der acht „Verdachtsstellen“ auf dem Areal rund um den ehemaligen Hubschrauberlandeplatz ins Visier genommen; ein Sprengmeister war auch dabei. Die letzten beiden verbliebenen Stellen konnten am Montag aus Zeitgründen nicht mehr untersucht werden, sagt Carmen Brückner, Pressesprecherin des Klinikums.

Bei einer handelt es sich nämlich um einen Bombentrichter. Ein solcher war bereits am Montag inspiziert worden, was den Löwenanteil der Arbeit ausmachte. Viereinhalb Meter in die Tiefe und beinahe ebenso weit in die Breite musste gegraben werden, um unliebsame Funde ausschließen zu können. Stattdessen entdeckte man in der Grube einiges Interessantes: neben verschiedenen Bombensplittern altes Geschirr, Champagner-Flaschen, einen Nachttopf, und Kosmetik-Tiegel. Für Truppführer Roland Möller nichts Ungewöhnliches: „Bombenkrater wurden damals von der Bevölkerung oft als Müllhalde genutzt.“

Metalldetektor gab Entwarnung

Zufrieden zeigt man sich aber auch mit den übrigen Funden und Ergebnissen der Arbeiten. Drei Stellen mussten gar nicht erst aufgebaggert werden. Hier reichte die Inspektion mit einem Metalldetektor, um Entwarnung geben zu können. Bei den anderen beiden Grabungen, die nur ein bis eineinhalb Meter tief waren, stieß man glücklicherweise ebenfall auf nicht Gefährliches. Stattdessen machte der Arbeitstrupp eine alte Wasserleitung beziehungsweise rostige Eisenstangen ausfindig. 

Im ungünstigsten Fall wäre ein Gebiet im Radius von 1000 Metern rund ums Klinikum zu evakuieren. Das Bild zeigt eine grobe Planung.

Im ungünstigsten Fall wäre ein Gebiet im Radius von 1000 Metern rund ums Klinikum zu evakuieren. Das Bild zeigt eine grobe Planung. © Stadt Fürth

Mit Hilfe von Luftbildern der Alliierten aus dem Jahr 1945 und einer Sondierung des Bodens hatten die Verantwortlichen die acht „Verdachtsstellen“ ausgemacht - dort vermutete man Munition, genauso gut aber kann dort auch Harmloses liegen, wie eben jene Leitungen und Eisenstangen. 

Evakuierung von bis zu 16.000 Menschen

Stadt und Klinikum haben sich bereits sorgfältig auf den schlimmsten Fall vorbereitet: Wird eine Bombe mit großer Sprengkraft entdeckt, würde es am Sonntag zu einer Evakuierung kommen, von der bis zu 16.000 Menschen betroffen sind. Ein Gebiet im Umkreis von 1000 Metern rund ums Klinikum könnte dann geräumt werden müssen. Auch das komplette Krankenhaus und vier Altenheime müssten dann evakuiert werden. Die Vertreter des Klinikums sowie Fürths Ordnungsreferent Mathias Kreitinger haben allerdings betont, dass so ein folgenreicher Fund unwahrscheinlich sei. Spätestens am Mittwochabend soll feststehen, ob es Sprengmittel im Boden gibt und wenn ja, wie umfangreich die Evakuierung sein muss. Das Klinikum würde dann diese Woche noch damit beginnen, Patienten zu verlegen. 

Für alle Fragen rund um eine mögliche Evakuierung ist ein Bürgertelefon der Stadt unter der Rufnummer (0911) 9743698 geschaltet und jeweils von 8 bis 16 Uhr erreichbar. Gehbehinderte, bettlägerige und transportunfähige Personen im Sperrkreis werden gebeten, sich dort oder über ein noch nicht verfügbares Online-Formular zu melden, damit der BRK einen entsprechenden Transport organisieren kann.