Blues frisch vom Acker

10.2.2020, 18:45 Uhr
Blues frisch vom Acker

"Wenn ich Blues spiele, will ich, dass die Leute nicht allzu fröhlich nach Hause gehen." Der das sagt, Peter Crow C., ist die eine Hälfte des Duos Black Patti aus München. Im richtigen Leben heißt der Musikus Peter Krause.

Und weil nicht wenige Zuhörer zu seinen Konzerten kommen, weil sie ihn mit einem gewissen, beinah gleichnamigen Schlagerstar der fünfziger Jahre verwechseln, hat er seinen Namen notgedrungen amerikanisiert. Ebenso die andere Hälfte des Duos, Ferdinand Kraemer, der sich "Mr. Jelly Roll" nennt, wahrscheinlich nach seiner pomadisierten Brikettfrisur.

Überhaupt das Outfit: dunkle Jeans und breite Hosenträger über Arbeitshemden mit hochgekrempelten Ärmeln. Mit Gitarre, Dobro, Mandoline und deren tiefer gestimmten Schwester Mandola erkunden Black Patti im kleinen Saal des Kulturforums die Spielarten des Südstaaten-Blues und des Mississippi-Deltas der zwanziger und dreißiger Jahre.

Und da gibt es einiges zu entdecken. Nicht nur die übliche Klagelitanei, sondern auch optimistische Balladen mit dem Tenor "Mir doch wurscht, wenn es mir dreckig geht, morgen ist ein neuer Tag". Dazu servieren die beiden Spirituals mit schlichter, aber unerschütterlicher Zuversicht. Beschwingte Tänze aus Texas. Eine Mundharmonika, die nicht jammert, sondern in Wandervogelmanier zu neuen Horizonten aufbricht. Und über all dem ein klarer, sauberer Gesang ohne aufgesetzten Jammergestus.

Ist das nun Museumsblues? Nein, es ist eher archäologische Bluesmusik im besten Sinn des Wortes. Keine Musik aus der Vitrine, sondern frisch vom Acker ausgegraben, entstaubt und auf Glanz poliert. Eine Musik, deren Aussage nicht auf Apps und Downloads wiedergegeben werden kann, sondern die direkt gehört und erfahren sein will. Oder allenfalls analog auf Schallplatte. Und das Beste: Black Pattis Eigenkompositionen unterscheiden sich nicht im geringsten von den Klassikern und Traditionals. "Ich hoffe, es klingt genauso alt", wünscht Peter Crow C. Alt? Nein. Retro aber klingt so beschönigend. Doch vielleicht ist der Weg zurück der beste Weg nach vorne, wenn man feststellt, dass man sich verlaufen hat.

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