Bowlen im ehemaligen Quelle-Lager

1.2.2011, 11:00 Uhr
Bowlen im ehemaligen Quelle-Lager

© Hans-Joachim Winckler

Früher war es der Job bei Quelle, der Brigitte Zindl hin und wieder in die Leyher Straße 80 führte. An diesem Samstag steuert Brigitte Zindl die Adresse aus einem anderen Grund an: Tochter Wiona, die gerade zehn geworden ist, hat zum Kindergeburtstag geladen. Mit zehn Freundinnen geht es zum Bowling. „Das war meine Idee“, sagt Wiona, die sich sicher ist, dass sie und ihre Freundinnen eine gute Zeit haben werden.

Bowlen im ehemaligen Quelle-Lager

© Hans-Joachim Winckler

Der kleine Ausflug verspricht aber auch für ihre Mutter interessant zu werden. Brigitte Zindl, die sich nach der Quelle-Pleite selbstständig gemacht hat, war lange in der Werbeabteilung des Unternehmens beschäftigt und hat die gigantische Halle schon bestaunen dürfen, als sie noch Platz für Tausende von Paketen bot. „Wir haben hier mal gefilmt“, erinnert sich Zindl, der noch etwas im Gedächtnis geblieben ist: „Die hatten hier eine Wahnsinnsbügelmaschine, da war ich immer neidisch.“

Bis zu 50.000 Retouren täglich

Bis zu 50.000 Rücksendungen am Tag kamen damals im Retourenlager an: all die Kleider, Blusen, Hosen und Jacken, die den Kunden nicht gefielen, die zu kurz, zu lang, zu weit oder zu eng waren. Fließbänder und Aufzüge transportierten die Kleidungsstücke durch die Halle, von Station zu Station, wo sie begutachtet, gereinigt, gebügelt und neu verpackt wurden.

„Als Grete aufhörte, war bei Quelle ja alles ständig im Fluss“, sagt Zindl, während sie mit ihrem Mann den Mädchen beim Bowlen zusieht. Fast alle der 30 Bahnen sind an diesem Nachmittag belegt, von Kindern, die wie Wiona ihren Geburtstag in dem Center feiern. „Ich war neugierig, was hier reinkommt. Aber das Gebäude haben sie ja ganz gut genutzt“, sagt Zindl nach den ersten Eindrücken.

Samstags läuft das Geschäft, bestätigen die Betriebsleiter Florian Hönig und Marco Besendörfer. Der Nachmittag gehöre den Kindergeburtstagen, der Abend den Jugendlichen. An den übrigen Tagen allerdings dürften es ruhig mehr Besucher sein, das geben die beiden offen zu. Viele, so vermuten sie, wissen wohl noch nicht, dass seit Dezember in Fürth wieder gebowlt werden kann — sogar an fast derselben Stelle wie zuvor.

Denn bis zum Sommer kamen Bowling-Fans im Phönix-Center, das sich gleich gegenüber der neuen Bowling-Arena befindet, auf ihre Kosten. Ende Juli hörte der Betreiber auf, seitdem mussten die Fürther zum Bowling nach Nürnberg fahren. „Das halbe Jahr Pause war wohl zu lang“, meint Besendörfer, der gehofft hatte, dass das Publikum einfach die Straßenseite wechseln würde. So, wie es die Bowlingbahnen getan haben.

Die stammen nämlich zum Großteil aus dem Phönix-Center. „Der Betreiber hatte sie nur vom Hersteller gemietet“, sagt Hönig. Als sich abzeichnete, dass das Phönix-Center schließen würde, habe der Hersteller, die Firma Funk, beschlossen, selbst ein Center zu eröffnen. Das richtige Gebäude fand man schnell in der Quelle-Immobilie, in der die Bowling-Arena mit 4400 Quadratmetern nur einen Teil der Gesamtfläche belegt. Nachbar soll bald eine Paintball-Anlage werden.

Mit 34 Bahnen — 30 sind schon in Betrieb, vier müssen noch fertiggestellt werden — ist das Bowling-Center laut Hönig das größte in Franken. Geöffnet ist es schon jetzt jeden Tag, obwohl die offizielle Eröffnung erst noch gefeiert wird. In zwei bis drei Monaten soll es soweit sein. Bis dahin wollen Hönig und Besendörfer noch ein bisschen mehr „Atmosphäre“ hineinbringen.

Ledersofas für die VIPs

„Es wirkt noch recht fabrikmäßig“, sagt Besendörfer, der weiß, dass sich das angesichts der Größe der Halle nicht so leicht ändern lässt. Eine Schmuckbeleuchtung soll helfen, zudem sollen eine „Kids-Lounge“ und eine „VIP–Lounge“ eingerichtet werden. Dass die Zahl an Berühmtheiten in Fürth begrenzt ist, auch das ist Besendörfer bewusst. So sei die VIP-Lounge denn auch vor allem dafür gedacht, dass sich Jugendliche oder Erwachsene, die zum Feiern kommen, ein bisschen „exklusiver fühlen“ dürfen: mit Ledersofas statt Holzstühlen und Bowlingbahnen, die ein wenig abgetrennt sind vom großen, restlichen Bereich, der wenig chic wirkt. Ein wenig ungemütlich sei es schon, findet Karsten Busch, dessen Tochter Melissa ihren elften Geburtstag im Center feiert. Dafür, und das weiß Busch zu schätzen, seien die Angebote für Kinder und Jugendliche bezahlbar — in diesem Jahr jedenfalls käme er erheblich günstiger davon als im vergangenen Jahr, als Melissa in einem Nürnberger Bowling-Center feierte.

Wichtiger als die VIPs, sagen dann auch die beiden Betriebsleiter, sei ihnen „die breite Masse, auch die Leute mit dem kleinen Geldbeutel“: „Kinder und Eltern sollen hier eine gute Zeit zusammen verbringen.“

Preise und Öffnungszeiten unter www.bowlen-fuerth.de oder Telefon: (0911)7660400.