Brandbrief: Fürther Kreative fordern eigenständiges Kulturreferat

18.4.2021, 16:00 Uhr
Weil Elisabeth Reichert, hier beim Jugendforum 2020 in der Stadthalle, das Referat IV vorzeitig verlässt, wird ein eigenständiges Kulturreferat gefordert.

© Foto: Arne Marenda Weil Elisabeth Reichert, hier beim Jugendforum 2020 in der Stadthalle, das Referat IV vorzeitig verlässt, wird ein eigenständiges Kulturreferat gefordert.

Anlass ist die Entscheidung von Elisabeth Reichert, aus gesundheitlichen Gründen das Referat IV – von ihr geleitet seit 2011 – zum 30. September vorzeitig zu verlassen.

Im Referat IV werden die Sachgebiete Soziales, Jugend und Kultur zusammengefasst. Zu viel, um den Herausforderungen der hiesigen Kultur gerecht zu werden, meinen die 16 Unterzeichnenden, zu denen Schriftsteller Ewald Arenz, die bildenden Künstler Oliver Boberg, Kathrin Hausel, Inge Gutbrod und Anja Molendijk, Babylon-Chef Christian Ilg und Kirchenmusikdirektorin Sirka Schwartz-Uppendieck gehören.

Mit Blick auf Reicherts Engagement heißt es: "Wir haben uns immer gefragt, wie sie diese Aufgabe meistern konnte." Ihre Nachfolgerin oder Nachfolger solle sich nicht ohne Not aufreiben müssen. Das Ausscheiden der Referentin biete die Gelegenheit, das "Mammutressort" zu verschlanken und ein eigenständiges Kulturreferat einzuführen, "das diesen Namen auch verdient".

Im Kulturressort stecke genügend Arbeit. Nachholbedarf sehen die Verfasser des Briefes etwa im Ausbau und der weiteren Öffnung des Burgfarrnbacher Schlosses und der Ausstellung der dort archivierten Schätze, im Umzug der Kunstgalerie Fürth in die Feuerwache, in der Förderung der Fürther Orchester- und Chormusik sowie des klassischen und zeitgenössischen Tanzes, der Einrichtung eines Künstlerhauses und im Ausbau der Jugendkunst-"Schule der Phantasie".

Wachsende Bedeutung

"In Zeiten, in denen es ohne Kultur still wird – wie wir alle gerade schmerzlich erfahren müssen –, sollte die Stadt Fürth, die neuerdings auch als Stadt der Künstler bezeichnet wird, sich besinnen und die Weichen für die Zukunft stellen. Es wird dies eine Zukunft sein, in der die Kultur eine stärkere Rolle als bisher einnehmen wird." Fürth sei eine wachsende Großstadt, die Sichtbarkeit, Kontur und weitere Attraktivität suche. Als Kulturstadt könne Fürth "noch viel mehr leuchten".

Die Verfasser des offenen Briefes kommen zu dem Schluss: "Wir haben das Potenzial, aber noch nicht die Kapazität, die Kräfte zu bündeln. Hier brauchen wir eine Persönlichkeit mit Gestaltungswillen, Expertise und Durchsetzungsvermögen und einen Raum zum Handeln: ein eigenes Kulturreferat Fürth."


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Ein solches Referat würde die Stadt allerdings "mehrere Hunderttausend Euro im Jahr" kosten, so OB Thomas Jung gegenüber den FN – Geld, das möglicherweise besser investiert wäre in die Arbeit der Kulturschaffenden. Gleichwohl gebe es Überlegungen, das Referat – Bewerbungen auf die überregionale Stellenausschreibung sind noch bis Anfang Mai möglich – so zu gestalten, "dass Kultur und Soziales mehr Raum und Bedeutung erhalten", etwa, indem das Themenfeld Bildung im jetzigen Schulreferat konzentriert würde. Die letzte Entscheidung über den genauen Zuschnitt des Referates treffe, so Jung, ohnehin der Stadtrat.

Elisabeth Reichert, die im August 65 wird, gehörte seit 1990 dem Stadtrat an. Sie übernahm 2011 ein Superressort mit heute mehr als 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Eigentlich wäre für sie Ende Februar 2023 Schluss gewesen.

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