Bunter Blickfang am Marktplatz

3.12.2009, 00:00 Uhr
Bunter Blickfang am Marktplatz

© Roland Huber

Was hält der Stadtheimatpfleger vom gelben Fachwerk? «Das knallt schon raus«, sagt Alexander Mayer. Er habe dem Hausherrn einen grauen Anstrich ans Herz gelegt, das hätte seiner Meinung nach besser zum Marktplatz gepasst. Aber gut. Richtig beschweren will sich Mayer nicht. Zum einen werde die Leuchtkraft mit den Jahren etwas nachlassen, zum anderen ist Mayer nur allzu bewusst, wie viel Zeit und Geld die Firma Pöhlmann Immobilien in die Sanierung des völlig maroden Gebäudes steckt, um es zu retten.

«Und um nichts anderes als zu retten geht es hier«, betont Klaus-Dieter Pöhlmann. Nachdem seine Eltern das Haus 2008 erworben hatten, hielt es einige böse Überraschungen parat. So existierten keinerlei Fundamente, sie mussten nachträglich eingezogen werden, weil das Gebäude auf den Trümmern des Dreißigjährigen Kriegs ruhte. Stellenweise musste es um bis zu zehn Zentimeter angehoben werden. Weiterer Schreck: Die Rückwand des Hauses trägt nicht und muss komplett überarbeitet werden. «Lauter verfaulte Balken, die nur noch vom Putz gehalten werden«, sagt Architekt Dieter Karl Ludwig.

Im Vergleich zu diesen Problemen nimmt sich die Farbauswahl fürs Fachwerk gering aus. Ludwig zufolge hatte eine Untersuchung aus dem Jahr 1983 erbracht, dass die Balken in früheren Zeiten gelb waren. «Und so haben wir’s gemacht«, sagt Pöhlmann. Ein fliederfarbener «Beistrich« ergänzt die Fassade.

Bögen freigelegt

Im Erdgeschoss wird immer noch gearbeitet. Unter anderem kümmert sich ein Steinmetz um die Sandsteinfassade, die bis vor kurzem hellgrüner Putz verdeckte. Jetzt sind auch die zugemauerten Fensterbögen freigelegt. Dahinter kann sich Pöhlmann ein oder zwei Läden vorstellen. Die Wohnungen in den oberen Stockwerken sind vermietet und können daher nur nach und nach saniert werden.

Im Sommer, hofft Pöhlmann, soll das Erdgeschoss fertig sein. Dass es so lange dauert, liegt auch an dem geschichtsträchtigen Boden, auf dem das Haus steht. Etliche Archälogen haben hier in den vergangenen Monaten gegraben: eine Arbeitsgruppe des Altstadtvereins, aber auch ein zweiköfpiges Team mit der Roßtalerin Klara Rüdiger. Seit sie ihre Arbeiten abgeschlossen haben und der Grabungsbericht geschrieben ist, legt Klaus-Dieter Pöhlmann selbst Hand an, gräbt und siebt den Aushub durch. Verpflichtet dazu ist er nicht.

Ganz hingerissen

«Ich habe höchsten Respekt vor den Bauherren«, sagt daher Ralf Röder von der Stadt Fürth, in dessen Aufgabenbereich die Untere Denkmalbehörde liegt. Und auch von den Funden ist Röder «ganz hingerissen«. Erstmals könne man lückenlos die Siedlungsgeschichte Fürths vom 10. Jahrhundert bis in die Gegenwart dokumentieren. Zwei Dutzend Münzen aus ganz Deutschland – zum Teil über 400 Jahre alt – haben die Archäologen beziehungsweise Pöhlmann aus dem Boden geholt, dazu kommen unzählige Keramik-Scherben, Buchbeschläge aus Kupfer, ein 200 Jahre alter Säbel und vieles mehr.

«Wir konnten außerdem nachweisen, dass auf diesem Felsporn am Zusammenfluss von Pegnitz und Rednitz schon vor 3000 Jahren Menschen siedelten«, sagt die studierte Archäologin Klara Rüdiger. «Für Fürth hat diese Ausgrabung auf jeden Fall einen hohen Stellenwert.«

Pöhlmann denkt nun darüber nach, die Fundstücke im Erdgeschoss des Rückgebäudes im Hinterhof dauerhaft auszustellen. Ihm schwebt ein kleines Museum vor. «Das wäre eine tolle Geschichte«, sagt auch Ralf Röder. Die Gegenstände müssten unbedingt vor Ort ausgestellt werden, sagt er. «Was bringt es uns Fürthern, wenn sie in einem Archiv in München verschwinden?«