Probleme vor dem Baubeginn

Cadolzburg: Asbest und der Kiebitz bremsen Gewerbegebiet aus

12.8.2021, 16:00 Uhr
Cadolzburg: Asbest und der Kiebitz bremsen Gewerbegebiet aus

© Foto: Martin Kypta

"Man darf nicht ungeduldig werden", sagte Bürgermeister Bernd Obst in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Das habe er in den vergangenen Wochen gelernt, wann immer es um den Fortschritt des neuen Gewerbegebiets ging.

Elf Hektar Fläche hatte die Gemeinde gekauft, um sie bald zu entwickeln. Eine Gärtnerei war ausgezogen, das Grundstück mit guter Verkehrsanbindung zur B8 wurde frei. Cadolzburg will die Chance nutzen, um örtlichem Gewerbe Flächen anzubieten. Ein Sägewerk aus dem Innenort steht auf der Liste der Interessierten ganz oben.

Seit der Bekanntgabe, dass Gewerbeflächen ausgewiesen werden sollen, gehen beim Rathauschef Anfragen ein. "Wann ist es soweit? Was kostet es?" werde er ständig gefragt, sagte Obst leicht angespannt. Denn: "Ich kann auf nichts eine Antwort geben." Aktuell hoffe er nur, dass sich die Marktgemeinde das Entwickeln der Fläche noch leisten könne.

Als Partnerin sitzt die Firma BayernGrund mit im Boot. Zwar waren zum Zeitpunkt der Sitzung noch keine Verträge unterzeichnet. Doch der Erschließungsträger aus München habe schon diverse Gutachter und Baufirmen beauftragt, berichtete der Leiter der Nürnberger Geschäftsstelle Stefan Ott in der Sitzung. Die Rückmeldungen der Firmen förderten dabei allerdings durchaus Überraschungen zu Tage. Immer wieder stoßen sie mit Blick auf die anvisierte Entwicklung des Geländes auf neue Herausforderungen.

Container voll mit Glasscherben

Der Abbau der alten Gewächshäuser hatte bereits begonnen, erste Container waren mit Glasscherben der hundert Meter langen Treibhäuser gefüllt. Doch dann wurden die giftigen Materialien in den Konstruktionen entdeckt: Asbestfasern, die nicht einfach entfernt werden dürfen. Eine Spezialfirma muss beauftragt werden. So lange sind die Arbeiten nun gestoppt.

Die notwendige artenschutzrechtlicher Prüfung ergab außerdem: "Der Kiebitz brütet auf dem Freigelände der ehemaligen Gärtnerei", berichtet Ott. Die Vögel liebten die Wasserflächen, die sich um die Beete herum gebildet hatten. Da kommen Erinnerungen hoch: Einst stand der Kiebitz den Neubauplänen eines Fußballstadions für das Fürther Kleeblatt im Weg. Jetzt muss sich Cadolzburg um den vom Aussterben bedrohten Bodenbrüter sorgen.

Laut eines Experten muss ein Hektar Land Ausgleichsfläche vorgehalten werden, wenn der Nistplatz eines Kiebitz-Brutpaars bebaut wird, erläuterte Ott. Bei einer Prüfung auf dem Areal wurden gleich zwei Brutpaare gefunden. Der genaue Umfang eines Ausgleichs sei aber noch unklar.

Auch ein Schallschutzgutachten ist Teil der Vorarbeiten. Das Augenmerk gilt dabei dem unteren südlichen Teil der Fläche: "Dort kommt eventuell das Sägewerk hin", sagte Ott. Die Bayerngrund habe schon Kontakt zum Betreiber aufgenommen. Der Lärm spielt eine Rolle, weil im bereits bestehenden Gewerbegebiet auf der anderen Straßenseite eventuell Betriebswohnungen genehmigt worden seien, berichtete Ott. Das gilt es nun zu prüfen, womöglich sind Maßnahmen zu ergreifen.

Noch eine Hiobsbotschaft

Eine Hiobsbotschaft traf auch seitens des Staatlichen Bauamts Nürnberg ein: Weil die Zufahrt zum Gewerbegebiet in eine Staatsstraße münden wird, muss verpflichtend eine Linksabbiegespur gebaut werden – eine Zusatzinvestition, die BayernGrund offenbar noch zu vermeiden sucht.

Und eine weitere Herausforderung kam auf den Erschließungsträger in spe quasi aus den eigenen Reihen zu: Da sich die Marktgemeinde bei neuen Baugebieten dem Ziel der Nachhaltigkeit verschreiben will, traf sich Stefan Ott mit Andrea Bonath vom Bauamt, Matthias Slonski von den Gemeindewerken und Lisa Gernbacher (Die Grünen) zum Arbeitskreis Nachhaltigkeit.

Ein "Wunschkonzert"

Eine Liste aus umwelt- und klimafreundlichen Vorschlägen, von Ott "Nachhaltigkeitswunschkonzert" genannt, muss noch mit wirtschaftlichen Erwägungen abgewogen werden. Ob die Planung einer Fahrradspur auf der Liste steht, wurde in der Sitzung nicht ganz klar – der Bürgermeister deutete das aber an. Noch in diesem Monat erwartet Stefan Ott die Ergebnisse aller Gutachten. Im Oktober will er dem Gemeinderat den Sachstand berichten.

Von mehreren Mitgliedern wurde er gefragt, wann mit einem Baubeginn zu rechnen sei. Doch Ott wollte sich auf kein Datum festlegen. Als Ziel steht in einem ersten Zeitplan, dass der Bebauungsplan für das Gewerbegebiet Schwadermühle West im März 2023 veröffentlicht wird und Rechtskraft erlangt. Ob dieser Termin eingehalten werden kann, hängt auch von der Überwindung der vielen Hindernisse ab.

Bürgermeister Obst verspürt jedenfalls "gewaltigen Druck von außen" bei der Entwicklung des Gebiets. Als Ziel nannte er auch nach der Diskussion, "ein wirtschaftliches, nachhaltiges Gewerbegebiet zu entwickeln, das schnell geplant wird".

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