Cadolzburg: Autofahrer nehmen den Fuß vom Gas

24.1.2019, 21:00 Uhr
Cadolzburg: Autofahrer nehmen den Fuß vom Gas

© Foto: Horst Linke

Für die engagierten Bürgerinnen und Bürger der Marktgemeinde ist der Modellversuch ein Schritt in die richtige Richtung. Sowohl der Verein Lebenswertes Cadolzburg als auch der Verein Zukunft Cadolzburg hatten die Einführung einer Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern auf der Staatsstraße 2409 gefordert.

Seit Mitte November stehen nun die Schilder zwischen dem Rathaus im Norden und der Steinbacher Straße im Süden, zunächst auf begrenzte Zeit. Und der Eindruck der ersten zwei Monate bestätigt die Hoffnung auf eine Verbesserung: Anwohner und Kunden der Läden an der Hindenburgstraße können die Fahrbahn besser überqueren als noch zuvor.

Sichere Querungen

"Man hat mehr Zeit und kauft entspannter ein", findet Andrea Holzammer, Sprecherin des Vereins Lebenswertes Cadolzburg. Stimmen aus dem Verein Zukunft Cadolzburg bestätigen den Eindruck, berichtet dessen Vorsitzender Bernd Gebhart. Gleichzeitig bleibt er aber bei der Forderung: Die ganze Staatsstraße sollte mit weiteren fünf Querungshilfen mit Ampeln sicherer gemacht werden. Dabei haben Gebhart und Holzammer die ganze Ortsdurchfahrt vom Kreisverkehr im Norden bis zur Ammerndorfer Straße im Süden im Blick: "Wir haben uns gewünscht, dass die Geschwindigkeitsreduzierung komplett durch den Ort geht", sagt Gebhart. Gleichzeitig wissen die Vereine, dass Gemeinde und Landratsamt schon eine längere Strecke ausgewiesen haben, als ursprünglich von der Technischen Universität Nürnberg geplant, die den Modellversuch in elf Kommunen bayernweit betreibt.

"Nach unserer Absprache mit der zuständigen Polizei ist es jetzt mehr als die doppelte Strecke", erklärt Karl-Heinz Harlacher von der Verkehrsbehörde beim Landratsamt Fürth. Auf die ganze Ortsdurchfahrt hätte der Versuch aber nicht ausgeweitet werden können, bedauert er. Es muss möglich sein, genau zu messen, ob sich Radfahrer sicherer fühlen, sagte er.

Radpendler freuen sich

Die Wirkung von Tempo 30 auf das Radeln können bisher weder Bernd Gebhart noch Andrea Holzammer aus eigener Erfahrung beurteilen. Wenn es wärmer werde, wolle sie selbst auf das Rad steigen, so Holzammer.

Es gebe einige Rad-Pendler im Verein, die sich über die neuen Maßnahmen freuen, zum Beispiel auch über den geplanten Radweg über Wachendorf nach Fürth, sagt sie. Auf der Ortsdurchfahrt würden aber Autos immer noch sehr eng an Personen auf dem Fahrrad vorbeifahren, meint sie.

Aus dem Pkw heraus erscheint den Vereinen die reduzierte Geschwindigkeit als Verbesserung, auch wenn sie vermuten, dass das nicht alle so sehen. "Ich finde es jetzt viel angenehmer, mit meinem Auto durchzufahren", sagt Holzammer. Er sei entspannter und könne sich auch einmal umsehen, sagt Gebhart. Sie kommen auch leichter aus den Seitenstraßen heraus, berichten Vereinsmitglieder.

Allerdings entdecke er noch oft ein drängelndes Auto im Rückspiegel, dessen Fahrer deutlich schneller fahren wolle als Tempo 30. "Es fehlen Erziehungsmaßnahmen", kritisiert Gebhart. Ein fest installiertes Blitzgerät, wie er es etwa aus anderen Gemeinden kenne, fordert sein Verein seit längerem.

"Es wird geblitzt", sagte Bürgermeister Bernd Obst in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Es zeige sich deutlich, dass das Tempo zu hoch sei, berichtete er. Bis zu 59 Stundenkilometer seien in der Zone 30 gemessen worden. Der Rathauschef sprach denn auch eine unmissverständliche Warnung an alle Raser aus: "Es wird wieder geblitzt."

Messgerät mit Smiley

Zusätzlich setzen die Gemeinde und die beiden Vereine auf Messgeräte, die zwar kein Foto von Übeltätern machen, aber per Smiley anzeigen, ob der Betreffende zu schnell oder langsam genug unterwegs ist. "Wir haben dafür extra Spenden gesammelt und finanzieren nun ein Gerät für die Gemeinde", sagt Andrea Holzammer. Die Kommune selbst schafft derzeit insgesamt drei bis vier solcher Geräte an und plant, sie demnächst aufzustellen.

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