Cadolzburger Kirchturm-Silhouette trägt Gerüst

26.7.2020, 12:00 Uhr
Cadolzburger Kirchturm-Silhouette trägt Gerüst

© Foto: Sabine Rempe

Seit kurzem stört freilich etwas im gewohnten Bild: Ein massives Gerüst reicht am Kirchturm hinauf bis zu den Symbolen von Sonne und Mond auf der Wetterfahne an der Spitze. Arbeiten am Dachstuhl in luftiger Höhe sind nötig geworden, nachdem ein Statik-Büro im Gebälk deutliche Schäden festgestellt hatte.

Für die statische Sanierung, sagt Pfarrer Michael Büttner, müssen vor allem "marode Balken" ausgetauscht werden. Für diese Arbeit wurden zunächst die Schieferschindeln des Daches abgetragen. Zur Sicherheit bedeckt inzwischen eine Schutzplane den Dachstuhl.

Die Kosten belaufen sich auf insgesamt rund 400 000 Euro. Aus dem "Kirchsteuertopf" aus München kommen dafür 180 000 Euro, einen Zuschuss steuert das Dekanat bei, Anträge bei der Denkmalpflege sind gestellt, außerdem wurde ein Darlehen aufgenommen. Darüber hinaus freilich "sind Spenden sehr wichtig", um das denkmalgeschützte Wahrzeichen für die Zukunft zu erhalten. (Kontoverbindung für Spenden: IBAN DE36 7625 0000 0000 1672 05 bei der Sparkasse Fürth)

Solange das Spezialgerüst steht, das nicht nur außen, sondern ebenso im Inneren des Turms verankert ist und für Sicherheit sorgt, werden unter anderem auch ausgewaschene Fugen an der Fassade erneuert.

Die Markgrafenkirche war 1751 nach nur gut anderthalb Jahren Bauzeit eingeweiht worden. Sie wurde an der Stelle eines vermutlich gotischen Vorgängerbau errichtet, der der Heiligen Cäcilia geweiht, aber "sehr finster und übel eingerichtet" war und obendrein so schadhaft, dass man den "gänzlichen Umsturz befürchten" musste – so argumentierte zumindest laut Chronik im 18. Jahrhundert der zuständige Pfarrer für den Neubau.

Hofbaumeister Johann David Steingruber aus Ansbach plante die neue Kirche und übernahm die Bauleitung. Steingruber gilt als führender Meister des sogenannten Markgrafenstils, der sich im 18. Jahrhundert in der Region durchsetzte und durch seine schlichten Formen gekennzeichnet ist.

Die Schwierigkeiten, die bei der Errichtungen des Gotteshauses auftraten, muten recht irdisch an. So wurde das Geld knapp, weshalb sich die Arbeiten am Turm verzögerten, der dann doch achteckig auf einem älteren quadratischen Sockel errichtet werden konnte.

Schlechtes Wetter sorgte für den nächsten Aufschub, und schließlich wurde auch noch Baumaterial geklaut . . . Die feierliche Einweihung war zu guter Letzt ein großer Erfolg. 3000 Menschen nahmen daran teil, meldet die Chronik, und sie waren spendabel: 42 Gulden und 50 Kreuzer kamen als Gabe zusammen.

Im Herbst beendet

Vor zwanzig Jahren wurde der – ebenfalls typisch im Markgrafenstil gestaltete – Innenraum der Kirche renoviert. Damals wurden nicht nur die Wände frisch getüncht und die Bemalung der Emporenbrüstung erneuert. Auch Heizung, Lautsprecheranlage und Licht wurden auf den aktuellen Stand gebracht. Die Arbeiten am Turm sollen, so Pfarrer Büttner, bis Oktober oder November beendet werden.

Während der Sanierung ist aus naheliegenden Gründen – für die Arbeiter im Turm wäre der Klang entschieden zu heftig – das Geläut der drei Glocken nicht so regelmäßig wie gewohnt zu hören. Augenscheinlich begeistert ist auf jeden Fall ein benachbarter Storch, der das Turmgerüst als neuen Ausguck entdeckt hat.

www.cadolzburg-evangelisch.de

Keine Kommentare