Cadolzburgerin veröffentlicht ihre "Wahren Geschichten"

23.4.2020, 17:58 Uhr
Cadolzburgerin  veröffentlicht ihre

© Foto: Sabine Rempe

  "Ich bin ziemlich viel gereist", erinnert sie sich lachend, "da passieren Sachen, die kann man sich gar nicht vorstellen." Und dann sind da noch ihre Kindheitserinnerungen aus einer Zeit, die sich viele heute gar nicht mehr vorstellen können.

Zur Welt kam die hochbetagte Ilse Ruck, die ihr Alter nicht preisgeben mag, in Münchsteinach, ihr Vater war 26 Jahre lang evangelischer Pfarrer in Velden an der Pegnitz: "Er war ein unheimlich mutiger Mann." In ihrem Erzählband berichtet sie zum Beispiel davon, wie er im April 1944 Reichsmarschall Göring die Stirn bot, als der in seiner Kirche erschien und zielsicher einen kostbaren Marienaltar aus dem 15. Jahrhundert einforderte – den er nicht bekam.

Noch weiter zurück gehen ihre Geschichten, wenn sie von ihrem Urgroßvater schreibt. Er war "eine Art Verwalter" in der Bleistiftfabrik von Faber-Castell in Geroldsgrün und unter anderem für die Pferdehaltung verantwortlich. Seine Urenkelin verrät: "Hatte ein Pferd eine Kolik, kochte seine Frau einen Eimer starken Bohnenkaffee und das Pferd wurde manchmal bis zu drei Stunden im Hof herumgeführt."

Mit Heilmitteln kennt sich auch Ilse Ruck aus, die, bis sie in Rente ging, die Apotheke im Fürther Klinikum leitete. In ihrem neuen Buch widmet sie ein Kapitel ihren Jahren in Innsbruck ("Meine schönste Zeit"). Warum es sie ausgerechnet dorthin zog, weiß sie noch genau: "Als Kind hörte ich ein Lied, in dem es hieß ,Innsbruck, ich muss dich lassen‘, diese fünf Worte prägten sich mir ein und ich beschloss, da will ich hin."

Ihr Traum erfüllte sich, als sie nach dem abgeschlossenen Pharmaziestudium zur Promotion nach Innsbruck zog. Mit einer Freundin wohnte sie dort im Haus einer Bäckerfamilie. Das Bad teilte man sich zu sechst, geheizt wurde ihr Zimmer über eine geöffnete Klappe in der Wand, durch die die Wärme von der Bäckerei hereinströmen konnte. Ein Nebeneffekt dieser Methode: "Am Morgen der Duft frischer Brötchen und häufig mitten in der Nacht der Klang der Pathétique." Der Sohn der Bäcker spielte nämlich in jeder freien Minute Klavier und am liebsten Beethoven zu später Stunde.

Zum Schreiben setzt sich Ilse Ruck ganz selbstverständlich an den Computer: "Das muss man einfach so machen." Gut 15 Jahre, so schätzt sie, fuhr sie regelmäßig zur Schreibwerkstatt nach Wendelstein. Ihre Geschichten stellte sie aber auch bei Poetry Slams vor. "Zweimal hab‘ ich in Cadolzburg gewonnen", sagt sie lachend. "Ich hab‘ mich bei den jungen Leuten wunderbar gefühlt, aber auch so ein bisschen wie ein Faktotum oder ein Methusalem."

Slam-Poet und Moderator Michael Jakob sah das freilich anders und freute sich bei Facebook ausdrücklich über das Mitwirken einer "Kult"-Kollegin. Zu Ilse Rucks großem Schatz an Erinnerungen zählen auch ihre Reiseberichte. Ihre Ziele waren niemals gewöhnlich, sondern fern und oft abenteuerlich. Es zog sie unter anderem nach Russland, Mexiko, Kuba und Tibet. In dem zentralasiatischen Hochland, das manche das Dach der Welt nennen, bekam sie damals mehr zu sehen als erwünscht: "Mitunter gelang es uns, unseren beiden chinesischen Guides zu entkommen und unzensierte Einblicke in Land und Menschen zu bekommen", schreibt sie.

Mehr als zwei Jahrzehnte nach ihrer Tibet-Tour traf sie dann in Nürnberg den Dalai Lama tatsächlich persönlich. Wie es ihr gelang, ihm ein seltenes Buch mit ungewöhnlichen Aufnahmen über sein Heimatland zu überreichen – das ist eine andere Geschichte, die Ilse Ruck in ihren gerade erschienenen "Wahren Geschichten" erzählt.

InfoIlse Ruck: Wahre Geschichten – Erzählungen eines Lebens, erschienen bei art & words, Verlag für Kunst und Literatur, ISBN 978-3-943140-644

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