Carmen im Trockenen

18.7.2012, 12:00 Uhr
Carmen im Trockenen

© Anestis Aslanidis

Dass der Funke dennoch schnell auf die Zuhörer übersprang, war dem mitreißenden Spiel der Musiker zu verdanken, die Bernd Müller immer wieder zu beeindruckenden Leistungen anspornte. Die Einstimmung auf italienische Musik blieb dem Vor- und Nachwuchsorchester vorbehalten, die im Concerto grosso a-Moll von Vivaldi mit wechselnden Solisten eine tolle Leistung boten. Die intensive Nachwuchsarbeit bei den Streichhölzern war deutlich hör- und spürbar.

Italienische Melodienseligkeit brachte im „Capriccio italien“ mit Peter Tschaikowsky der einzige nichtmediterrane Komponist zu Gehör; die Musiker des großen Streichhölzer-Symphonieorchesters genossen diese Klangfülle, wobei sich Bläser und Streicher einen Wettstreit um Wohlklang und rhythmische Präzision lieferten. Höhepunkt des ersten Teils war allerdings die Carmen-Fantasie von Pablo de Sarasate für Violine und Orchester. Dieses Werk, das Höhepunkte von Bizets Oper „Carmen“ zusammenfasst, lag bei Kea Wolter von den Nürnberger Philharmonikern in besten Händen. Gespickt mit Doppelgriffen und beidhändigen Pizzikati in atemberaubendem Tempo, verlangt das Stück ein Höchstmaß an Können — Virtuosität und ausdrucksvolle Gestaltung paarten sich hier in exzellenter Weise. Die Streichhölzer waren ein ebenbürtiger Partner.

Auch wenn die Oper für das Orchester ein ungewohntes Metier ist, glänzten die jungen Musiker sowohl in der Ouvertüre zu Rosinis „Barbier von Sevilla“ als auch in dem mit glutvoller Inbrunst gespielten Intermezzo sinfonico aus der Oper „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni.

Dass der „Bolero“ von Maurice Ravel wohl gerade wegen seiner einfachen Struktur ein mitreißender Evergreen ist, ist bekannt — die Streichhölzer blieben diesem Urteil nichts schuldig. Mit dem zugegebenen Einzugsmarsch der Torreros aus „Carmen“ setzten sie einen starken Schlusspunkt.

 

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