Casting für Vierbeiner mit verborgenen Talenten

23.6.2014, 13:00 Uhr
Casting für Vierbeiner mit verborgenen Talenten

© Armin Leberzammer

Wie jedes Herrchen hält Gerhard Zimmermann große Stücke auf seinen Hund. „Ich denke, er ist für größere Aufgaben geeignet“, sagt der Langenzenner über seinen zehn Monate alten Münsterländer namens Darius. Mit gut einem Dutzend weiterer Hundehalter ist er zur Zirndorfer Feuerwache gekommen, wo das Talent der Tiere getestet wird.

Walter Fretschner und sein Team vom Rettungshundezug Biberttal haben dort einen kleinen Übungsparcours aufgebaut. Auf einer wackeligen Wippe und in einer dunklen Röhre sollen die Hunde Neugier, Unerschrockenheit und Geschicklichkeit beweisen.

„Ein Trümmerhund muss mit jedem Untergrund zurechtkommen, damit er sich voll auf die Suche konzentrieren kann“, erklärt Fretschner, der seit bald 30 Jahren Rettungshunde ausbildet.

Leckerli bringen wenig

Von dem pädagogischen Ansatz, Hunde mit Futter zu konditionieren, hält er dabei wenig. Er erzieht seine Vierbeiner seit jeher auf spielerischer und emotionaler Ebene. „Mit Leckerli lernt der Hund doch nichts, höchstens kurzzeitig“, meint der Ausbildungsleiter und Vorsitzende des Rettungshundezugs. „Gehorsam ist für mich etwas anderes.“

Ein Casting wie dieses veranstalten die Zirndorfer alle paar Jahre. Für den Aufbau einer Fachgruppe für Mittelfranken werden Hundeführer mit Kenntnissen im Bereich Personenspürhunde gesucht. Die Ausbildung dauert in der Regel zwei Jahre. Christina und Sieglinde Gaukler sind aus Hilpoltstein nach Zirndorf gekommen. Ihr Collie Barki bringt ihrer Ansicht nach zumindest einen vielversprechenden Stammbaum mit. „Seine Oma war schon Rettungshund“, erzählt Christina Gaukler, „vielleicht hat ja Barki verborgene Talente.“ Ein Jahr ist er alt und „benimmt sich gerade aufmüpfig wie ein Teenager“.

Den Testparcours nimmt Barki aber gerne auf sich. „Neugierig ist er ja“, urteilt Walter Fretschner mit Wohlwollen und macht ein Häkchen auf seiner Checkliste.

Mutter Sieglinde Gaukler, die das Ganze beobachtet, während Christina den Familienhund nach den Anweisungen des Ausbilders führt, bleibt allerdings vor allem wegen der Röhre skeptisch: „Na? Ob er da wirklich durchgeht?“ Er geht. Widerwillig zwar zuerst, aber die Neugierde siegt letztlich. Selbst mit einem lauten Knall, den Fretschners Helfer mit zwei Holzbrettern überraschend erzeugen, lässt sich der Collie nicht aus der Ruhe bringen.

Das Casting, das vor allem dem gegenseitigen Beschnüffeln aller beteiligten Zwei- und Vierbeiner dient, ist erst der Anfang. Die für tauglich gefundenen Hunde und ihre Halter werden in einem nächsten Schritt auf das mit 12 000 Quadratmetern üppig bemessene Trümmerübungsgelände des Biberttaler Rettungshundezugs bei Roßtal eingeladen. „Das regelmäßige Training findet zwei Mal wöchentlich dort oder zur Flächensuche in einem Wald statt“, erläutert Walter Fretschner. Dann wird sich auch weisen, was bei Barki stärker durchschlägt: die Gene der Großmutter oder der jugendliche Rabauke.

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